hoch und gleich breit wird; doch sahen wir ja (A. p. 16), dass manchmal noch bis zum Beginn
der v. 1. das Dach caudalwärts eben ansteigt.
Wie wir ferner (A. p. 28) sahen, bietet das vor allem als Merkmal benutzte Verhalten
des proc. spinosus . auch keinen sicheren Anhalt, indem nicht nur bei den Bären die Rückneigung
fortdauert und ganz allmählig verschwindet, sondern auch sonst sich öfters Übergänge finden.
Im typischen Falle allerdings, der ja am häufigsten ist, befindet er sich am v. th. ¡. ganz hinten
oben am Dache, ist rückgeneigt und besonders klein und tritt vom 1. v. th. 1. an wieder in die
Mitte des Daches, wird senkrecht gestellt oder sogar vorgeneigt und zugleich stärker.
Weiterhin ist in der Regel am v. th. i. zum letzten Mal eine mit einer fossa transversa
versehene diapophyse vorhanden, während sie an den v. th. 1. fehlt oder nur rudimentär ist;
doch giebt es auch davon nur allzu viele Ausnahmen, z. B. sämtliche Canidae (A. p. 38).
Besonders kennzeichnend ist aber das Verhalten der Gelenke: Die rostralen Facetten,
bisher flach und nach oben eben aussen und vorn gerichtet, werden, in der Regel etwas concav
und sehen mehr oder weniger stark nach innen, die caudalen verhalten sich natürlich entsprechend
und die vorher rudimentären prae- und postzygapophysen werden nicht nur deutlich,
sondern ändern auch ihre ganze Form und Richtung, indem die ersteren hauptsächlich in die
Höhe ragen, sich zugleich ein wenig von. einander entfernend' und letztere nach hinten und
etwas aussen sich richten mit ohrförmiger Gestalt und gewölbter mehr oder weniger nach
innen gedrehter Oberfläche. (Siehe A. p. 52 und 59.):) “
Beide Gelenke bewahren von hier an die so gewonnene Gestaltung in der Hauptsache
bei, aber wir sahen auch hierbei (A. p. 52 und 60), -dass Übergänge und Anomalien in der
antiklinen Region nicht selten sind. Nach dem Verhalten der rostralen Gelenke richten sich
natürlich auch die metapophysen einigermassen, die bis dahin vom an dem Ende der diapophyse
sich befanden, am T. v. th. 1. aber oben an die Seite der praezygapophysen rücken,
wobei es ja manchmal auch Übergänge giebt (A. p. 39), was hei dem „Verbindungsrücken“,
der zwischen metapophyse und anapophyse fast stets am v- th. i. eine deutliche Kante darstellt,
noch häufiger der Fall ist, indem dieger oft noch an den v. th. 1., ja sogar noch an den ersten
v. 1. vorhanden ist (A. p. 39).
Im typischen Falle besitzt also ein bestimmter Brustwirbel weder caudale Rippenfacetten,
nach tubercula psoaticä, ein caudalwärts ansteigendes und eben verschmälertes Neuraldach,
einen meist recht kleinen, rückgeneigten oder eben senkrecht stehenden proc. spinosus, der ganz
hinten oben am Dach sich, befindet, während sein Rostralrand nach vorn verläuft, ferner eine
kurze kleine, mit flacher, kreisförmiger, fossa transversa, metapophyse und anapophyse nebst
Verbindungsrücken versehene diapophyse und endlich sind hier die rostralen Facetten wie
bisher flach, nach oben gerichtet und sitzen in der Hauptsache auf dem Dache, während die
caudalen schon nach aussen gedreht sind und die postzygapophysen neben der Basis des proc.
spinosus ohrförmig hervortreten, z. B. 10. v. th. Felis caracal 7, Felis lynx 6 (bis auf caudale
Gelenke) j|faf. I Fig. 1, 6, 6 a.
Speziell in seinen Gelenken bildet also dieser Wirbel eine Art Übergang von den v. th. v.
zu den v. th. 1. und deshalb nenne ich ihn „Übergangswirbel“, er ist identisch mit dem vertebra
intermedia (v. th. i.) von Lucae (1873 II p. 406). Giebels diaphrägmatischer Wirbel entspricht,
wie ein Vergleich der Wirbelzahl-Tabellen zeigt, in der Regel dem 1. v. th. der sich normaler
Weise durch nichts Besonderes vor den weiteren v. th. 1. auszeichnet. Letztere sind identisch
mit den vertèbres lombaires costinifères in Strauss Dürkheim 1845 I p. 480, ich rechne sie aber
trotz ihrer grossen Ähnlichkeit mit den v. 1. aus. den oben angedeuteten Gründen noch zu
den v. th.
