Zweitens zeigt schon die junge Duftschuppe die vierfache Dicke der gleichalterigen gewöhnlichen
Schuppe. Drittens besitzt sie im Inneren schwammartige Struktur, und viertens zeigt
die getrocknete Schuppe zwischen den stark lichtbrechenden chitinigen Längsleisten dunkle
Flecken.H
auptsächlich aber geben Schnitte des unentwickelten Flügels Aufschluss über die
Stellung der Drüsenzellen zu den übrigen Hypodermiszellen des Flügels und dann über den
Bau der Drüsenzellen selbst.
Fig. 7 stellt den Längsschnitt durch einen Teil des Duftfleckes dar; o ist die Oberseite,
u die Unterseite des Flügels. Beide sind noch gefaltet, wie man an u ohne weiteres von der
Unterseite, an Fig. 8, f auch von der Oberseite erkennen kann. Fig. 7, gz stellt Hypodermiszellen
dar, welche zu Schuppenbildungszellen geworden sind; bei mehreren von ihnen sind die
Alveolen (a) sichtbar. Die Hypodermiszellen (dz) der Oberseite haben eine doppelte Funktion,
einesteils haben sie die Duftschuppen (ds) gebildet, andernteils dienen sie als Drüsenzellen.
An ganz jungen, aus der Puppe auspräparierten Flügeln kann man sehen, dass die
Hypodermiszellen jeder Flügellamelle ursprünglich ein zusammenhängendes Gewebe bilden,
über dem sich später das Chitin ausscheidet. Da aber nun bei den untersuchten Flügeln, wie
Fig. 7,1 zeigt, zwischen den einzelnen Zellen Lücken auftreten, so drängt sich die Frage auf,
wohin die übrigen Hypodermiszellen gekommen seien.
Ein etwas später auspräparierter Flügel zeigt uns Streifen wohlerhaltener Zellen, zwischen
denen verödete liegen. Also ein Teil der lebenden Substanz verschwindet. Aber nicht
nur die Zellen bleiben übrig, die unter den künftigen Schuppen liegen. Ein Teil der erhaltenen
Zellen rückt mehr in die Tiefe, nimmt gestreckte Gestalt an und sondert chitinige Stränge ab,
die den Flügel von oben nach unten durchsetzen (Fig. 7, str).
Wenn nun nach dem Ausschlüpfen der Flügel sich streckt, glätten sich die Falten; die
Chintinstränge aber, die meist zu Bündeln vereinigt sind, verhindern, dass der Flügel zunächst
durch den Blutdruck, dann durch den Luftdruck sackartig aufgebläht wird. Die Strangzellen
liegen in grösser Zahl um die Duftzellen herum, sodass es zunächst scheint, als besässen diese
an ihrer Peripherie noch eine Menge kleinerer Kerne.
AuSser diesen Lageverhältnissen lässt sich an den noch wohlerhaltenen Drüsenzellen
ihr innerer Bau sehr gut erkennen. (Fig. 8 stellt eine einzelne solche Zelle im Längsschnitt,
Fig. 9 einen schrägen Flächenschnitt durch einen Teil des Duftfleckes, etwa in der Richtung
x—y in Fig. 7, dar.)
Die Duftschuppe (ds) wird in der Alveole (da) namentlich durch die Verengerung v gehalten.
Mit dem Stiele sitzt sie einem Hohlraume (h) auf. Hinter diesem, von Protoplasma
umgeben, liegt der. grosse Kern (k), der, wie Fig. 9, kt. zeigt, amöboide Gestalt besitzen kann.
Rund um die Duftzelle herum sehen wir bei strz die Strangzellen, bei str die einzelnen Stränge,
die- durch eine feine Haut (m) zu Bündeln vereinigt sind.
Costalums chläge.
Duftorgane mit.gewissen Schutzvorrichtungen gegen allzuschnellen Verbrauch des Duftstoffes,
wie wir sie schon bei Euploea vorfanden, treten uns bei den fernerhin zu behandelnden
Arten in immer vollkommenerer Ausbildung entgegen.
Hierher gehören zunächst die Flügelumschläge. Bei exotischen Papilioniden [Haase (32)]
ist häufig der Innenrand der Hinterflügel nach oben umgeschlagen und bedeckt die Duftschuppen.
