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e )M l und Id-2. bei. den beiden re cen ten ;G ym n u rin i^ r, die oberen Schneidezähne
der fossilen sind nicht bekannt - sind etwa gleich hoch, während I I und 1 2 sehr verschiedene
Höhe aufweisen; ferner sind die Milchschneidezähne bei Hylomys auch in ihrer Form denjenigen
bei Gym n u ra ähnlicher, als,• die Ersatzzähne sind (Fig. 1, 7; 3, 5, 12a). Die Differenzierung
der beiden vordersten. Schneidezähne ist also im Milchgebiss weniger weit vorgeschritten
als im Ersatzgebiss, oder mit anderen Worten, die fraglichen Milchzäline stehen auf
einer ursprünglicheren Entwicklungsstufe als die Ersatzzähne.
Bevor wir das Zahnsystem verlassen, Seien hier noch einige Prägen von allgemeinerer
Tragweite, welche durch das Studium des Zahnsystems der E rin a c e id a e beantwortet werden,
hervorgehoben.
ü b e r d i e p r o - Schon in dem ersten Teile dieser Arbeit habe ich eine Frage von kardinaler BedeuwickVJng
des tim£ für die Erschliessung der Stammesgeschichte der Säugetiere berührt. Von massgebender
Z a h n s y s t e m s .Seite (Kowalevski 76, S ch lo sse r, S c o tt 94, Wortman) ist der Standpunkt vertreten
worden, dass die Zahl der Zähne und der Skeletteile (Kowalevski) bei den Säugetieren zwar
abnehmen, aber niemals zunehmen kann1). Es ist dies offenbar nur ein Spezialfall der sehr
allgemeinen Ansicht, dass die Vergrösserung eines Organteils immer von der Rückbildung
resp. dem Untergang anderer begleitet sein muss, dass also wenigstens bei höheren Tieren
eine Entwicklung der Qualität n u r auf Kosten der Quantität möglich ist. Diese Auffassung
hat sich selbst jenseits der Grenzen der eigentlichen Morphologie verbreitet2).
Gegen die Allgemeingültigkeit dieses Satzes bezüglich des G eb isse s habe ich mich
schon damals (95) ausgesprochen, während im Sk e ie t das Auftreten von Neubildungen ohne
gleichzeitige Reduktion anderer Teile bereits von A. C a rls so n (91) in einer auf meine Veranlassung
vorgenommenen Untersuchung nachgewiesen war. Ich erinnerte daran, dass paläonto-
logisch schon seit langem festgestellt ist, dass im Laufe der geschichtlichen Entwicklung einzelne
Zähne bei den Säugetieren sich progressiv ausbilden, ohne dass andere gleichzeitig rückgebildet
würden, was also damit gleichbedeutend ist, dass neues Zahnmaterial zugekommen ist.
Schon dieser Umstand berechtigt zu dem Schlüsse, dass auch n eu e entwicklungsfähige
Schmelzkeime aus der Schmelzleiste entstehen können, ein Schluss, welcher durch direkte
Beobachtungen bewahrheitet worden is t: bei mehreren Säugetieren sind — ausser den Anlagen
der regelrecht bei dem betreffenden Tiere auftretenden Zähne — Schmelzkeim-ähnliche,
von der Schmelzleiste ausgehende Gebilde oft in grösser Anzahl nachgewiesen worden. Die
überwiegende Mehrzahl derselben muss allerdings zugrunde gehen. Ich sah hierin den Ausdruck
eines kaum bei einem anderen Organ in so greifbarer Weise hervortretenden Entwicklungsgesetzes:
„ebenso wie jeder Organismus weit mehr Abkömmlinge erzeugt, als zur Geschlechtsreife
gelangen können, werden während der Ontogenese weit mehr Organkeime (in
1) Auch E. R o s e n b e r g hat neuerdings • in. seinen gediegenen Untersuchungen über die Sehneidezähne des
Menschen hierfür sich ausgesprochen (95 pag. 271): „Sicher wird man die grössere Zahl von Zähnen in einer bestimmten
Abteilung einer zur Vergleichung benutzten Zahnreihe als den Ausdruck primitiveren Verhaltens ansehen dürfen.“ „Anhaltspunkte
für die Annahme einer im Laufe phylogenetischer Entwicklung geschehenen Neuentstehung von Zahnindividuen
bei einigermassen höher differenzierten Formen fehlen dagegen.“ 1
2) Beispielsweise führe ich hier einen Ausspruch L om b ro so s (94 pag. 4) an: „Jeder Fortschritt vollzieht sich
auf Kosten von Organen, die dabei der Rückbildung und Entartung verfallen.“
diesem Falle: Schmelzkeime) angelegt, als zur Ausbildung kommen können. Nun versteht es
sich aber von selbst, dass, falls ein Zuwachs in der Zahnzahl dem Tiere vorteilhaft sein kann,
falls durch sekundäre Verlängerung der Kiefer Platz entstanden, und falls alle übrigen Voraussetzungen
für das Zustandekommen neuer Zähne vorhanden sind, eine oder mehrere dieser
„„überzähligen“ “ Anlagen, welche sonst resorbiert worden wären, zur vollständigen Reife gelangen
können. Es kann somit eine progressive Entwicklung in der Anzahl der Zähne erfolgen,
ohne dass man von Atavismus zu reden berechtigt ist.“
Diese damals ausgesprochene Auffassung, dass das Z ahnsystem d e r S ä u g e tie re
sich re in p ro g re s s iv d iffe re n z ie re n kann, und zwar sowohl d u rch E rw e rb u n g neuer
B e s ta n d te ile .d e r Krone und de r Wurzel, als au ch durch E n ts te h e n n eu er Z a h n individuen,
ist durch neue Befunde bestätigt worden.
