sächlich auf der Betrachtung der Formverhältnisse der Schädelbasis, der Ohrregion und der
Nasenhöhle der rezenten Formen, wobei die Beschaffenheit mancher Organe der Weichteile
zur Bekräftigung der so gewonnenen Resultate herbeigezogen werden kann.
Die Untersuchung der Wirbelsäule der rezenten Raubtiere ergiebt nun keinerlei Anhalt
für die Richtigkeit dieser letzteren Ansicht, wohl aber lassen sich die aus ihr gewonnenen
Resultate gut mit der Systematik von Blainville vereinen, wenn auch im Detail mancherlei
Abweichungen sich ergeben, vor allem in Bezug auf die Stellung einiger etwas isoliert stehender
Formen. Ferner muss hier betont werden, dass in der umfangreichen Familie der Mustelidae
für welche Mivart: Arctoidea 1885 p. 393 eine Dreiteilung durchführte, nach der Beschaffenheit
der Wirbelsäule nur eine Unterfamilie, die der Lutrinae, wohl begründet erscheint, während
die übrigen mannigfaltigen Formen sich nicht in der von Mivart gewollten Art auf zwei
Gruppen verteilen lassen. Auch die von Winge 1896 p. 69, 70 durchgeführte Einteilung lässt
sich kaum mit meinen Ergebnissen vereinen; da ich aber mehrere wichtige Gattungen wie Mephitis
Helictis, Taxidea nicht untersuchte, verbietet sich natürlich ein Versuch einer ändern Einteilung
von selbst. Wie schon C p. 87 erwähnt, halte ich es auch nicht für angebracht, auf die
Beschaffenheit der Wirbelsäule allein eine Systematik zu begründen.
In einer Beziehung scheint übrigens die Wirbelsäule sich für eine Zweiteilung der Raubtiere
verwerten zu lassen, nämlich bei Verwertung des Verhältnisses von Länge und Breite
der Wirbelkörper. Dieses ist z. B. bei dem epistropheus =. 1,05—1,68 bei den Procyonidae
Ailurus, den Ursidae, Gulo, Mellivora, Meies, Mydaus, Zorilla und den Lutrinae, nur bei Nasua 2
und einigen Lutra Uber 1,6, bei den übrigen Raubtieren ist es = 1,63—3,5, wobei es nur bei
Felis leo und pardus, Arctictis 1, Suricata 1, Galictis 1 und Canis lagopus 7 unter 1,8 ist. Auch
bei den weiteren Wirbeln liesse sich eine solche Zweiteilung in Formen mit gestreckten und
solche mit kurzen Wirbelkörpern durchführen, aber abgesehen davon, dass es zahlreiche vermittelnde
Formen giebt und dass Hyaena und Zorilla nach den Lendenwirbeln zu der entgegengesetzten
Gruppe gehörten, wie nach dem epistropheus, überzeugt man sich leicht, dass so ganz
nahe verwandte Formen auseinander gerissen würden, ja, dass man bei umfassenden Genera wie
Felis oder Canis eine solche Zweiteilung vornehmen kann, z. B. Canis lupus und Lycaon gegenüber
Cuon und Canis mesomelas 3 etc. Eine Einteilung nach diesem Prinzip würde -also noch
unnatürlicher sein, wie es die einst von Cüvier vorgeschlagene in plantigrade und digitigrade
Formen war und man kommt zu dem Resultat, dass bei den meisten Familien Formen mit
gestreckten und solche mit* kurzen Wirbeln Vorkommen, dass einige, wie die Ursidae und
wohl auch die Procyonidae nur solche der letzteren Art umfassen, während die Hyaenidae
eigentümlicher Weise im Halse gestreckte, sonst aber recht kurze Wirbel besitzen. Diese Verhältnisse
sind demnach bei der Unterscheidung einzelner Genera oder Gruppen recht brauchbar
zu einer allgemeinen Systematik aber ebenso wenig wie etwa die Zahl der Wirbel in den ein-
zelnen Regionen zu verwerten.
