II. Wirbel fossiler Raubtiere aus den alttertiären Phosphoriten von Escamps
und Bach bei Lalbenque (Lot) und von Mouillac (Tarn et Garonne).
Wie in der Einleitung erwähnt wurde, ist es bei dem jetzigen Stande unseres Wissens
nur ausnahmsweise möglich,, die in den Phosphoriten zerstreut gefundenen Wirbel bestimmten
Formen zuzuweisen, es sollen daher im Folgenden nur einige charakteristische Wirbel beschrieben
und im Übrigen der Charakter des vorhandenen Materials- im Allgemeinen besprochen
werden.
Atlas.
Es sind leider nur 15 Exemplare dieses Wirbels A—P vorhanden, von welchen A von
Mouillac Taf. V, Fig. 10, B von Mouillac Fig. 9, C von Escamps Fig. 12, H von Mouillac Fig. 14r
I von Escamps Fig. 11, M von Escamps (?) Fig. 13 und P von Mouillac Fig. 15 abgebildet sind.
Abgesehen davon, dass die Flügel meistens lädiert sind, sind alle wohl erhalten, nur P ist bloss
durch die rechte Seitenmasse vertreten. Die ventrale Spange ist nur bei A relativ breit, bei
B—G schmal, sonst nur mässig schmal, ventral bei ersterem flach, bei D—G und I stark, sonst
etwas gerundet, nur bei B mit kleiner, bei F und G mit angedeuteter hypapophyse versehen.
Sie ist rostral ausser bei A gerundet, caudal oft scharfrandig. Der Neuralbogen ist bei B und
H relativ sehr lang, bèi A mittellang, sonst mittelkurz, besonders bei L, bei P kann er sogar
recht kurz gewesen sein. Der meist ziemlich gerade Rostralrand ist öfters, z. B. bei A, B und
H mit einer medianen Kerbe und kleinen Vorsprüngen daneben versehen, nur bei L ist ober
ihm ein gerundeter Höcker als Andeutung eines proc. spin. vorhanden; der Caudalrand ist
stets scharf, bei A, B, I und K fast gerade, bei L wenig, bei M und N tief concav, sonst
deutlich concav, nur bei H median stumpfwinkelig und daneben etwas convex.
Der Flügel ist dorsal flach, bei F eben concav*, nur bei H eben, bei P etwas am caudalen
Teile nach unten gerichtet, ventral bei I—L neben der Spange und vor seiner hier sehr
kurzen aber dicken ventralen Wurzel concav eingesenkt, so dass eine Flügelgrübe entsteht,
wie sie- bei den rezenten Raubtieren nicht, wohl aber bei dem atlas von Potamotherium Vale-
toni von St. Gerand le Puy zu beobachten ist. Er ist meist von mittlerer Grösse, bei B und H
jedoch klein, sein Rostralrand entspringt meist hinter dem Gelenkfortsatz, bei I jedoch und noch
mehr bei K und L, weiter vorn an seiner Seite und läuft meistens kurz etwas concav nach
aussen eben vorn, bei B jedoch viel mehr nach vorn und bei M—O nach aussen eben hinten, bei
P lang nach aussen ein wenig hinten, und ist bei letzteren gerade; daher liegt das Rostraleck bei
dem letzten sehr weit, bei M—O etwas seitlich und ist hier stumpfwinkelig und die Seitenkerbe
weit offen, während es sonst etwas spitz vorspringt, eine kleine concave Kerbe begrenzend, bei
B jedoch deutlich vorragt, so dass die Kerbe tief und schmal, wie öfters bei Ursidae oder
Hyaena wird. Nur bei A führt eine breite Brücke über die Kerbe bis an den Seitenrand des
rostralen Gelenkes. Der gerade oder wenig convexe Aussenrand läuft nach hinten eben, seltener
z. B. A und E etwas aussen und ist meistens mitt-ellang, bei I und E jedoch ziemlich lang und
bei H und P kurz. Das caudale Ausseneck ist meistens fast rechtwinkelig und gerundet, bei
A jedoch ragt es deutlich spitzwinkelig nach aussen mässig hinten und bei M—O ebenso nach
hinten etwas aussen. Der mittellange Caudalrand, nur bei P sehr lang, ist stets scharf, nur
nahe am Gelenk stumpf und läuft nur bei M—O ohne jedes Inneneck gerade nach vorn innen,
sonst ist dieses meistens fast rechtwinkelig, bei H jedoch stark abgerundet und bei A und P
ganz stumpfwinkelig, nur bei A nahe am Gelenk und nur bei diesem und bei P deutlich der
ventralen Flügelwurzel angehörig, bei P auch etwas nach unten gerichtet. Der Flügel ist also
meist etwas, bei E und I deutlich länger als breit, bei P jedoch breiter als lang und ragt nur
bei diesem, weniger bei A stark seitlich, bei A, B, G, H und P wenig, sonst deutlich hinten vor.