Zunächst einige Beispiele aus der vorliegenden Untersuchungsreihe, welche mit voller
Evidenz die Vergrösserung des Zahnes ohne gleichzeitige Rückbildung anderer Teile des Zahnsystems
beweisen. Wie wir oben (pag. 40) gesehen, ist eine solche Vergrösserung in der historischen
Entwicklung des P 4 bei den E r in a c e i d a e ganz unverkennbar. Es sind hier im
Laufe der Stammesentwicklung Zahnteile (deuteroconid und paraconid) hinzugekommen, welche der
ältesten Form fremd waren. Nicht minder beweiskräftig ist P4 bei E r in a c e u s : einzelne Individuen
des E. e u r o p a e u s unterscheiden sich von allen anderen E rin a ceus-Arten durch Verlängerung
des hinteren Kronenteils und der entsprechenden Wurzel, welche ausserdem eine Furche
erhält; bei Pd 4 kann es sogar zur Teilung dieser Wurzel oder zur Entstehung einer äusseren acces-
sorischen Wurzel (Fig. 51 a) kommen. Dass auch in einer solchen accessorischen Wurzel, welche
ich ausserdem je einmal amPd4 von E. e u ro p a e u s (Fig. 71), C y n o g a le b e n n e tti und F e l i s
d om e s tic a , sowie zweimal am 5. unteren Backenzahn von H a l i c h o e r u s g r y p u s gefunden
habe, eine Neubildung und kein Atavismus vorliegt, ist einleuchtend. W a h r s c h e in l i c h ist
auch das ziemlich regelmässige Vorkommen einer Furche an der Wurzel des 12 von E.
e u r o p a e u s sowie das gelegentliche Vorkommen einer solchen am I I von E. m ic r o p u s
(Fig. 57), ä l b i v e n t r i s und a u r i t u s als der Anfang der Zweiwurzeligkeit, somit als eine rein
progressive Bildung, hervorgerufen durch die starke Kronenausbildung dieser Zähne, zu beurteilen.
Die Wurzel teilung des vordersten unteren Schneidezahnes bei den S o r i c id a e , welche
jedenfalls durch die gleiche Ursache hervorgebracht ist, berechtigt zu dieser Annahme.
Was zweitens • das Entstehen neuer Zahnindividuen im Laufe phylogenetischer Entwicklung
betrifft, so ist allerdings meines Wissens bisher kein paläontologischer Beleg — mit
Ausnahme etwa der Z a h n w a le — dafür erbracht worden. Doch dürften die embryologischen
Thatsachen (siehe oben) wie auch folgende Befunde über die Realität dieses Vorganges
keinen Zweifel zulassen. Ausser den bereits früher (95) angeführten Fällen von Vermehrung
der Backenzähne bei den P h o c id a e betone ich hier folgende Befunde:
1. Als eine vollkommen regelmässige Erscheinung habe ich früher (970 starke Knospen der
Schmelzleiste hinter und neben dem letzten Molaren (M3) bei H a i b a f fe n nachgewiesen. Ob
die Möglichkeit der Zahnwerdung, welche in diesen Proliferationen gegeben ist, verwirklicht wird
oder nicht, beruht, wie schon erwähnt, unter anderem auf der Länge des Kiefers, welche bekanntlich
auch durch andere Momente als die Anzahl der Zähne beeinflusst sein kann. Die
Ausbildung solcher Knospen zu einem v ie rte n Molar ist besonders oft bei den An th ro p o -
m o rpha (von S e len k a bei P ith e cu s und Go rilla , von mir bei Troglodytes) und bei