viel besser überein als die der Gymn., wenn auch die oben (pag. 12) angeführte starke Variabilität
der Wurzel bei Hylomys offenbar darauf hinweist, dass der alte Zustand der Zwei-
Avurzeligkeit auch bei Hylomys im Verschwinden begriffen ist. Schliesslich steht M3 bei
Hylomys auf derselben Ausbildungsstufe wie bei N e c ro g ym n u ru s, während er bei Gymn
u ra mehr ausgebildet ist (siehe oben).
Das Hylomys-Gebiss hat sich aus dem des N e c ro g ym n u ru s entwickelt vermittelst
eines Vorganges, welcher bei den E rin a ce in i kulminiert: Schneidezähne und Eckzahn im
Unterkiefer haben eine stark geneigte Lage erhalten, die Kronen der ersteren sind verlängert,
der Eckzahn ist ihnen ähnlich geworden und teilt ihre Funktion wie bei den E rin a c e in i; der
letzte Prämolar (P4) oben und unten ist stark ausgebildet, während die übrigen Prämolaren,
verglichen mit denen des Necrogymnurus, etwas rückgebildet sind1); ¡P4 bei Hylomys
bildet, wie unten näher dargelegt werden soll, den Übergang vom P 4 bei N e c ro g ym n u ru s
zu dem bei den Erinaceini.
Erinaceini. D a s Z a h n s y s t em d e r E r in a c e i n i i s t w e s e n t l i c h a ls e in e W e i t e r b i l d
u n g d e s H y lo m y s -G e b i s s e s in d e r a n g e g e b e n e n R i c h tu n g —• d u r c h d ie
s ic h g e g e n s e i t i g b e d in g e n d e n V o r g ä n g e d e r h ö h e r e n A u s b ild u n g u n d d e r
R ü c k b i l d u n g — a u f z u f a s s e n . Die wesentlichen Momente dieser Differenzierung sind
folgende: J_1 ist höher und schmäler geworden, hat die Basalspitze eingebüsst, ~L2 ebenso;
letzterer zeigt sogar ziemlich konstant (bei Erin. europaeus) eine Furche an der Wurzel,
was wohl als progressive Bildung zu deuten ist. Auch P4, durch die Stärke der hinteren Basalspitze
(verglichen mit dem Verhalten bei Gymnura) dem P4_ bei H y lom y s zSnächst sich
anschliessend, ist stark ausgebildet und erlangt innerhalb der Art Er. eu ro p a e u s eine weitere
progressive Differenzierung (siehe unten). Ebenso erreicht P 4 bei den E rin a c e in i eine höhere
Ausbildung als bei irgend einem Gymnurinen; auch mit Bezug auf diesen Zahn ist der Übergang
von dem Verhalten bei Hylomys, hier unter Vermittelung von T etracu s,. leicht darzulegen
(siehe unten). Ferner setzt sich hier der schon bei Hylomys eingeleitete Vorgang
im vorderen Teile des Unterkiefers fort: Schneidezähne, Eckzahn und vorderster Prämolar sind
einander ähnlich geworden, haben die geneigte Lage und das hiermit zusammenhängende Missverhältnis
zwischen Krone und Wurzel erhalten2), während unter gleichzeitiger Verkürzung
des Kiefers die minderwertigen Zähne verschwinden. Die mittleren Ante-Molaren im Unterkiefer
sind also jedenfalls zugleich rückgebildet und differenziert (umgebildetpäjif
Auch die Molarenreihe ist, wie erwähnt, in beiden Kiefern verkürzt durch die starke
Rückbildung der M 3.
Gänzlich unterdrückt sind im Ober- und Unterkiefer der bereits bei Gymnurini stark
1) Vergleiche Näheres im folgenden Abschnitt.