Bei vielen Hesperiden [Fritz Müller (17), A u riv illiu s (19)], unter unseren einheimischen z. B. bei
Syrichthus malvae, Syr, carthami, Syr. alveus, Syr. serratulae und Nisoniades tages, ist der
Vorderrand nach oben umgelegt und bildet einen sogenannten Costalumschlag.
Ein Querschnitt durch den Costalumschlag von S y ric h th u s m a lv a e [Taf. II] (Fig. 10)
lässt erkennen, dass sich der Flügel unmittelbar unter der Costalader (ca.) nach oben umgebogen
hat. Uber der Ader ist noch ein schmaler Flügelrand (fr) übrig. Grosse Deckschuppen
(dsch, durch blaue Farbe kenntlich gemacht), welche teils an der Unterseite der Costalader,
teils etwa in der Mitte zwischen letzterer und der Subcostalader (sca) dem Flügel aufsitzen,
schliessen die Falte nach aussen ab. In dieser Falte liegen dichtgedrängt die Duftschuppen (d),
welche, etwa 0,22 mm lang, am Grunde verbreitert und oben fein zugespitzt sind (Fig. 11). Jede
sitzt in einer hügelartig vorspringenden Alveole (Fig. 12, a), unter der eine grosse, meist mehrkernige
Drüsenzelle liegt (d). Austrittsöffnungen für das Sekret sind an den Dnftschuppen nicht wahrzunehmen.
Auffällig ist aber, dass diese den Alveolen nur locker eingefügt sind; am Grunde
derselben ist keine Cuticula zu erkennen (Fig. 12, gr). So kann man annehmen, dass das Sekret
neben den Schuppen austritt und dass letztere nur noch zur Ausbreitung desselben dienen, in
dem sie in ihrer Gesamtheit einen Büschel mit grösser Oberfläche ergeben. Ein Teil der
Schuppen scheint aber ganz geschwunden zu sein. Denn zwischen den Alveolen mit Duftschuppen
sehen wir noch andere, die etwa 0,003 mm hohe und breite Becher darstellen und
keine Schuppen tragen. Unter jedem solchen Becher liegt eine Zelle mit einem grossen Kerne
(Fig. 12, be). Somit scheint hier eine Rückbildung der Schuppen zu Gunsten der Duftentwickelung
stattgefunden zu haben.
Noch besser lässt sich diese Thatsache an N isoniades tag e s nachweisen. Bei dieser
Hesperide ist der Costalumschlag noch breiter als bei Syrichthus malvae (Fig. 13). Deckschuppen
(dsch) sind in derselben Anordnung vorhanden. In der Falte begegnen wir nun
dreierlei Gebilden. Zunächst fallen uns Duftschuppen auf, die ebenso gestaltet sind wie die
von Syrichthus malvae, gelbbraun gefärbt und etwa 0,45 mm lang sind. Sie stecken gleichfalls
in Alveolen, an deren Grunde sich keine Cuticula erkennen lässt (Fig. 14, gr). Die basalen
Drüsenzellen besitzen mehrere Kerne (d). Ferner finden wir ebensolche Becher wie bei Syrichthus
malvae, nur mit dem Unterschiede, dass jedem eine feine Haarschuppe (ha) aufsitzt und
die Basalzelle meist zweikernig ist (Fig. 15). •
Die merkwürdigsten Gebilde aber innerhalb des Costalumschlags stellen schlotartige
Alveolen dar, welche sich unterhalb der Costalrippe finden (Fig. 13 und 16, schl). Der Rand
dieser Alveolen trägt drei bis vier lang ausgezogene Chitinspitzen. Die darunterliegende Zelle
besitzt einen grossen Kern (k), und um diesen herum liegen einige kleinere (kn) (Fig. 16). Ein
Querschnitt (Fig. 17) lässt diesen Bau 'noch deutlicher erkennen. Die kleineren Kerne haben
jedenfalls die Bestimmung, zur Absonderung der feinen Chitinlamellen beizutragen, die sich
rund um den ganzen Zellcomplex legen (Fig. .17, ch).
Die beschriebenen drei Gebilde stellen nun Glieder einer Entwickelungsreihe dar. Die
grossen Duftschuppen ähneln noch sehr den gewöhnlichen Schuppen. Die Haare sind nur noch