als Schuppenrudimente aufzufassen. Beide Gebilde dienen der Ausbreitung des Sekrets. Die
schlotförmigen Alveolen haben die Schuppen ganz verloren; ihre Verrichtung besteht nur noch
in Abscheidung des Duftstoffes. Wir haben also hier die Übergänge von den gewöhnlichen
Schuppen mit ihrer kleineren Basalzelle bis zu gut entwickelten Drüsenzellen. Die schlotförmigen
Alveolen hielt schon Aurivillius (19) für rudimentäre Schuppen; freilich kannte er nicht, da
er sie nicht bezüglich ihrer Drüsen untersuchte, ihre Bedeutung für das Duftorgan.
Flügelfalten.
Einen Schutz können die Duftorgane fernerhin erhalten durch Einfaltungen der Flügelfläche,
in deren Innerem die Duftschuppen verborgen liegen. Einen solchen Bau weist z. B.
das kommaförmige Duftorgan auf den Vorderflügeln von Hesperia sylvanus und Hesp. thaumas
auf. Oft ist die Falte noch durch breite Deckschuppen nach aussen abgeschlossen; dies ist
z. B. der Fall bei dem Kommafleck von Hesperia comma und der Flügelfalte auf dem ersten
Aste der inneren Medianader von Argynnis paphia. [Vergl. hierzu A u riv illiu s (19)].
Sehr ansehnliche und komplizierte Duftorgane genannter Art besitzen die Männchen der
Gattung Danais. Haase (32) führt eine ganze Reihe derselben an; M. B. Thomas.(33) giebt
eine allerdings wenig eingehende Beschreibung der Anatomie ihrer Duftorgane. Von den
Danaiden standen mir Danais plexippus und Dan. ch ry sip p u s zur Verfügung.
Bei beiden Faltern liegt das Duftorgan unterhalb des ersten Astes der inneren Medianader,
der an dieser Stelle schwach seitlich ausbiegt [Taf. III] (Fig.;t;-2 und 3, r*Äl. Ast der
inneren Medianader). Ohne Mikroskop betrachtet, erscheint das Organ als ein erhabener, mit
schwarzen Schuppen bedeckter Fleck. Wendet man schwache Vergrösserung an, so erhält
man ein Bild, wie es Fig. 3 darstellt. Der erhabene Fleck erweist sich als eine Falte, deren
spaltförmige Öffnung von der Rippe abgewendet liegt (Fig. 3 oe). Färbt man die Flügel (am
geeignetsten mit Boraxcar-min, etwa 36 Stunden lang, dann gut auswaschen), so' zeigt sich eine
schwache Färbung zwischen der Falte und der Rippe, und in letzterer färbt sich auch ein
Streifen, der sich nach oben und unten auskeilt (Fig. 3, s). Grössere Klarheit über diese Erscheinung
gewährt uns ein Querschnitt durch die in Frage kommende Partie des Flügels wie
ihn Fig. 4 darbietet. Die Falte ist innen ausgekleidet mit Drüsehzellen (dz). Zellen in der
Faltenwandung bildet auch M. B. Thomas (38) ab; aber er stellt sie weder als lebend, noch in
zutreffender Form und Anordnung dar.
Die Verbindungsbrücke zwischen Falte und Rippe ist mit lebender Substanz (Ist) angefüllt,
die sich mit gefärbt hat. Der Streifen im Inneren der Rippe erweist sich als eine Anhäufung
ähnlicher Drüsenzellen wie in der Falte (dzr).
Zunächst sei nun näher auf den feineren Bau der Falte eingegangen. Sie wölbt sich in
Gestalt eines halben hohlen Rotationsellipsoids hervor. 'Ihr freier Rand (r) ist ein wenig eingerollt.
Der Flügel bildet unter ihr eine seichte Vertiefung (v). Aussen ist die Falte mit einer
dickeren (ech), innen mit einer zarteren (ich) Chitinhaut bekleidet.
An Drüsenzellen sind zwei Arten vorhanden [Taf. III] (Fig. 5). Die einen sind lang,
sackförmig (ls), die anderen kurz und nach unten zugespitzt (kz).
