breitert. Vom Duftfleck bis zum Innenrande breitet sich ein seidenglänzender, feinbeschuppter
„Reibefleck“ aus (Fig. 12 und 13, r).
Der Duftfleck liegt auf dem Vorderflügel zu beiden Seiten der Dorsalader (Fig. 12, do),
auf dem Hinterflügel um die Abzweigungsstelle des ersten und zweiten Astes der inneren Medianader
herum (Fig. 13, im), sodass er sich zum Teil in die Mittelzelle erstreckt.
Ein solcher Duftfleck ist mit Duftschuppen so dicht besetzt, dass er unter dem Mikroskop
völlig undurchsichtig ist. Die Schuppen nehmen eine mehr aufrechte Stellung ein als die gewöhnlichen
; infolgedessen erhält der Fleck ein mehliges Aussehen. Eine einzelne Duftschuppe
ist lang elliptisch geformt (Fig. 14). , Ihre Länge beträgt 0,232 mm, ihre Breite 0,049 mm.
Auffällig ist ihre bedeutende Dicke im Vergleich zu der von gewöhnlichen Schuppen. Letztere
sind etwa 0,003 mm, erstere dagegen 0,013 mm dick. Diese Erscheinung hängt mit dem weiter
hinten beschriebenen inneren Bau zusammen. Der Stiel, der Duftschuppe setzt sich nicht wie
bei den gewöhnlichen Schuppen am unteren Ende derselben an, sondern etwas aufwärts an der
hinteren Seite der Duftschuppe, sodass diese nach vorn und unten eine Zunge streckt, welche
den Aussenrand der Alveole umschliesst (Fig. 14 und 16, z).
Ausserordentlich schön lässt sich nun bei Euploea erkennen, auf welche Weise der
Duftstoff nach aussen gelangt. Unter der Duftschuppe liegt eine grosse, mehrkernige Zelle,
die als Drüsenzelle funktioniert (Fig. 16, d). Von dieser aus gelangt das abgeschiedene Sekret
durch den Stiel der Schuppe in das Innere derselben. Durch ein äusserst zartes, schwammartiges
Gewebe (Fig. 15 und 16, schw) wird es weiter geleitet und tritt schliesslich durch Foren
auf der Oberfläche der Duftschuppe aus. Ungefähr 2000 solcher Poren mit einem Durchmesser
von etwa 0,0015 mm durchsetzen die Decklamelle der Duftschuppe. Sie liegen in Längsreihen
zwischen den Chitinleisten der Schuppenoberfläche. Mit starker Vergrösserung kann man sie
auf letzterer deutlich erkennen (Fig. 14, po). Auf Quer- und Längsschnitten lässt sich auch
der Zusammenhang der Poren mit den mannigfach gewundenen Hohlräumen des Schuppeninneren
wahrnehmen (Fig. 15 und 16, po). ■
Durch diesen eigenartigen Bau der Duftschuppen wird die Verdunstungsfläche ausserordentlich
vergrössert und die momentane Wirkung des Sekrets wesentlich erhöht. Ein zusammenhängender
Tropfen desselben würde wohl langsamer verbraucht werden, aber infolge
seiner verhältnissmässig kleinen Oberfläche würde er im Augenblicke des Gebrauchs von viel
schwächerer Wirkung sein. Ein tropfenweises Austreten namentlich am Grunde der Duftschuppe
ist deshalb dadurch vermieden, dass die vorher erwähnte Zunge den Rand der Alveole
umfasst und so das Sekret zwingt, den Weg durch den feinen Zerstäuber der Duftschuppe zu
nehmen. Dass es bei der Euploea auf eine momentane Wirkung des Duftorgans ankommt,
darauf weist die ganze Anlage desselben hin. Für gewöhnlich schliesst der Schmetterling sein
Duftorgan gegen die äussere Luft ab, indem er Vorder- und Hinterflügel gegeneinanderdrückt.
Im Augenblicke geschlechtlicher Erregung aber entfernt er beide Flügel von einander und lässt
den lockenden Wohlgeruch entweichen, und dann ist sicher das Männchen im Vorteile, dessen
Duftorgan augenblicklich am stärksten wirkt. Die sogenannten „Reibeflecke“ scheinen nicht
die Bedeutung zu haben, die ihr Name angiebt, dass nämlich auf ihnen durch entsprechende
Flügelbewegungen das Sekret verrieben und zu schnellerer Verdunstung gebracht werde.
