Beiträge zur Kntwickelungsgeschichte und Anatomie o o o der Wirbeltiere I.
S p h e n o d o n , C a l l o r h y n c h u s , C h am ä l e o .1)
Meine Herren, ich gestatte mir, Ihnen hier eine Anzahl von Modellen, Zeichnungen und
Präparaten zur Entwickelungsgeschichte' einiger Tiere vorzulegen-, die sowohl wegen ihres
grossen morphologischen Interesses, welches sie bieten, als auch wegen ihrer verhältnismässigen
Seltenheit unsere eingehende Beachtung verdienen.
Sphenodon.
Sie sehen hier zunächst drei Modelle, welche die Schädelentwi c k e lung von
S p h e n o d o n darstellen; dieselben sind nach der Bornschen Plattenmodelliermethode angefertigt
und zeigen das Primordialkranium in einem früheren, mittleren und späteren Entwickelungszustand
in 60- sowie 40facher Vergrösserung. ;,Der jü n g s te Schädel gehört zu
einem Embryo von 4,5 mm Kopflänge, während der ä l t e s t e von einem Tier stammt, welches
sich, nicht mehr weit vor dem Ausschlüpfen befand. (Je einen in Alkohol konservierten Embryo
der entsprechenden Altersstufen finden Sie übrigens neben jedem Modell vor.)
Für die Vervielfältigung der Originalmodelle2) ist absichtlich nicht Wachs sondern ein fast
unzerbrechliches Material zur Anwendung gebracht, und ich glaube die praktische Brauchbarkeit
der Modelle namentlich bei fRemonstrationen und im Auditorium bei Vorlesungen dürfte
dabei gewonnen haben, zumal auch die Montierung .auf dem Stativ diesem Zweck besonders
angepasst wurde. Ich darf mir wohl erlauben, noch hinzuzufügen, dass die Genauigkeit der
Modelle nicht nur in den Knorpelpartieen sondern namentlich auch bei der Verbindung der
einzelnen Knochen miteinander sowie in den übrigen Details eine derartige ist, dass dieselben
zu jeder wissenschaftlichen Arbeit unmittelbar verwendet werden können.
Die Farbentöne sind so gewählt worden, dass durch einen b la u e n der K n o rp e l,
durch einen g ra u e n der K n o rp e lk n o c h e n und durch einen g e lb e n der Be leg - oder
H a u tk n o c h e n bezeichnet wird. (Auf den Taf. jpTII sind diese Farben nur durch verschiedene
Nuancen in G ra u gekennzeichnet worden.)
' *) Unter obigem Titel würde von mir auf dem V. Internationalen Zoologen-Kong'ress Berlin, 12'.— 16. August 1901
ein Vortrag gehalten. Ich behalte die Form und die Kürze des Vortrags auch- in den nachfolgenden Mitteilungen bei, indem
ich die B e s c h r e i b u n g d e r P r ä p a r a t e , auf welchen diese fussen, davon sondere und bei der Erklärung ddf
Figuren gebe. — Der Abschnitt über Gehirn und Gehirnnerven sowie der über die Zähne und Hautzähne bei Callorhyn-
ehus ist neu hinzugefügt. Diese Abhandlung bildet den ersten meiner „Beiträge zur EntwickelungSgeschichte und Anatomie
der Wirbeltiere.“ Dieselben sollen später fortgesetzt werden.
2) Dieselbe ist von Herrn P. O s t e r lo h in G a u tz s c h bei Leipzig übernommen.
Zoologica. Heft 39. 1