zu thun haben. Dasselbe wird von odontoblastenartigen Bildungszellen abgesondert, deren
Fortsätze sich tief in es hineinerstrecken und dadurch Kanäle erzeugen, die wegen ihres meist
parallelen Verlaufes die grösste Ähnlichkeit mit den Kanälchen eines typischen Dentins besitzen;
jedenfalls kann man die fragliche Substanz mit grösserem Recht als Dentin bezeichnen wie
die übrige spongiöse Masse der Zahnplatte. Von dieser unterscheidet sie sich auch dadurch,
dass sie nach den üblichen Knochentinktionsmethoden behandelt fast völlig f a rb lo s bleibt,
namentlich aber durch d en Umstand, dass sie d a u e r n d , selbst beim erwachsenen Cällorhyn-
chus, u n v e r k a lk t u n d w e ich b le ib t.
In den jüngsten Entwickelungsstadien ist dieses w e ich e D e n tin noch n ic h t vorhanden
; es erscheint erst etwas später an den kaudalen Enden der Platte und rückt bei dem
Wachstum derselben allmählich weiter nach vorne.
Mit Entstehung der Hartsubstanz selbst in der Platte hat es nichts , zu thün; denn
Schon lange bevor es auftritt, haben sich die ersten Scherben und Balken derselben gebildet.
Anfangs liegt es meistens auch etwas tiefer wie die äussere Oberfläche der Platte; später
rückt es oft bis dicht an dieselbe heran, ja sogar bis in sie hinein und hängt dann auch nicht
selten mit den übrigen Dentinbalken zusammen.
Was die D e u tu n g dieses Gebildes anbelangt, so ist dieselbe jedenfalls schwierig, und
nur mit V o rb e h a lt spreche ich die V e rm u tu n g aus, dass wir in dieser wei c h en D e n t in m
a s s e die Ubërréste ehemaliger Reihen von einzelnen oder auch bereits schon verschmolzenen,
sich von hinten her immèr neu ergänzenden Z ä h n e n zu sehen haben, deren ehemaliger
Verlauf jetzt noch durch die auf den Platten befindlichen, erhabenen Leisten angedeutet ist.
Von diesen Zähnen wurden, vielleicht ähnlich wie es bei der Ontogenèse von Ceratodus der
Fall ist, im Laufe der phylogenetischen Entwickelung die spongiösen Dentin- oder Knochenmassen
abgesondert, die schliesslich zu einer e in h e itlic h e n Platte, welche zur Zerkleinerung
der Nahrung geeigneter war, wie die e in z e ln e n Zähne, v e rs c hm o lz e n und letztere schliesslich
gänzlich umgaben und verdeckten. Da diese nunmehr die Funktion der Nahrungszerkleinerung
nicht mehr zu erfüllen hatten, verloren sie auch ihren Kalkgehalt' und degenerierten,
erhielten sich aber in diesem Zustand noch bis heute. Während ihre Anordnung in den drei
Reihen v ie lle ic h t schon Anklänge an höhere Formen äüfweist, erinnern sie in ihrem suC-
cessiven Wachstum von hinten nach vorne an die Reihen der Selachierzähne, welche ihren
Ersatz auch von h in te n her von den in den Schleimhäutfalten steckenden und allmählich
nach vorne rückenden Zahnanlagen erhalten. —
Endlich möchte ich noch auf die Wirbelsäule ëingehen, weil das Studium derselben bei
Çallorhynchus sich als geeignet erweist, um manche Entwickelungsvorgänge bei anderen
Formen zu verstehen1).
An der C h o rd a kann man schon in recht jungen Stadien eine sehr dünne, anscheinend
ganz homogene, z e lle n lo s e S c h e id e nachweisen. Betrachtet man diese mit sehr starken
Vergrösserungen, so bemerkt man, dass sie selbst schon in früher Zeit keinen völlig einheitlichen
Bau besitzt. Die m itte ls te Partie ist offenbar weicher und weniger fest gefügt wie die
innere (der Chorda unmittëlbar anliegende) und die äussere, Die Scheide wird somit hierdurch
*) Die darauf bezüglichen Figuren werden zum Teil in meiner Abhandlung über die Entwickelung der Wirbelsäule
in dem H an d b u c.h d e r v e r g l e i c h e n d e n und e x p e r im e n t e l l e n E n t w i c k è l u n g s g e s c h ' i c h t é
der Wi r b e l t i e r e , herausgegeben von O. H e r tw i g , veröffentlicht werden.
bereits jetzt in zwei fast gleich dicke Teile gesondert; an der äusseren derselben beginnt
auch schon in diesem Stadium eine ganz dünne peripheren Rin den s c h ic h t sich bemerkbar
zu machen, von der ich es vorläufig noch unentschieden lasse, ob zu ihrer Entstehung, oder
wenigstens zu ihrem Wachstum nicht auch die ihr aussen anliegenden, prächordalen mesoblastischen
Zellen etwas beitragen, während im übrigen die Scheide zweifellos ein Produkt der Chorda ist.
