Die in ihn hineingelangenden Nervenstämme sind noch so stark, dass der Stiel des Lappens,
abgesehen von den in ihm befindlichen Knorpeln, überwiegend aus diesen vier, noch sehr
voluminösen Nerven gebildet wird.
Der letzte Ramus des Facialis, der H y om a n d ib u la ris , teilt sich unmittelbar nach
seinem Austritt in zwei Aste, einen bedeutend schwächeren und einen stärkeren.
Der e r s t e von ihnen verläuft ein kleines Stück unterhalb der ihn dorsal bedeckenden
Nervenstämme, durchbohrt dann aber den Knorpel und gelangt somit an die u n t e r e Schädelbasis,
dort als P a la tin u s weiter nach vorne bis zu den Zahnplatten verlaufend. Kurz bevor
er in das für ihn bestimmte kleine Foramen gelangt ist, um durch dieses an die Unterseite des
Schädels zu dringen, giebt er noch einen Zweig ab, welcher sich ganz dicht an den Ramus
maxillaris-mandibularis trigemini anlegt und zusammen mit diesem nach vorne bis auf den
Masseter verläuft. Es scheint so, dass er später mit dem Ramus maxillaris-mandibularis
trigemini v e r s c hm ilz t, denn Cole giebt bei der erwachsenen Chimära einen Nerv desselben
Verlaufs als einen Ast des Ramus mandibularis trigemini an. Bei Callorhynchus ist er ursprünglich
aber jedenfalls ein Zweig des Palatinus.
Der g r ö s s e r e Ast des letzten Facialis-Ramus, der H y om a n d ib u la ris im engeren
Sinne, strebt nach dem Verlassen des Schädels direkt ventral, durchbohrt k a u d a l von der
Palatinus-Öffnung den seitlichen Schädelteil (Pq. ?), wendet sich an der unteren und lateralen
Seite desselben nach vorne uud teilt sich in zwei Äste, die beide auf den U n te r k ie f e r gelangen;
der v o r d e r e derselben vereinigt sich unmittelbar am v o r d e r e n Ende des Unterkiefergelenks
mit den Mandibularis des Trigeminus, mit diesen zusammen in die Gegend des grossen
Lippenknorpels ziehend, der andere begiebt sich kaudal davon ebenfalls auf den Unterkiefer.
Vorher zweigen sich aber noch mehrere Äste vom Hyomandibularis ab, von denen der am
weitesten kaudal gelegene sich ventral und etwas kaudal wendet; die anderen — ich zähle
drei davon — verlassen ihn ebenfalls ventral kurz vor der Gabelung in die beiden Mandibularzweige.
Der A c u s tic u s hat seine Wurzeln, wie schon erwähnt, gemeinsam mit dem ventralen
Facialis-Wurzelkomplex, die kaudale Partie desselben bildend. Unmittelbar nach seinem Austritt
schwillt er zu einem Ganglion an, von welchem aus v ie r Nervenstämme sich abzweigen;
einer von diesen wendet sich k a u d a l und versorgt den h in te r e n Bogengang, zwei andere
r o s t r a l e gelangen in den v o r d e r e n und ä u s s e r e n Bogengang und der vierte, ganz kurze,
geht ventral und lateral in den Sacculus.
Die Verhältnisse des Trigeminus und des Facialis (die hier wahrscheinlich schon dieselben
sind wie beim erwachsenen Tier), liegen bei älteren Callorhynchüs-Embryonen, wie es
mir scheint, noch sehr übersichtlich, und sie e n tsp re c h en , wie wir sehen werden, n o c h v ö llig
den f r ü h e s t e n A n la g e n d ie s e r N e rv e n ; s ie s in d d a h e r n a c h m e in e r M e in u n g
wo h l a u c h g e e ig n e t, fü r d ie B e u r te i lu n g d i e s e r N e r v e n g r u p p e b e i d en ü b r ig e n
V e r t e b r a t e n V e rw e n d u n g zu f in d e n und als Handhabe für eine Revision darüber zu
dienen, welche Zweige eigentlich dem Facialis und welche dem Trigeminus zuzuzählen sind.
(Die Larven der urodelen Amphibien z. B. scheinen Verhältnisse in der Trigeminus-Facialis-
Gruppe zu besitzen, welche den oben beschriebenen sehr ähnlich sind, ohne dass dieses in
der • bisherigen Nomenklatur derselben immer genügend zum Ausdruck kommt.)
V a g u sg ru p p e . Kaudalwärts von den Trigeminus- und den ventralen Facialis.-Wurz ein.
und zwar mit einer geringen Ausnahme — beim N. lateralis — in d e r s e lb e n Ebene (in
Bezug auf die Gehirnbasis) wie diese entspringen die Wurzeln der Vagusgruppe. (Vergl. Figg.