Letzteres wird durch die Duftschuppen selbst vollkommen erreicht. Die genannten glatten
Flächen werden vielmehr ein innigeres Aneinanderschliessen der beiden Flügel ermöglichen
und so den Schmetterling besser vor unnötigem Verlust an Duftstoff bewahren als rauhe, mit
grösseren Schuppen bedeckte Flächen, die zwischen sich grössere Hohlräume freilassen
würden.
Von dem Duftorgan der Euploea seiner Lage nach verschieden, aber seinem inneren
Bau nach ganz ähnlich erweist sich das Duftorgan vieler Männchen aus der Pieriden-Gattung
Eurema, von denen ich die hinterindische Art E u r em a e x c a v a t a genauer untersucht habe.
Das Duftorgan liegt bei diesem Falter auf der Unterseite der Vorderflügel, zu beiden
Seiten der Wurzel der inneren Medianader [Taf. II] (Fig. 1, imd). Es stellt sich dar als ein
schmaler, langer Duftfleck von licht schieferblauer Farbe.
Er ist mit breit elliptischen, an der Spitze sanft, am Grunde etwas stärker eingebuchteten
Duftschuppen besetzt (Fig. 2). Diese sind 0,083mm lang und 0,041 mm breit; ihre Dicke,
0,008 mm, ist viermal so gross wie die der gewöhnlichen Schuppen.
Auffällig ist die ausserordentliche Verdickung der beiden Flügellamellen unter den Duftschuppen.
(Fig. 3, lo und lu). Der Raum für die ziemlich grossen, mehrkernigen Drüsenzellen
erscheint darin wie ausgemeisselt (Fig' 3, d).
Wie bei der Euploea, so ist auch bei Eurema excavata jede Duftschuppe mit schwammartigem
Gewebe erfüllt (Fig. 4) und auf ihrer Oberfläche mit Reihen von Poren versehen. Letztere
sind mehr, oval als die der Euploea (Fig. 2, po)-; ihre Länge beträgt etwa 0,001mm. Eine über1
greifende Zunge am Grunde der Schuppe ist auch vorhanden, aber nicht so gross wie bei dem
vorher beschriebenen Falter.
Was an der untersuchten Eurema noch besonders auffallt, sind kleine, gelbbraune Körnchen,
die an der Ausmündungsstelle der Drüsenzelle, im Stiele und im Innern der Duftschuppe
sichtbar sind. Ob es verhärtetes Sekret ist, lässt sich nicht genau feststellen, doch ist es höchstwahrscheinlich,
zumal die Körnchen des Schuppeninneren in centrifugaler Richtung immer
kleiner und spärlicher werden, ein Beweis für das, allmähliche Verdunsten des betreffenden
Stoffes.
An dritter Stelle will ich noch auf die Gattung Colias etwas näher eingehen, die von
unseren einheimischen Faltern die schönsten Duftflecke aufweist. .
Colias edusa, Colias myrmidone und noch andere Arten besitzen auf ihren Hinterflügeln
zwischen den Wurzeln der Costal- und Subcostalader einen ockergelben Duftfleck. [Taf. II]
(Fig. 5, c und sc).
Obwohl mir ausser getrockneten Exemplaren nur Spiritusmaterial von ganz frisch geschlüpften
Faltern der Art C o lia s e d u s a mit noch nicht entfalteten Flügeln zur Verfügung
stand, so liessen sich doch gerade an diesen jugendlichen Exemplaren einige interessante Beobachtungen
machen.
Die ausgebildete Duftschuppe ist 0,175 mm lang und 0,068 mm breit. (Fig. 6). Von
ihrem inneren Bau liess sich an den zarten Schuppen des frischgeschlüpften Materials nicht
viel erkennen. Doch könnte man annehmen, dass sie ähnlich gebaut sind wie die Duftschuppen
von Euploea und Eurema. Erstens besitzen [sie am] Grunde eine Zunge (Fig. 6 und 8., z).
Zoologica. Heft 38. 2