Die Haarschuppen mit ihren Drüsen finden sich nur etwa im oberen Drittel der Dufttasche.
Weiter nach unten ist die Wandung derselben kahl, aber ausserordentlich faltenreich,
besonders in der Nähe der Mündung (Fig. 9).
Diese Falten sind allenthalben mit Sekret angefüllt und für die Ausbreitung desselben
von grösser Bedeutung. Das allmählich nach unten sickernde und auch das dem zurücktretenden
Duftpinsel etwa noch anhaftende Sekret wird in ihnen festgehalten, sodass es an allen
Stellen der Taschenwand angehäuft ist und der austretende Duftpinsel an seiner gesamten Oberfläche
reichlich davon benetzt wird.
Wie kommt nun das Ausstülpen und das Zurückziehen des Duftorgans zu Stande?
Geeignete Muskeln für diese Funktion sind nicht vorhanden. Der obere, grosse Muskel
(m,), der allein in Betracht käme, würde das Innenende des Duftsackes der Mündung nur wenig
nähern können, überhaupt dasselbe nur umbiegen. So bleiben nur noch Luft- oder Blutdruck
als wirkende Kräfte übrig.
Das Duftorgan liegt fast ganz frei im Körper; nur durch die Muskeln (m2, m3 und m4)
in der Nähe seiner Mündung ist es angeheftet. Wie der Querschnitt Taf. V Fig. 13 zeigt, liegt
sein ganzer oberer Teil (odu) in einem Hohlraume (h), den das umliegende corpus adiposum
(cad) freilässt. Würde nun das Organ durch Luftdruck nach aussen gepresst, So müssten an
jenen Raum schwellbare Tracheenblasen grenzen. Aber keine der herantretenden Tracheen (tr)
zeigt derartige Bildungen. Jedoch viele der Zwischenräume (z), die sich zwischen dem corpus
adiposum hinziehen und Blut enthalten, münden in jenen Hohlraum (bei mue), sodass anzunehmen
ist, dass die Dufttasche von Blut umgeben ist. Hieraus erklärt es sich auch, dass
die Duftdrüsen gegen den umgebenden Hohlraum hin keine abschliessende Wandung besitzen
(Fig. 12 und 14, pe).. Nur so können sie durch das sie unmittelbar bespülende Blut ernährt
werden.
Wir sind also zu der Annahme berechtigt, dass das Duftorgan durch Blutdruck ausgestülpt,
oder bildlich gesagt, wie ein Handschuhfinger umgekrempelt werden kann. Dem Baue
nach zu schliessen würde dies in folgender Weise vor sich gehen: Durch Zusammenziehen der
Muskeln im oberen Teile des Abdomens und die daraus resultierende Volumenverminderung
wird zunächst der Blutdruck von oben her erhöht und dadurch wird die Tasche oben eingedrückt.
Sodann ziehen sich die beiden grossen Transversalmuskeln [Tafel V] (Fig. 8, trm) zusammen,
welche vom oberen Seitenrande des fünften nach einer ventralen Chitincrista am
unteren Ende des sechsten Leibesringes verlaufen (crl). Hierdurch wird der Leib seitlich zusammengepresst
und mit Hilfe der sich ebenfalls kontrahierenden Muskeln der unteren Ringe
eine solche Raumverminderung herbeigeführt, dass die vollständige Ausstülpung erfolgt. Der
Muskel (m4) an der Spitze des Duftorgans wird dabei in das Innere des umgekrempelten Sackes
hineingezogen. Hier scheint nun aber der Transversalmuskel (trm), der sich zwischen jenem
(m4) und dem Duftorgan hindurchzieht, hemmend entgegenzutreten. Jedoch der Muskel m4 besitzt
eine solche Länge, dass er bei zurückgezogenem Duftorgan nicht mehr straff gespannt
ist, sondern Biegungen aufweist. Ferner erlährt er beim Ausstülpen des Sackes sicher noch
eine Dehnung. So ist wohl anzunehmen, dass er, trotzdem er ¡den Transversalmuskel umgleitet,
doch noch die genügende Ausdehnung besitzt, um eine vollständige Ausstülpung des Duftbeutels
zu ermöglichen.