159-—172.) Die e r s t e derselben (Figg. 160 u. 163) und gleichzeitig auch die grösste, ist die
des R am u s l a te r a lis , welche etwas mehr dorsal wie die übrigen aus dem Gehirn heraustritt.
Die nächste gehört dem G lo s s o p h a ry n g e u s an; nach einem etwas grösseren Zwischenraum
folgen dann die Wurzeln des Vagus im e n g e re n Sin n e , von denen sich d r e i Portionen
in distinkter Weise unterscheiden lassen, während die übrigen ein einheitliches, langgestrecktes
schmales Bündel bilden, welches sich vom Hinterhirn bis auf das Rückenmark hin erstreckt
und in der Gegend der ersten dorsalen Spinalwurzel endet, wobei die einzelnen sie zusammensetzenden
Fädchen immer weniger zahlreich und gleichzeitig auch zarter werden.
Der Verlauf der aus diesen Wurzeln entspringenden Nerven ist folgender: Durch ein
einheitliches Foramen treten sämtliche Vagusäste — mit Einschluss des Ramus lateralis, aber
mit Ausschluss des N. Glossopharyngeus — aus dem Schädel heraus; sie sind dabei so angeordnet,
dass dre i g e s o n d e r te Nervenstämme den Schädel verlassen, die unmittelbar nach
ihrem Austritt zu je einem Ganglion anschwellen; sie gehören zu den drei distinkten Vagus-
wurzeln, welche unmittelbar hinter dem Glossopharyngeus folgen. Von dem letzten, am meisten
kaudal gelegenen Nervenstamm nimmt ausserdem noch ein vierter seinen Ursprung, der seinerseits
wiederum ein Ganglion bildet und sich fast direkt kaudalwärts wendet, während die
drei vorhergehenden eine v e n tr a le Richtung einschlagen; es ist der Ramus in te s tin a lis .
Ausser diesen VagusStämmen tritt noch ein fünfter, der L a t e r a l is , aus dem Vagus-
Foramen heraus und zwar an dessen r o s t r a 1 e r Ecke; er dokumentiert seine Selbständigkeit
von den übrigen schon dadurch, dass er von einer besonderen bindegewebigen Scheide
umgeben ist, die ihn von den übrigen Aesten trennt; (nur mit dem e r s te n derselben hängt
er nicht selten durch einige wenige Nervenfasern zusammen Figg. 170 u. 172.) Wie seine
Wurzel von vorneherein mehr rostral-kaudalwärts zog, ' die der übrigen Stämme nehmen mit
Ausnahme der letzten bis auf das Rückenmark heraufreichenden Fasern einen dorsal-ventralen
Verlauf — so wendet er sich auch weiterhin fast völlig kaudal, die ändern Äste dabei
la te r a l überschreitend. Auch er schwillt bald nach seinem Austritt durch das Foramen zu
einem Ganglion an. Während der Ramus intestinalis m e d ia n von den occipito-spinalen und
spinalen Nerven verläuft, zieht er l a t e r a l von diesen dahin (Figg. 170:—172.)
Was schliesslich noch die hintersten Vaguswurzeln anbelangt, so gehen dieselben, wie
ich schon sagte, auf das Rückenmark herauf.,! - wo sie unmittelbar vor dem ersten dorsalen
Spinalnerven endigen; sie entsprechen damit also bereits vollständig den Wurzeln des
„A c c e s s o r iy s “ oder dem „ sp in a le n V a g u s a n te il (Lubosch)“ der höheren Vertebraten.
(Vergleiche auch Fig. 70, die Darstellung der Wurzeln der letzten Hirnnerven bei Sph en o d o n .)
Der G lo s s o p h a ry n g e u s tritt durch ein b e s o n d e re s Foramen, das rostral von dem
des Vagus liegt, aus dem Schädel heraus; später allerdings sind diese beiden Foramina so nahe
an einander gerückt, dass sie fast zu e inem verschmelzen. Wie dieser Nerv schon innerhalb
der Schädelhöhle dorsal-ventral verläuft — genau ebenso wie die Vagusäste im engeren Sinne
— so behält er diese Richtung auch nach dem Verlassen derselben bei; er ist ebenfalls im
Besitz eines Ganglion.
Um nochmals auf die V ag u s k e r n e zurückzukommen, welche sich zu jeder Seite des
Nachhirns an dessen kaudal-ventralen Partie befinden, Fig. 165, und von denen sich v ie r sehr
Zoologica. Heft 39. • ; - . É