Die langen Drüsenzellen münden durch eine röhrenförmige Alveole (a) in das Lumen
der Falte. In der Alveole sitzt eine kleine, elliptische Duftschuppe (d) mit kurzem Stiele. Unmittelbar
unter diesem besitzt die Drüse einen Hohlraum (h), durch den aber das Protoplasma
eine Zunge bis zum Schuppenstiele streckt. Letzteres zeigt; in der vorderen Zellenhälfte
körnige, in der von der Alveole abgelegenen Hälfte maschige Struktur (ma). In die Protoplasmafäden
des Maschenwerks eingelagert findet man feine braune Körnchen; es ist das Sekret,
welches hier abgesondert wird. Zu grösseren Kügelchen vereinigt findet man die Substanz in
der Umgebung der Kerne, und zwar sowohl des grossen, inmitten der Zelle gelegenen Kernes,
als auch der kleineren mehr peripher gelegenen (kx). Ob das Sekret (se) an [dieser Stelle nur
gesammelt oder in grösseren Mengen ausgeschieden wird, lässt sich hier nicht nachweisen. Im
oberen Teile der Zelle sieht man, wie solche braune Körnchen auf der Protoplasmabrücke den
Hohlraum (h) überschreiten und bis an den Schuppenstiel herantreten.
Die kleineren Kerne und das sie umgebende Protoplasma sind durch eine hellere Schicht
(Fig. 9 hl) von dem Protoplasma getrennt, das den grossen Kern einhüllt, sind also eigentlich
Zellen für sich. Aber durch eine gemeinsame Chitinhülle sind sie mit der grossen Drüsenzelle
vereinigt. Ausser ihrer Bedeutung für die Abscheidung des Duftstoffes werden sie die Aufgabe
haben, jene Chitinhülle abzuscheiden. So finden wir hier ähnliche Verhältnisse wie bei den
Drüsenzellen unter den schlotförmigen Alveolen von Nisoniades tages oder wie sie uns bei den
strangbildenden Zellen von Colias edusa entgegentreten, nur dass letzere nicht mit den Drüsenzellen
eine engere Verbindung eingehen.
Die kürzeren, kegelförmigen Drüsenzellen (Fig. 5, kz) besitzen nur einen grossen Kern,
um den herum ebenfalls braune Sekretkügelchen (se) -liegen. Da hier das maschige Protoplasma
fehlt und nur körniges vorhanden ist, so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, dass auch
im Umkreise der Kerne Abscheidung des Duftstoffes, und zwar in erhöhtem Masse, stattfindet.
Bevor das Sekret die Drüse ’verlässt, muss es ebenfalls einen Hohlraum (h,) passieren. Der
Austritt erfolgt durch eine breite, napfförmige Alveole, die von einer äusserst feinen, concav
gewölbten Membran (m) verschlossen wird. An ihrer tiefsten Stelle wird letztere von einem
kurzen, feinen Haar durchbrochen (ha), welches bis zu dem Hohlraume hinabreicht. Wie das
Sekret bei diesen Zellen zum Austritt gelangt, ob das Haar ein feines Röhrchen ist oder ob
die dünne Membran von Poren durchsetzt wird, lässt sich wegen der Kleinheit der Objekte
nicht mehr nachweisen.
- Einen interessanten Bau weist nun auch der neben der Duftfalte hinlaufende Teil der
Rippe auf. An einer normalen Rippe kann man folgende Teile unterscheiden: Aussen herum
legen sich die beiden Flügellamellen (Fig. 10, flo u. flu), an denen man eine ältere und jüngere
(ae und j) Chitinschicht erkennen kann. Dann folgt nach innen eine geschlossene Chitinröhre,
die eigentliche Rippe. Unter ihrer Wand liegen Hypodermiszellen, und in ihrem Lumen ziehen
sich eine Trachee und die sogenannte massive Rippe hin.
Diese Teile lassen sich auch an der Rippe neben der Duftfalte erkennen. Bei Fig. 10
sehen wir aussen die Flügellamellen (s. oben); dann folgt das chitinige Rohr der Rippe (ehr);
tra stellt die Trachee und mr die massive Rippe dar. Die Hypodermiszellen zeigen aber hier
einen ganz abweichenden Bau. Sie sind, wie schon angedeutet, zu cylinderförmigen Drüsen-
zellen (dzr) umgebildet. Sie besitzen einen Kern (k) und ihrem Protoplasma sind Sekretkügel