die Leibeshöhle hineindringt, so wird er von vorne herein nicht nur von dem Ektoderm,
sondern auch zugleich von dem parietalen Mesoderm gebildet.
Die Entstehung des Amnionganges, der eigentlich weiter nichts ist, wie ein weit
nach hinten über das kaudale Ende, des Embryos hinaus gerückter A m n i o n n a b e l , hängt
ab von der grösseren oder geringeren oder auch gänzlich fehlenden Ausbildung einer S c h w a n z f
a l t e des Amnions und der Zeit ihres Auftretens. Ebenso wie er bei denjenigen Reptilien,
bei welchen diese Falte garnicht vorhanden ist (Schildkröten und Sphenodon), am ansehnlichsten
ist, zeigt er auch bei s o l c h e n Vögeln die grösste Entwickelung, bei denen die hintere
Amnionfalte entweder gänzlich fehlt (Puffinus) oder doch wenigstens recht klein ist,
während er bei stark entwickelter Falte überhaupt nicht auftritt (Huhn).
Ein eigentümliches, bis dahin überhaupt noch nicht beobachtetes Anhangsorgan des
Amnions ist der v o r d e r e A m n i o n z ip f e l . Bei einigen V ö g e ln fliessen, sobald das mittlere
Keimblatt in das Kopfamnion einzuwandern beginnt, und die Leibeshöhlensäcke an der dorsalen
Seite bis . zur gegenseitigen Berührung einander entgegenwachsen, letztere an dem
vordersten Ende des Amnions zunächst n i c h t zusammen (wie sie es weiter nach hinten
zu thun pflegen), sondern bilden ein mesödermales, d o r s a l e s Mesenterium und später bei
dem weiteren Eindringen der Leibeshöhle nach u n t e n hin ein ebensolches v e n t r a l e s . Durch
diese beiden Mesenterien bleibt die vorderste Spitze des Amnions während langer Zeit einerseits
dorsal mit der serösen Hülle, anderseits ventral mit dem Entoderm verbunden und wird
dadurch bei der zunehmenden peripheren Ausbreitung des ganzen Blastoderms, namentlich
aber des Gefässhofes, gleichsam mitgezogen und in einen langen spitzen Zipfel verlängert.
Das dorsale Mesenterium schwindet später, während das ventrale sehr lange Zeit
hindurch erhalten -bleibt.
Noch bei ziemlich alten Embryonen konnte ich den Zipfel nachweisen. Die grösste
Entwickelung erfährt er bei Diomedea und Phaeton, aber auch bei Haliplana, Puffinus,
Sula und Sterna fand ich ihn.
Die näheren Einzelheiten beliebe man auf den Abbildungen der Präparate und den
Beschreibungen derselben nachzusehen und zwar beziehen sich auf den A m n i o n g a n g Figg,
1— 16, 28, 29, 32, 35, 37, 38, auf den vorderen A m n i o n z ip f e l Figg. 17, 19—24, 26 bis
29, 33— 35.
Ausser den Abbildungen der Präparate des Amnionganges und des vorderen Amnionzipfels
teile ich ausserdem noch eine Anzahl anderer mit (Figg. 18, 25—27, 30, 31), welche
geeignet s in d , einige Verhältnisse bei der Bildung des Amnions selbst, der Amnionnaht
und der Allantois zu illustrieren.
Die beiden letzten Tafeln mit den Figg. 3 9—53 enthalten schliesslich noch die Abbildungen
von S p h e n o d o n -E m b r y o n e n , welche einige bereits früher von mir in Kürze ge machte
Angaben1, über das Amnion, die Allantois und den Dottersack dieses Tieres näher
erläutern sollen.
1 H. S c h au in s ! and. Beiträge zur Biologie und Entwickelungsgeschichte der Hatteria, nebst Bemerkungen über
die Entwickelung der Sauropsiden. Anat. Anz. Bd. XV, 1899.
Tafel L.
P u f f in u s c u n e a tu s Salv.
Figg. 1 _ 1 7 . Abbildungen zur Erläuterung der Entwickelung des A m n i o n g a n g e s , sowie
des v o r d e r e n A m n i o n z ip f e l s bei Puffinus cuneatus Salv.
Figg. 1— 10. Zehn verschiedene Stadien in der Entwickelung des Amnionganges. Nur der
hinterste Abschnitt der Embryonen ist abgebildet und zwar bei auffallendem Licht. Ver-
grösserung 20 mal, bei den älteren Embryonen 15 mal.
A. Amnion.
vaf. Vordere Amnionfalte.
saf. Seitliche Amnionfalte.
Ah. Amnionhöhle.
Ag. Amniongang.
At. Amniontrichter;
Atp. EkllSermaler Zellptfopf in l j | f Mündung des Amni®htr||M&rs bei/älteren Stadien.
Ana. Amnionnabel.
an. Ektodermale (in späteren Stadien durch das Eindringen des Mittelblattes m e s o -
d e rm a l werdende) Amnionnaht im medial-kaudalen Abschnitt der vorderen Amnion-
falte; an dieser Stelle hängt das Amnion und die seröse Hülle miteinander zusammen.
mf. Medullarfalten. In Fig. 1 klaffen dieselben noch an einer kleinen Stelle, deren
Lage dadurch ganz genau bestimmt ist, dass sie unmittelbar o b e r h a lb der d o r s a l e n
Öffnung des Canalis neurentericus sich befindet (Cn).
pr. Primitivstreif.
prr. Primitivrinne.
AI. Allantoisblase.
he. Anlage der hinteren Extremität.
us. Ursegmente.
Sch. Anlage des Schwanzes.
An den Figuren kann man gut verfolgen, wie bei fast vollständigem Mangel einer
h in t e r e n Amnionfalte die v o r d e r e Amnionfalte; fand ihre seitlichen Fortsätze (saf)
sich allmählich über den' kaudalen Teil des Embryos herüberschiebt und ihn derart einhüllt,
dass er schliesslich nur noch an einer kleinen Stell®.dem A m n io n n a b e l (Fig. 5
Ana) von ihr unbedeckt bleibt. Hin und wieder wird dabei auch der h in t e r s t e stark
zurückeebildete Teil des PrimitivISeifens mit in ü i j Amnion aufgenommen (Figg. 2, 4,
5 pr).
Da das Amnion sich aber: nicht wie. gewöhnlich im Amnionnähel schliesst, S n d e r n
distal weiter wachst, so wird der Nabel schliesslich zu einem Gang, ausgezogen, welcher
immer noch an der Oberfläche des Blastoderms geöffnet ist.