m ic r o p u s und a l b i v e n t r i s (Fig. 32) in derselben Lage wie beim jugendlichen E. europaeus.
Diese Verschiedenheit in der Lage hängt meist mit dem Ausbildungsgrade zusammen, welchen
der Zahn erlangt: bei denjenigen Arten, wo er sich in die Zahnreihe stellt, ist er stärker, bei
denjenigen, wo er die Lage des jugendlichen Stadiums von E. e u ro p a e u s beibehält, schwächer
ausgebildet. Sowohl was Lage als Ausbildung betrifft, treten nicht geringe individuelle Schwankungen
auf. Die Kronenform ist, wenn am vollständigsten entwickelt und nicht abgeschliffen,
dreispitzig, indem sich vom Cingulum eine vordere und eine hintere Basalspitze erhebt; selten
sind beide Basalspitzen so deutlich, wie bei dem abgebildeten Exemplare von E, a u r i t u s
( lib y c u s Fig. 33) und bei einem a lg i r u s . Eine Teilung der Hauptspitze fand ich beiderseits
bei einem E. e u r o p a e u s . Nur einmal unter 54 Exemplaren von E. e u r o p a e u s fand ich
die Wurzel einerseits mit einer Furche versehen; dasselbe ist bei einem der beiden untersuchten
E. d e a l b a t u s (Fig. 34) der Fall.
Id 2 stimmt mit 12 überein, ist aber kleiner.
13 spielt hier durch seine starke Ausbildung eine ganz andere Rolle als der schwächliche,
resp. rudimentäre 13 der Gymnurini. Stets viel grösser als 12, zeigt er im übrigen eine
beträchtliche Variabilität. Nehmen wir zunächst Rücksicht auf diejenigen Arten, von denen
ein Material, genügend gross, um eine befriedigende Einsicht in die Variationsbreite dieses Zahns
zu gestatten, vorliegt, und sehen wir einstweilen von E. e u r o p a e u s ab, so erhalten wir folgendes
Resultat.
E. a lg i r u s : bei der überwiegenden Mehrzahl sind zwei Wurzeln, bald einander parallel,'
bald divergierend verlaufend, vorhanden, bei einigen wenigen tritt eine Verwachsung an der
Basis ein; nur bei e in em Exemplar (von 34) findet sich e in e Wurzel ohne Furche (Fig. 39)1). Die
Krone variiert völüg unabhängig von der Beschaffenheit der Wurzel, wie -ein Blick auf die
Figg. 37—39 lehrt: die gleich grosse Krone wird bald (Fig. 38) von zwei, bald (Fig. 39) von
e in e r Wurzel getragen, und Kronen von verschiedener Ausbildung (Fig. 37, 38) können von
gleich gebauten Wurzeln getragen werden. Wo die Krone am grössten, ist sie mit deutüch abgesetzter
hinterer Basalspitze versehen.
E. d e s e r ti und s e n a a r e n s i s (Fig.65a) haben alle (mit Ausnahme von je einem Exemplare)
zwei völlig getrennte Wurzeln. •
Nach meinen Exemplaren, ergänzt mit den in der Litteratur2) vorliegenden Angaben,
ist auch bei E. alb.iventris, a u ritu s , a lb u lu s , c o lla ris und p ic tu s das Vorkommen zweier
getrennter Wurzeln am I 3 das gewöhnliche, und Individuen mit einer gefurchten Wurzel
kommen nur ganz vereinzelt vor; nur bei E. a lb iv e n tris fand ich 1 Exemplar mit einer unge-
furchten Wurzel. Die Krone zeigt - im allgemeinen keine der Wurzel entsprechende Modifikation.
Dass sich E. je rd o n i (Fig. 58) und micropus (Fig. 57) ebenso wie die vorigen verhalten, ist
wahrscheinlich, wenn auch aus Mangel an Material nicht sichergestellt3).
Bei dem mittelmiocänen E. o e n in g e n s is sind am 13 wahrscheinlich zwei Wurzeln vorhanden4).
j) De W in to n (97) giebt bei einem Exemplar drei Wurzeln am I 3 an (!).
2) Brauchbare Angaben bei A n d erson (78, 95) über I 3 bei E. c o lla r is und pictus.
3) Unter vier (von A n d e r s o n , D o b s o n und mir) untersuchten Exemplaren von E. micropus waren-die
beiden Wurzeln selbständig bei zwei, verwachsen bei den beiden anderen Ex.
4) L y d e k k e r (86) pag. 24.
