Das Gehirn.
Von Gymn. stand mir kein Exemplar zu Gebote, bei welchem das Gehirn der Untersuchung
zugänglich war.
Das Gehirn von Hyl. unterscheidet sich äusserlich nur dadurch von dem des E rin .,
dass der ventrale Teil des Gyrus pyriformis stärker ausgebildet, sowie dadurch, dass er
durch eine deutliche Furche von der dorsalen Partie getrennt ist. Beim erwachsenen E rin .
ist diese Differenzierung kaum angedeutet, während sie nach den Untersuchungen über die
Ontogenese des E r in.-Gehirns, welche Herr G. G r ö nb e r g im zootomischen Institut zu Stockholm
ausgeführt hat, beim neugeborenen Erin.-Jungen deutlicher ausgeprägt ist.
Am Medianschnitt ist ersichtlich, dass der Balken bei Hyl. relativ viel länger als bei
E r in . ist. Auch ist, wie ebenfalls Sagittalschnitte erkennen lassen, das Cerebellum bei Hyl.
anders gebaut als bei E rin ., indem bei Hyl. die den Vermis zusammensetzenden Blätter in
anderer und zwar einfacherer und jedenfalls ursprünglicherer Weise angeordnet sind.
Eine eingehendere Behandlung des Gehirns kann mit Erfolg erst nach Untersuchung
auch anderer Insektivoren unternommen werden.
Genitalorgane.
Schon 1883 schilderte ich den Bau des Cremastersackes bei einigen Insektivoren, unter
diesen E rin a c e u s . Später (1890) hat K la a ts c h in seiner Arbeit über den Descensus testi-
culorum auch das Verhalten bei Erin. behandelt, und neuerdings (1898) hat W e b e r in eingehender
Weise und an einem reichen Material die ganze Frage einer erneuerten Prüfung
unterworfen, wobei er alle drei E rin a c e id a e berücksichtigt hat.
Als Cremastersack habe ich jene hintere Aussackung der Bauchhöhle bezeichnet,
welche von einer Ausstülpung der Bauchmuskulatur gebildet wird, und in welche die Hoden
zeitweise gelagert sind. Von dem Verhalten bei T u p a ia , T a fp a , S c ap an u s , C ro c id u ra
und B la rin a weicht dasselbe bei E rin a c e u s e u ro p a eu s dadurch ab, dass 1) der kleine
Cremastersack dem M. rectus abdominis nahe und auffallend weit kopfwärts vom Becken liegt;
2) dass der fragliche Sack von der medioventralen Aponeurose aller drei schiefen Bauchmuskeln
gebildet wird. Eine Folge der Teilnahme des M. obliquus abdominis externus an der Bildung
des Sackes ist selbstverständlich, dass letztgenannter Muskel nicht wie bei den oben genannten
Insektivoren eine Öffnung oder Spalte zeigt. Bei E. p ic tu s und c o lla ris fand ich wesentlich
dieselben Verhältnisse, doch bilden beim ersteren Muskelfasern und nicht die Aponeurose den
Sack; W eb e r fand übrigens bei einem E. e u ro p a eu s, dass Muskelfasern des M. obliquus
abd. internus an der Bildung des Cremastersackes teilnehmen. Bei einem erwachsenen E.
e u ro p a e u s reichte der Hodensack bis zum hinteren Ende des Beckens, die Verlagerung des
Hodens ist hier grösser, selbst als in dem von W eb e r abgebildeten Falle1); immer ist die Grube
vorhanden, welche in den Conus inguinalis führt. Ein jugendliches Exemplar von E. jörd o n i hat
ebenfalls einen stärker ausgebildeten Cremastersack; die Hoden wölben sich stark hervor.
Nach den mir vorliegenden Befunden, verglichen mit Angaben in der Literatur, kann es kaum
einem Zweifel unterliegen, dass die Hoden bei Erin. wirklich ihre Lage wechseln, wenn auch
dieser Lagewechsel geringer als bei den vorher erwähnten Insektivoren ist.
Die Befunde bei Erin. sind ziemlich abweichend von denen bei Hyl. und Gymn.; von er-
sterer Form konnte ich drei, von letzterer zwei männliche Exemplare untersuchen. Die Ausgangsstelle
des Cremastersackes liegt weiter distalwärts, und der Sack ist relativ und absolut grösser
als bei jedem bisher untersuchten Erin.; er reicht bei Hyl. bis zur Analöffnung, bei der einen
Gymn. bis zur Symphysis pubis (bezüglich des anderen Exemplares siehe unten). Der Cremastersack
wird von den muskulösen Partieen des Obliquus abd. internus und Transversus abd., und
zwar von Fasern, welche hauptsächlich in schief transversaler Richtung gehen, gebildet; ausseri)
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Zoologica. Heft 37.