B. Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie.
I. Die Begionen der Wirbelsäule, die Antiklinie.
Da ich leider keine Studien der Mechanik und Entwickelungsgeschichte der Wirbelsäule
und der dazu gehörigen Weichteile machen konnte, muss ich im Folgenden viele berührte
Fragen ungelöst lassen und kann nur Beiträge geben,, die bei weiteren Arbeiten brauchbares
Material abgeben können.
Wie schon eingangs des Abschnittes A dieser Arbeit ausgeführt wurde, ist die Gliederung
der Wirbelsäule in Regionen notwendiger Weise eine etwas künstliche, tro jjclem hat aber
diese Einteilung ihre Berechtigung, wie schon aus der ziemlich grossen Konstanz der Zahl der
Glieder in den einzelnen Regionen hervorgeht. Welcker (1878) will die Wirbelsäule nur als
Ganzes einer ändern homolog erachten, nicht die einzelnen Glieder mit derselben ReihenzähB
in einer späteren Veröffentlichung (1881) aber nimmt er den 1. y.Jpj „den StützwirbS Vert.
fulcralis als. fix an und betrachtet die ganze rostral davon gelegene Partie als einer ändern
homolog, gleichviel, in wie viel Glieder sie zerfällt; diese vergleicht er mit den Abschnitten
eines Maassstabes und nimmt an, dass 26 präsacrale Wirbel das ursprünglichste. Verhalten
darstellten. Dwight (1901 p. 325) schliesst sich dieser Anschauung, wenn auch mit Vorbehalt,
an, merkwürdiger Weise ohne Rosenbergs Ansicht über die Verschiebung des Beckens zu
verwerfen.
Dem gegenüber zeigten meine detaillierten Beschreibungen im Abschnitte A doch wohl,
dass einerseits die mannigfaltigsten Übergänge an den Grenzen aller Regionen, auch von den
v.. ji zum 1. v. s. und von diesem zu den folgenden v. s. stattfinden und dass andererseits jedes
einzelne Glied mehr oder weniger bestimmt charakterisiert ist, dass also keine Gleichartigkeit
wie bei den Abschnitten eines Maassstabes besteht und dass viele Wirbel, nicht nur der atlas
und epistropheus, sondern z. B. auch der letzte mit der unteren Lamelle und der erste mit einer
freien Rippe versehene Wirbp(derife v. c., 7. v. c. und 1. v. th>r,mindestens ebenso scharf
charakterisiert und in ihrer Reihenzahl sogar konstanter als der 1. v. s. sind, was alles gegen
die Ansicht Welckers spricht.
Obwohl der letzte Hals- und der erste Brustwirbel in ihrer Gesämtform sich sehr gleichen
und eine Art Übergang von der Hals- zur Brustregion bilden, ist doch sowohl nach meinen
Befunden, wie nach allen benutzten.Litteratur-Angaben die Zahl der v. c. eine völlig konstante,
denn weder Lutra brasiliensis 3 Taf. IV Fig. 1, wo am 7. v. c. ein Rippenrudiment eben erkennbar
ist, noch ein Arctictis binturong, denMivart (Aeluroidea 1882 p.461 Fig. 1) abbildet, welch
letzterer üjfutlich ausgebildete Rippen besitzt, bildenseine Ausnahme von dieser Regel, da die
Rippen des 1. v. th. bis zum Sternum reichen müssen (Flower: Osteologie 1888 p. 24, 25).
Nach Rosenberg (1899 p. 49, 50) würden übrigens beide Fälle ein primitives Verhalten
darstellen, ebenso wie als Andeutung einesHsfclchen die Gelenkung der ersten Rippe auch mit
dem 7. v. c. (A. p. 6) zu betrachten wäre.