2) Es mag hier bemerkt werden, dass eine Umwandlung des C zum Habitus und zur Funktion des I, und
wohl auch zu anderem Gebrauche, sich mehrmals in der Säugetierreihe vollzogen hat; so, um nur einige bekannte Beispiele
zu nennen, bei W ie d e rk ä u e rn , H a lb a ffe n und unter den anderen In s e k t iv o r e n bei d e n T u p a iid a e und
bei T a lp a . Und zwar ist diese Umwandlung des_C entweder von dem Verschwinden (die meisten Wiede rkäue r)
oder der Reduktion des C begleitet. Dort, wo ein C physiologisch unentbehrlich ist, hat sich der vorderste P zu einem
eckzahnähnlichen Zahn ausgebildet (Halb affen). Hat C wie bei T r a g u lid a e , M o s ch u s etc. einen Funktionswechsel
erfahren (d. h. ist nicht länger Greiforgan), so übt dies natürlich keinen Einfluss auf C aus. Über die Genese dieses
Verhaltens bei T a lp a siehe meine früheren Mitteilungen (97, pag. 525).
abgeschwächte P 1, sowie ausserdem im Unterkiefer ein Schneidezahn und noch ein Prämolar.
Ich habe angenommen, dass von den drei unteren Schneidezähnen der Gymnurini 1 1 bei
den E rin a c e in i unterdrückt ist. Hierfür spricht kein morphologischer Befund bei den ersteren,
sondern nur: 1) das Vorhandensein einer von mir (95) und von Woodward (96) beobachteten Knospe
an der Schmelzleiste vor der Anlage des vordersten fungierenden Schneidezahns, welche von
mir wie auch von Woodward als Anlage eines I I gedeutet wurde1); 2) die Reduktionsart
bei den übrigen In se k tiv o re n , wo nachweisbar bei der Reduktion der unteren Schneidezähne
immer IT schwindet. Für die Alternative, dass die beiden unteren Schneidezähne der E rin a c e in i
dem I I und 13 der Gymnurini homolog sind, spricht dagegen bisher nur der von mir an
einem Erin. a lb iv e n tris (Fig. 72) gemachte Fund eines „überzähligen“ Schneidezahns zwischen
den beiden gewöhnlichen.
Der vordere untere Prämolar bei den E rin a c e in i hat alle nur möglichen Deutungen erfahren
2). Wir schliessen die Deutung desselben alsP 1 als vergleichend-anatomisch kaum begründbar
aus und sehen uns zunächst die Gründe an, welche für seine Homologisierung mit P 2 sprechen.
Erstens spricht hierfür der Umstand, dass bei
Erin. e u ro p a eu s zwischen den beiden unteren
Prämolaren mit zunehmendem Alter, wie es scheint,
s te ts eine Lücke entsteht, hervorgerufen durch
stärkeres Kieferwachstum an dieser Stelle, und
nicht etwa durch Abnutzung der Zähne (Fig. II, III);
Auch bei E. n i g e r ?) , a u r itu s , P a l a e o e r .
c a y l u x i 4) kommt diese Lücke vor. Zweitens
würde man auch, wie schon oben bemerkt, das
Vorkommen eines überzähligen Prämolars lingual-
wärts von der Zahnreihe zwischen den beiden
konstanten unteren Prämolaren bei einem E. sen
a a re n s is (Fig. 74) für die Auffassung, dass der
sonst fehlende Zahn P2 ist, verwerten können;
der fragliche Zahn hat bemerkenswerter Weise
ein primitives Gepräge — einem der vorderen Prämolaren
bei Hylomys ähnlich —, also nicht übel
den an einen atavistischen Fall zu stellenden Anforderungen
entsprechend. Ferner spricht der Umstand,
dass P 3 bei Hylomys kleiner als P2 sein kann,
dafür, dass bei Rückbildung P 2 sich länger als P 3
erhalten wird. Für diese Deutung des vorderen
unteren Prämolaren bei den Erin a ce in i spricht Textfig. n und in. Erinaceus europaeus. untereZahnreihe
I I I eines jüngeren, I I eines älteren männlichen Tieres. schliesslich auch die Ontogenie: W o o dw a rd 5) hat Etwa % nat. Gr.
1) L e c h e (95) pag. 41 und Woodward (96) pag. 561.
2) D o b so n (83) deutete ihn als P 1, Z i t t e l (91) als P 2 in der Abbildung Fig. 481, als P 3 im Text, Woodward
(96) als P 2, ich (95) als P 3.
3) Nach B lan fo rd s Abbildung (78).
4) Nach F ilh o l (91) Fig. 1, 2.
5) Woodward (96) pag. 562, Fig. 7b.
Zoologica. Heft 37. 5