(Bei D, G, K, L und N ist er übrigens so lädiert, dass sich nur wenig über ihn sagen lässt.)
Die rostralen Facetten sind nur bei A ähnlich wie bei den Ursidae und ändern Raubtieren
durch einen breiten Streifen verbunden und nur hier ist ihr gegenseitiger Abstand dorsal
nicht sehr gross, sonst mässig gross. Der Rand ist hier, ferner bei C, D und H—P seitlich etwas
•concav, ventral convex, bei den anderen aber ziemlich gerade; dorsal springen die Gelenke bei
A und H sehr wenig, bei B wenig, sonst etwas bis deutlich vor. Von den caudalen Gelenken
ist nur erwähnenswert, dass sie bei B infolge der grossen Länge des Neuralbogens hinten weniger
hervortreten als sonst, während sie bei K und L und besonders bei P ähnlich wie bei Enhydra
lutris 1 von dem Bogen eben bis etwas abgesetzt sind und dass die Facetten bei K aber auch
bei I und L und wohl auch bei P weniger nach innen sehen als meist der Fall ist.
Die Kanäle sind mässig eng oder nur mittelweit, die rostrale Brücke ist bei A und H
breit, bei I—L sehr schmal, sonst mässig schmal, die dorsale Furche ist meistens flach, nur
hei I—L eben vertieft und verläuft bei L dicht hinter dem Gelenkrand, die ventrale ist bei B
ganz reduziert, nur bei M—O ein wenig vertieft, meist mässig kurz, bei H—L aber sehr lang
entsprechend der Länge des can. transv., der bei B fast so lang als die Flügelbasis, meist jedoch
etwas kürzer, bei H—L sehr kurz und bei M— P halb so lang als diese ist und stets ganz hinten
mündet, wobei aber bei B, C, E, I—L und P die Mündung von oben eben sichtbar ist. Das
foramen arcus fehlt hei B und G, geht sonst von der Mitte der Flügelbasis aus und mündet
bei C—F und M—O im can. vert. unterhalb, bei A und H vor dem oberen Eck der caudalen
Facette, bei I—L und P dicht ober demselben.
Bei der Besprechung der systematischen Stellung dieser Wirbel will ich gleich vorwegnehmen,
dass der atlas Flügel P in auffälliger Weise demjenigen von Enhydra lutris 1 Taf. III Fig. 14
gleicht, nur ist die dorsale Furche nicht wie dort caudal durch eine Leiste begrenzt und die ventrale
Wurzel des Flügels dick, was aber bei einer in der Münchner Skeletsammlung vorhandenen
Enhydra auch der Fall ist, und ausserdem ist der Flügel fast doppelt so gross als bei Enhydra,
gehörte also einer recht stattlichen Form an. Wegen der Unvollständigkeit des Stückes und
weil mir kein hieher zu rechnender weiterer Wirbel vorliegt, lässt- sich leider ausser diesem
Hinweis nichts feststellen. Unter den übrigen Exemplaren lassen sich nach der Entwicklung
■des Rostralteiles des Flügels mehrere Haupttypen unterscheiden, bei A ist eine ähnlich wie
bei Ursus arctos ferox Bl. breit überbrückte Seitenkerbe vorhanden, auch sonst ist hier in
der Verbindung der rostralen Facetten, der Grösse der Flügel u. s. w. manche Ähnlichkeit mit
den Ursidae vorhanden, die ventrale Spange ist aber nicht ;So breit wie dort und der Flügel-
aussenrand läuft weniger nach aussen, in mancher Beziehung ist auch der oben p. 249 besprochene
und von Filhol (1879 PI. 13. Fig. 1.) abgebildete atlas von St. Gerand le Puy ähnlich,
doch ist dort die hypapophyse deutlich, der Neuralbogen relativ kürzer, die dorsale Furche tiefer
und kürzer und springen die Gelenke mehr vor. Es ist also am wahrscheinlichsten, dass der