Die Zähl der aus den Ursegmenten abstammenden, sich um die Chorda und ihre Scheide
anlegenden Zellen ist anfangs auffallend geringe, und das ist namentlich in d en Regionen
der Fall, welche zw is c h e n den späteren unteren und oberen Bogen sich befinden; in der
Gegend der letzteren selbst häufen sie sich etwas mehr an und bilden dort in ihrer Gesamtheit
vier Längsleisten auf der Chorda, an denen man, solange knorpelige Elemente in ihnen
noch nicht aufgetreten sind, schwer eine Segmentierung nachweisen kann. Von diesen vier
Regionen — also den Bogenanlagen — aus beginnt sehr frühzeitig in die Chordascheide, wenn
diese noch sehr dünn ist und kaum die Dicke eines Kernes der sie umgebenden Zellen erreicht
hat, eine E inw a n d e ru n g von Zellen (die jetzt aber noch durchaus keine Knorpelzellen sind).
Letztere durchbohren ¿bei ihrem Eindringen die äusserste Schicht der Scheide und begeben
sich in die vorher erwähnte, mittlere, nachgiebigere Partie derselben, wobei sie sich gleichzeitig
sehr in die Länge ziehen und spindelförmig werden. .' Diese Vorgänge finden übrigens
nicht allein im vertebralen sondern auch im c r a n ia le n Abschnitt der Chorda statt. Die
C h o rd a s c h e id e w ird d a d u rc h — vorläufig nur unterhalb der vier Bogenanlagen — in
e in e ä u s s e r e u n d e in e in n e r e L a g e g e te ilt.
Die Zahl der einwandernden Zellen wird allmählich grösser und dieselben breiten sich
dann nicht allein in der mittleren Region aus, sondern sie erfüllen auch die seitlich davon
gelegenen inneren und äusseren Schichten der Chordascheide, welche mittlerweile voluminöser
geworden sind. Nur die ä u s s e r s te n d ü n n en P a r ti e en derselben, die einerseits dem
Chordaepithel, anderseits den Perichordalzellen benachbart sind, werden von ihnen v e r s c h o n t
Und b le ib e n s t e t s z e lle n f r e i; es sind dies die C u tic u la c h o r d a e (auch wohl Elastica
interna genannt) und die E la s t i c a e x te r n a der Autoren.
Die nunmehr z e lle n h a ltig e Chordascheide kann man als s e k u n d ä r e bezeichnen im
Gegensatz zu der ehemaligen p r im ä r e n z e lle n lo s e n . Dieselbe ist zweifellos gleichbedeutend
mit den p r im ä r e n W irb e 1 n der Amnioten, wie sie von Götte, mir und anderen genannt
wurden. Von diesen unterscheidet sie sich, abgesehen davon, dass sie bei Callorhynchus nicht
segmentiert ist, hier und bei einer grösseren Anzahl anderer Formen noch auf folgende Weise:
Bei den A m n io te n — ich denke hierbei hauptsächlich an die Reptilien und besonders
an Sphenodon — wird der primäre Wirbel n u r von d en aus den Ursegmenten direkt abstammenden
P e r ic h o r d a lz e lle n g e b ild e t, welche sich von Anfang an gleich in grösser
Zahl und in dicker, fester Schicht um die Chorda herumlegen, o h n e in die S c h e id e
d e r s e lb e n e in z uw a n d e rn .
Der primäre Wirbel von Callorhynchus, vielen Selachiern u. s. w.1) entsteht dagegen
auf dem Umweg, dass die mesoblastischen Perichordalzellen nicht gleich in g e s c h lo s s e n e r
Lage die Chorda umgebenll|Londern nur von 4 Punkten aus a llm äh lich in die Scheide
derselben eindringen.
Es erscheint mir sehr interessant, dass ausser jenen beiden Entwickelungsarten noch
i) Man vergleiche auch die Arbeiten von K l a a t s c h im Morph. Jahrb. Bd. 19—22,
Zoologie a. Heft 39.