Die darauf folgende Abteilung der freien Rumpfwirbel zählt bei den meisten Raubtieren
20 Glieder und «¿-sind wohl: nur Ausnahmen, wenn z. B. Zorilla libycäl Taf. III Fig. 10, Cuon
j a v a n i c u s 2,, Nyctereutes. procyOEoides 1 nur » besitzen, wie bei ersterer schon daraus hervorgehen
dürfte, daäs d er 4c v. 1. noch eine Andeutung einer anapophyse, hat und so lang als der
längste v. 1. ist, was bei einem normalen letzten v. I nicht der Fall ist. Allein Mellivora scheint
normaler Weise nur » so lc h e r Wirbel zu besitzen, Flower: Osteologie 1888 p. 50 zählt sogar
H H Wir sehen also, dass die von Welcker, wie obenerwähnt, als primitiv angesehene
Zahl: voff fä-präsacralen Wirbeln bei .den Raubtieren nur recht Selten ist und sich bei Formen
findet, die man kaum als primitiv ansehen darf. ' - I
Noch seltener beobachtet man bei den Raubtieren mehr als 20 freifÄRumpfwirbel,
Flower: Osteologie 1888 H 50, giebt für Mephitis 22 an, sonst für einige Putorius 21, auch
Pagenstecher: Die Jagdhyaene T # | p. 211 nennt einige Formen mit 21 freien Rumpfwirbeln,
wierieh auch bei Suricata 1 und Canis nilorlcus- 8
Diese Reihe von Wirbeln wird nun fast- allgemein in die freie Rippen tragenden v. th.
und die nur mit einer diapophyse: versehenen v. 1, eingeteilt, aber Stfäüss Dürkheim 18451
p. 480 und Giebel in Bronn 1877 p,' '261 zogen die Grenze in der antiklinen Region, am „diaphragmatischen“
Wirbel. Die gewöhnliche Einteilung ist jedoch die-praktischere, da nicht nur am
montierten Skelet. sondern auch am lebendengiere die Rippenzahl sich unschwer feststellen
lässt während der antikline Wirbel oft recht undeutlich oder überhaupt nicht ausgebildet ist
(z. I nach Alezais 1898 P- 687 bei Cavia cobaya; und zwar nicht nur bei den Baren sondern
auch bei manchen anderen Raubtieren. Am Bezeichnendsten ist ja? d a ss. G ieb*. der selbst
d iefi Einteilung vorschlug und .„sorgfältigBBronn 1. | |p . » 9 | gezählt haben will, nicht einmal
beobachtete, .lass bei Felis die Grenze bald am 10., bald am 11. v. th. zu ziehen sei obwohl
doch schon Blainville dies bemerkt haben muss, da er in seinem Atlas Felis Pl. XI beii Fehs
caracal und jubatä den lS b e i Fell® tigris; leo und pardus jedoch den 11. v. th. abWdete.
Charakterisieren wir nun die antikline Region näher, so finden wir, dass die Wirbelkörper
hier keineswegs kleiner als vorher sind, wie Giebel 1 H p. 237 behauptet nur die
Breite wird ja normaler Weise bei den v. th. v. geringer, dafür nimmt aber die Dicke und
Länee zu (siehe A. HHHBi bei Hyaena und ProtelespiwSder v. th. i. kürzer als der
1 v th ist bildet er doch nicht den kürzesten Brustwirbel, indem dieser einige Wirbel rostra
davon sich befindet. Caudalwärts vom v. th. i. nimmt ja aUerdings das Volum der Wirbelkorper
meist der R H | Region besteht aber am Wirbelkörper insofern,
als von h ieran die c a u d a l e n Rippenfacetten fehlen u n d geyyisSermassen U H E |
tubercula psoatica erscheinen; in der Regel ist ja der v. th. frei von IHM zahlreiche Ausnahmen, so dass dies kein zuverlässiges Merkmal ist (siehe A. p. 8, 9).
" r a C n ist ^ bemerkenswert, dass;, sein Dach, das bis dahin caudalwärts
sich verschmälerte und anstieg, in dieser: Gegend, aber meist allmähhg, vorn und hinten gleich