Im folgenden sollen nun einige der wichtigsten Formverhältnisse der Wirbel bervor-
gehoben werden, welche sich zur Unterscheidung grösserer Abteilungen von Raubtieren brauchen
lassen. Wir werden, dabei häufig auf das Ergebnis stossen, dass Merkmale, die in einer Gruppe
höchst variabel sind, im übrigen so konstant zu sein scheinen, dass man sie systematisch wohl
verwerten kann und dass Unterschiede, die physiologisch nur Von sehr geringer Bedeutung
sein können, oft sehr konstant und deshalb systematisch wichtig sind.
Atlas.
Es ist wohl für einige Gruppen höchst charakteristisch, dass die ventrale Spange relativ
recht breit ist z.B. für die Ursidae und Hyaenidae, während sie bei der Mustela-Gruppe und
Zorilla im Gegensatz zu den übrigen Mustelidae sehr schmal ist, wir finden aber nur zu viele
vermittelnde Formen: bei den Viverridae (im weitesten Sinne) solche mit breiter Spange wie
Paradoxurus und Arctictis, wie solche mit sehr schmaler wie Nandinia, Herpestes und in der
Viverra-Gruppe vermittelnde Formen. Ähnlich verhält es sich auch mit der Länge des Neuralbogens
und dem gegenseitigen Abstande der rostralen Gelenke. Nach dem letzteren Verhältnis
findet man wohl, dass bei Hyaena, Proteles und der Paradoxurus-Gruppe, sowie bei
Cryptoprocta und Galictis die Gelenke einander nahe sind, während ihre gegenseitige Entfernung
sonst meist mässig gross, bei Suricata, der Procyon-Gruppe, Enhydra und anderen sogar sehr
gross ist, Canis aureus Bl. C. PI. IX macht aber eine Ausnahme unter allen Canidae und bei
Felis finden wir zahlreiche Formen von beiderlei Art. Manche Formen erscheinen auch dadurch
charakterisiert, dass ihre rostralen Gelenke ventral verbunden sind wie die Ursidae, Mellivora,
Meies, Procyon, es giebt aber hier in fast allen Familien (ausser den Viverridae) vermittelnde
Formen, bei welchen die Facetten nur bis nahe zur Mediane auslaufen oder nur ganz schmal
verbunden sind, z. B. Felis pardus, Galictis, Zorilla, Otocyon.
Auch die Grösse des Flügels ist nur in beschränktem Masse systematisch zu verwerten,
so ist er z. B. bei Hyaena, Arctictis 1 und den Ursidae gross, bei allen Procyonidae
klein, die meisten Raubtiere haben aber einen Flügel von mittlerer Grösse. Ob sein Rostral-
eck deutlich seitlich gelegen ist oder dicht an dem Gelenke liegt, ebenso auch, ob ein caudales
Inneneck vorhanden ist oder nicht, lässt sich kaum systematisch gut verwerten, da zu viele
Ausnahmen und Übergänge Vorkommen, dagegen bietet der Flügel sonst recht brauchbare
systematische Merkmale, die wir der Übersichtlichkeit halber in einer Tabelle zusammenfassen.
Rostraleck Seitenbrücke
vorspringend nicht vorspringend breit-mittelbreit sehr schmal fehlend
Felidae _ ■ -' Felidae
& S K 1 Cryptoprocta Cryptoprocta
Viverra - Gruppe * sonstige Viverridae meiste Viverridae Viverra-Gruppe p. p. _ ■
Cynogale Bl. V. PI. IX* Eupleres Eupleres —
Suricata, Arctictis Suricata, Arctictis I G ■ .;--
_ | Procyon, Nasua n j j M ^ — Procyon, Nasua
Cercoleptes — Cercoleptes —
— Ailurus, Bassaris - • ‘ Ailurus, Bassaris
Ursidae ■— Ürsus p. p.. Ursus p. p. Ursus p. p. Melursus
Hyaena — Hyaena p. p. Hyaena p. p.
i l l i i l i i Proteles •' — Proteles — ■
— Mustelidae Mellivora meiste Mustelidae Mydaus
— ' ■ ' — — Mephitis. Bl. M. PI. IX
— Lutrinae ** — — Lutrinae
meiste Canidae Canis corsac 7, Otocyon ia** — — Canidae
* Das Rostraleck springt kaum vor. ** Das Rostraleck ist meist ganz reduziert.