Bei E. e u ro p a e u s , wo der hintere Kronenrand des 13 eine zusammenhängende Schneide
ohne ausgeprägte Basalspitze darstellt,, zeigt die Wurzel ein den übrigen untersuchten Arten
entgegengesetztes Verhalten: unter 79 Exemplaren fand ich keines mit zwei Wurzeln und nur
11, wo die einheitliche Wurzel mit einer in ihrer Ausbildung sehr variablen Furche ausgerüstet
ist (Fig. 42, 40, 46). Auch die 3 Exemplare von E. d e a lb a tu s und chefoo hatten eine gefurchte
Wurzel. Die Krone bietet bei E. e u ro p a e u s keine nennenswerten Abänderungen dar.
Einen rudimentären verkalkten I d 3 fand Wood w a rd an zwei (neugeborenen?) Individuen
von E. e u ro p a e u s , durch welchen Fund die von mir im ersten Teile dieser Arbeit
vertretene Ansicht, dass der persistierende 13 dem Ersatzgebiss angehört, bestätigt worden ist.
Einen lehrreichen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Zahnsystems gewährt die o b e r e r E c k -
Untersuchung des oberen Eckzahns. Es bewegt sich nämlich innerhalb einer einzigen Art, E. eu-zahn des Per‘
ro p a e u s , die Gestalt dieses Zahns zwischen derjenigen eines Prämolaren von einer den be- ^Gebisses6"
nachbarten Zähnen ähnlichen Beschaffenheit und derjenigen eines fast typisch ausgebildeten
Eckzahns. Der Übersichtlichkeit halber unterscheiden wir vier Hauptetappen dieser Umbildung,
wobei wir von einem Stadium ausgehen, auf welchem der Zahn ausgeprägten Prämolarcharakter
aufweist:
1) Krone mit Cingulum. sowie mit vorderer und hinterer Basalspitze ausgerüstet, ebenso A u s b i l d u n g s lang
oder länger als bei P 2. Stets zwei getrennte Wurzeln (Fig. 40,41)1 - •
2) Krone mit schwachem Cingulum und schwachen Basalspitzen, kürzer und meist höher paius.
als bei P2. E in e Wurzel mit starker Furche (Fig. 42).
3) Krone nur noch an der Lingualfläche mit schwachem Cingulum versehen, keine Basalspitzen
oder nur Andeutung einer hinteren, mehr oder weniger gebogen, kürzer aber höher
"als bei 13 und P 2. Zwei parallel gebogene Wurzeln (Fig. 44, 43 a). Der Zahn giebt also C bei-
Gymnura (siehe oben pag. 12) in verkleinertem Maassstabe wieder.
4) Krone wesentlich wie im Stadium 3, aber eine gebogene Wurzel mit verschieden ausgeprägter
(nach Do b so n selbst fehlender) Furche (Fig. 45, 43b). Also: der Zahn weist den
Eckzahntypus auf.
Ich bemerke ausdrücklich, dass die hier aufgestellten Stadien durch zahlreiche Zwischenglieder
verbunden sind, sodass eine einwandsfreie Rubrizierung sich bei manchen Individuen
nicht vornehmen lässt. So bestehen z. B. zwischen Stad. 3, welches ich in dieser Ausbildung
nur bei 2 Exemplaren angetroffen habe, und Stad. 4 a lle Übergänge, indem die Wurzeln sich
von der Kronenbasis anfangend, an einander legen. .Sehr lehrreich sind solche Individuen,
bei denen C auf der einen Seite Stad. 3, auf der anderen Stad. 4 repräsentiert (Fig. 43 a, b).
Überhaupt ist eine für beide Seiten verschiedene Differenzierung keine Seltenheit. Aus solchen
Fällen erhellt besonders deutlich, dass die Umwandlungen der Krone und der Wurzel nicht in
demselben Tempo zu erfolgen brauchen, weshalb eine gleichartige Krone mit verschiedener
Wurzelbildung gepaart angetroffen werden kann.
Was die Häufigkeit der verschiedenen Formzustände betrifft, so sei bemerkt, dass unter
57 darauf untersuchten Schädeln 28 zwei freie Wurzeln und 29 ein e gefurchte Wurzel hatten1)-
1) Die betreffenden Angaben lauten bei verschiedenen Verfassern sehr verschieden; ein beschränktes Untersuchungsmaterial
ist wohl die Ursache hievon. Sah lertz fand wie ich selbst etwa ebenso viele ein- wie zweiwurzelige C,
A n d e r s o n (95) meistens nur e in e Wurzel, wogegen M iv a r t(6 6 ), L i l Ij e b o r g (74) und D o b s o n (82) eine doppelte