Die Bedeutung der antiklinen Region liegt vor allem darin, dass bis hierher die Ursprünge
der ventralen Lendenmuskeln (m. psoas) reichen und dass der Zug der dorsalen Spinalmuskeln,
wie die meist hier wechselnde Richtung der proc. spinosl beweist, an dieser Stelle
umkehrt und hier sich ungefähr aufhebt, dass ferner die in der vorderen Brustregion durch
ihre Artikulation mit zwei Wirbeln und der diapophyse so fest angefügten Rippen hier viel
freier beweglich werden, dass aber andernteils die bei den v. th. v. mögliche Rotationsbewegung
der Wirbel von hier an durch die Stellung der Facetten der prae- und postzygapophysen,
auch durch die meist bis neben den pediculus dê® folgenden Wirbels rückragenden änapophysen
fast ganz verhindert wird, wie dies die Tabelle in Lucae (18/2 I p. 337) und die Arbeit von
Hughes ;(J892:p. 265 ff.) klar beweisen, Nicht ganz zutreffend dürfte aber die Angabe des ersteren
(1873 II p. 415) sein, dass der Schwerpunkt des Körpers bei den Raubtieren an dem vertebra
intermedia liege. Allerdings muss wohl die Schwerlinie ungefähr in dieser Region die Wirbelsäule
treffen - der Schwerpunkt liegt ja ventral von ihr — aber es erscheint mir sehr fraglich,
ob dies an dem genannten Wirbel der Fall ist, indem z. 11. sowub! bei Hyaena, die eine so gewaltig
entwickelte N a c k e n m u s k u l a t u r und einen so reduzierten Schwanz besitzt, als bei vielen
Lutrinae, wo umgekehrt der Schwanz sehr stark, die Nackenmuskulatur aber keineswegs kräftig
ist, der 12. v. th. als Übergangswirbel ausgebildet ist.
Immerhin spricht Strauss. Dürkheim 1845 I p. 485 mit Recht hier von einem „noeud du
mouvement“ und ich erachte es für mindestens ebenso wichtig, die Lage dieses Punktes bei
jeder Form anzugeben, wie die Zahl der Wirbel der einzelnen Regionen. Es ist übrigens zu
beachten, dass der v. th. i„ wie die Tabellen ergeben, stets in der Region der rippentragenden
Wirbel und in der Mitte oder etwas hinter derselben innerhalb der freien Rumpfwirbel liegt,
dass aber, wie meine Messungen beweisen, das letztere Verhältnis sehr durch die oft so starke
Streckung der v. 1. verschoben wird.
Meist ist der 10- Oder 11. freie Rumpfwirbel v. th. i-, manchmal auch der 12. und es
finden sich Andeutungen durch Fortbestehen der Rückneigung des proc. spin. und der fossa
transversa für eine weitere Verschiebung nach dieser Richtung, während man kaum Spuren
findet, welche den 9. Brust-Wirbel als v. th..i. charakterisierten als höchstens den Umstand, dass
bei Felis serval 8 die. caudale Rippenfaeette schon hier, und d-ass bei Cryptoprocta 1 die fossa
transversa rechts am 10. Wirbel fehlt. Warum übrigens bei dem sonst so einheitlichen Genus
Felis bald der 10. bald der 11. Wirbel zum v. th. i. wird, während bei Canis ganz constant der
10. es ist kann ich auf Grund meiner Untersuchungen nicht erklären.
Häufig wird Übrigens bei einer grösseren Zahl von rippentragenden Wirbeln ein späterer
Wirbel zum v. th. i., so bei Lutra mit 14 v. th. der Ü., mit 15 jedoch der 12. v. th. und es ist
bemerkenswert, dass in der Regel dann die v. 1. weniger als sonst gestreckt sind, so dass also
zwei Umstände Zusammenwirken, um die antikline Region caudalwärts zu verlagern.
Wie meine Tabellen über die Wirbelzahl im Vergleich mit anderen, z. B. Giebel in Bronn
1877 p. 245 und Flower: Osteologie 1888 p. 75 ergeben, ist die Zahl der rippentragenden Wirbel
nur mässig konstant, indem sie häufig mit derjenigen der v. 1. alternierend schwankt. Zwei e -
hafte Fälle sind aber doch recht selten, z. B. Ursus arctos Flower 1. c. p. 75, wo^ an einem
Zoologica. Heft 36.