Auch die unteren, der Chitincrista (er) des Duftorgans angehefteten Muskeln (m2 undm3)
werden bei dem. Herausstrecken des letzteren gedehnt werden, da ja die Crista ein Stück in
das Innere des umgestülpten Sackes hineingezogen wird.
Das Zurückziehen des Duftorgans geschieht jedenfalls in folgender Weise: Sowohl der
Endmuskel (m4) als auch die unteren Muskeln (m2 und m3) kontrahieren sich und ziehen das
Duftorgan zum Teil zurück. Gleichzeitig erschlaffen aber auch die Körpermuskeln und infolge
der Elasticität des Chitinpanzers erfolgt eine Erweiterung des Abdominallumens. Das in den
ausgestülpten Sack gepresste Blut kann zurücktreten; ja es findet vielleicht auch eine durch
die Körpererweiterung verursachte Saugwirkung statt. Ferner wird auch die Elasticität der
Chitinwand des Duftorgans selbst dazu beitragen, dass dieses wieder in seine Ruhelage gelangt.
Wenigstens können die zahlreichen Fältchen (fl), die die Wand des Organs gegenüber der
Mündung aufweist und die sie nach einer vorhergegangenen Spannung wieder zu bilden sicher
bestrebt ist, für eine solche Annahme sprechen.
Was bezüglich der Lage und der Entstehung des Duftorgans von Danais plexippus gesagt
worden ist, gilt auch von der hier beschriebenen Euploea. Der Bau des Organs ist aber
in mancher Hinsicht abweichend.
Am meisten fällt es auf, dass das distale Ende jeder Dufttasche medianwärts sich umschlägt
und dadurch den Anschein darbietet, als ob ein eigentümlicher Anhang vorliege [Taf. V]
(Fig. 15, ta). Dass es sich indessen nicht um einen solchen handelt, lehrt die Anheftung des
grossen Endmuskels (m4). Das Duftorgan macht demnach im Innern des Körpers nur eine
Biegung (g), geht in einen gebogenen Hals (hal) und schliesslich in eine Tasche über (ta). Beide
Taschen erstrecken sich von dem Duftorgan nach der Bauchseite zu [Taf. V] (Fig. 16, ta). Ihre
und auch die Innenwand des Halses (hal) ist überall mit einkernigen Drüsen besetzt (dr), die
von vielfach gefaltetem Chitin umgeben sind bis auf ihre Aussenseite (au), wo sie durch das
herantretende Blut ernährt werden. In der Tiefe der Tasche nehmen die Drüsenzellen mehr
cylindrische Form an (dre) (Fig. 17). Mehrere münden in einen gemeinsamen Gang (ga), der
in eine langgestreckte Alveole Cal) führt (Fig. 18). In dieser sitzt eine äusserst zarte Haarschuppe
(hsch), die aussieht, als wäre sie an ihrem Ende zerschlissen. Bei starker Ver-
grösserung zeigt sich, dass ihre Wandung eine Menge unregelmässiger Auftreibungen besitzt
(Fig. 17 und 19, aftr). Auf der Oberfläche ist ein Netzwerk feiner Chitinleistchen (chl) zu
erkennen. Ob die dazwischen liegenden Partien; (zw) offen oder durch Chitin verschlossen
sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Dass die Oberfläche nur noch ein feines Gitterwerk darstellt,
kann man insofern annehmen, als das Schuppenhaar sicher nur noch exkretorischen
Zwecken dient. Denn diese Haare werden nicht mit hervorgestreckt, da sie einesteils zu
zart sind und andernteils der Hals der Tasche zu eng ist. Sie leiten das Sekret von den
grossen Drüsen (dre) nach vorn, wo es gemeinsam mit den Ausscheidungen der vorderen
Taschendrüsen und der Halsdrüsen in den Hauptteil des Duftorgans Übertritt, letzteres in seinen
Wirkungen unterstützend. Wie das Sekret beschaffen ist, liess sich an dem untersuchten Material
nicht ermitteln. Dass die seitlichen Taschen (ta) nicht mit umgestülpt werden, geht aus
folgendem hervor: Erstens ist in der Ruhelage ihr Ende etwas abwärts geneigt. Zweitens wird
das verengte Lumen des Halses wesentlich bedingen, dass die Tasche nicht ausgestülpt wird.