
 
        
         
		Sem n o p ith e cu s  (von  mir)  beobachtet worden.  Da  nun  bei  diesen  Tieren  kein  Atavus  nachweisbar  
 ist,  auf den  ein 4. Molar  zurückzuführen  wäre — denn  die  Säugetiere  der  Sekundärzeit  
 sind  in  diesen  Fällen  doch  nicht  verwertbar! —,  so  ist  jeder Verdacht  eines  Atavismus  hier  
 ausgeschlossen. 
 2.  Es  ist  keine  seltene  Erscheinung,  dass  beim  Vorhandensein  eines M  4  gleichzeitig  
 M  3  über  das  gewöhnliche  Maass  hinaus  sich  ausbildet  resp. vergrössert1).  Selbstverständlich  
 ist  diese Vergrösserung  des  oft  rückgebildeten M  3  ein  durchaus  progressiver  Entwicklungsvorgang  
 2). 
 Muss  es  somit  als  festgestellt  angesehen  werden,  das!  ein  Zahn  während  der  Phylogenese  
 nicht  nur  rückgebildet,  sondern  auch  vergrössert werden  kann,  so  kann  auch  der  Annahme  
 einer  im  übrigen unantastbaren phylogenetischen  Serie  daraus  kein Einwand erwachsen,  
 dass  sie  die  sekundäre Ausbildung  und Vergrösserung  eines  reduzierten  Zahnes  voraussetzt.  
 Wenn  wir  somit  in  der  vorhergehenden  Untersuchung  uns  gezwungen  sahen,  die  sekundäre  
 Vergrösserung  rückgebildeter Zähne wie  des  13  bei  E r in a c e u s   und  des M3  bei  G ym n u ra   
 —  falls  letzterer bei den VorfahreiTvon G ym n u r a   (N e c r o g ym n u r u s   und G a le r ix )   wirklich  
 rückgebildet  wurde,  was  allerdings  nicht  erwiesen ist —  anzunehmen,  so  befinden  wir  uns-  
 nicht  im Widerspruche  mit  den  Thatsachen3). 
 A t a v i s t i s c h e   Von Neuerwerbungen  durch A ta v ism u s  dagegen  habe  ich  während  der  vorliegenden 
 nungen!  Untersuchung  nur zwei  einigermässen  unanfechtbare Fälle feststellen können,  nämlich bei  einem  
 E.  e u ro p a e u s ,  der je d e r s e its   im  Oberkiefer  einen  Zahn  besass,  welcher  den  sonst  bei  den  
 E rin a c e in i  fehlenden  P 1  repräsentierte  (siehe  oben  pag. f l   FigfS|7),  und  bei  einem  E.  se-  
 n a a r e n s is ,  wo  in  der  einen Unterkieferhälfte  höchst  wahrscheinlich  der  sonst  verlorengegangene  
 P 3   auftrat  (siehe  oben  pag.  25  Fig.  74). 
 Das verhau-  Schon  vor  längerer  Zeit  (93)  habe  ich  die  Aufmerksamkeit  auf die  für  die  Beurteilung 
 ^Ihn-Krone" ^er  historischen  Entwicklung  der  Zähne  bedeutungsvolle  Thatsache  gelenkt,  dass  Krone  und  
 und  -WurzelWurzel  nicht  im  gleichen  Tempo  abändern.  „Aus  rein  mechanischen  Gründen  treffen  alle  Im-  
 w^ndhTn^eT Pu^se  erst:er  Instanz  die  Krone.  Die  Veränderung  dieser wiederum  zieht  dann Veränderung  
 des Zahnes,  ^er Zahnwurzel mit  sich.  Im ersten Stadium  der progressiven Entwicklung wird also  die Krone  
 vergrössert,  während  die Wurzel  zunächst  die  einfachere,  schwächere  Form  beibehält.  Und  
 umgekehrt:  ist  ein  Zahn  überflüssig  (oder minderwertig)  geworden  und  fällt  der  regressiven  
 Entwicklung  anheim,  dann  äussert  sich  dies  in  erster Hand  durch  Verkleinerung  der  Krone,,  
 während  die Wurzel  länger  eine  relativ  höhere Komplikation bewahrt.“  Die vorliegende Untersuchung  
 hat  einige  wertvolle  Belege  für  diese Auffassung  ergeben.  Ich  erinnere  hier  an  13  
 bei  E.  a lg iru s ,  wo  die Krone  ganz  unabhängig  von  der  Beschaffenheit  der Wurzel  variiert:  
 die  gleich  grosse  Krone  wird  bald  (Fig.  38)  von  zwei,  bald  (Fig.  39)  von  e in e r  Wurzel  getragen, 
   und  Kronen  von  verschiedener Ausbildung  (Fig.  37, 38)  werden  von  gleich beschaffenen  
 Wurzeln  getragen.  Wertvoller  sind  jene  Fälle,  in  denen  die Richtung,  in  welche  sich  die  Entwicklung  
 des fraglichen  Zahnes bewegt,  vollkommen klar  liegt,  wie  z.B.  bei C  und  P 2   des  E.. 
 1)  Vergleiche  hierüber  besonders  B a te so n   (94)  pag.  218,  250,  .270. 
 2)  Ich  muss  mich  hier  auf  diese  Andeutungen  beschränken,  werde  aber  in  einer  späteren  Arbeit  eingehender  
 mit  den  Erscheinungen  der  Neuerwerbungen  im  Säugergebiss  mich  zu  beschäftigen  haben. 
 3)  S c o t t   (92)  pag.  370,  373  vertritt  eine  ähnliche  Ansicht,  wenn  auch  die  von  ihm  angeführten  Thatsachen  
 kaum  geeignet  sind,  die  Fragen  zu  beantworten. 
 e u ro p a eu s;  bei diesen lässt sich nämlich oft deutlich erkennen,  dass  im Differenzierungsprozess  
 die  Krone  der Wurzel  voraneilt. 
 Übersehen  wir  zum  Schlüss  das  Resultat,  welches  die  vorhergehenden Untersuchungen  
 in  Bezug  auf den  genetischen  Zusammenhang  der  Erinaceiden-Form  ergeben  haben,  so  lässt  
 sich  dieses  graphisch  folgendermassen  darstellen: 
 Lanthanotherium. 
 Erin,  europaeus. 
 \   1  (T e tra cus? ) 
 Galerix.  / 
 Necrogymnurus. 
 Ausdrücklich  betone  ich  aber,  dass  diese Auffassung  sich  a u s s c h lie s s lic h   auf  e in   
 Organsystem,  das Gebiss,  stützt.  Um  diè Gültigkeit  dieses Resultates  zu  kontrollieren,  müssen  
 wir  nun  auch  die  übrigen  Organisationsverhältnisse,  insofern  sie  die  aufgeworfenen  Fragen  zu  
 beantworten  fähig  sind,  sowie  die  zoogeographischen  Befunde  in  den Kreis  unserer  Untersuchungen  
 ziehen.