Schaltung eines: Segmentes annehmen, wenn auch von einem Beweis hierfür ohne genaue embryologische
Untersuchung natürlich keine Rede sein kann. Vielleicht würde Mellivora: für
diese ein günstiges Objekt bieten, da diese Gattung anscheinend regelmässig einen freien
Rumpfwirbel weniger hat als die anderen Raubtiere. Dass übrigens Mellivora ratel 1 einen anormal
ausgebildeten 1. v. 1. besitzt, wurde schon p. 74 ausgeführt, zu erwähnen ist dabei noch, dass bei
dieser Form ein 4. Wirbel am Caudalende des sacrum nicht ganz fest angegliedert ist, wie auch
bei Bl. M. PI. IX noch zu erkennen ist, während bei Mellivora ratel lä: schon der 2. v. 1. so
lang als der gestreckteste v. 1. ist. Man könnte dies doch wohl als Andeutungen einer stattgehabten
Verschiebung auffasSen-
III. Die Maasse der Wirbelkörper.
Was diei'so auffällig wechselnde Länge der Wirbelkörper anlangt, so fanden wir (A p. 4fff),
dass diejenige der Spange des atlas in der Regel sehr gering,; die des Körpers dCS-iepistropheus
aber ziemlich gross und dass dann der 3. v. c. deutlich kürzer sei. Diese Verkürzung hält
dann meist bis zum lljv. th. an, worauf wieder eine ganz allmählige Streckung eintritt bis,zum
drittletzten, seltener vorletzten v. 1. Der letzte v. 1. ist dann wieder deutlich kürzer, ebenso
die weiteren Wirbel bis .zum 1. v. ed., worauf wieder eine oft sehr bedeutende Streckung, meist
bis zum 8. oder 10. v, cd. Regel ist, dann erst erfolgt eine endgiltige allmählich Verkürzung. Eine
ähnlich®; Gesetzmässigkeit lässt Sich auch bei den Breiten- und Dickenmaassen feststellen und,
wenn auch stets Ausnahmen sehr häufig sind, .so müssen doch, wie das Verhalten in allen
Raubtiergruppen zeigt, gemeinsame Ursachen zu Grunde liegen, die wir im Folgenden theoretisch
klarzulegen versuchen wollen.
Die Kürze der Spange: des atlas ist wohl durch die hier erforderliche grillte Beweglichkeit
begründet, die Stärke des epistropheus aber dadurch, dass an ihm zahlreiche an der Bewegung
des Kopfes und des atlas beteiligte Muskeln einerseits, sowie viele mit den weiteren
v. c,, deren rostralen Abschluss dieser Wirbel ja bildet, in Verbindung stehende?Muskeln andererseits
sich ansctzcri.
Bei der Küfz|: :d,es letzten v.’M und vf.ls, sowie des 1, v.; cS; Wirkt vielleicht der Umstand
mit, dass hier Grenzen leicht beweglicher Teile an starre vorhanden sind, denn ähnlich
wie der atlas an den festen Schädel, so grenzt der 7ff;v. c- an die durch die Rippenverbindung
mit dem Sternum relativff starre rostrale Brustregion und die beiden anderen Wirbel an das
feste und am Becken nur wenig bewegliche sacrum. Da ferner die Bewegungen der Wirbelsäule
durch Kombination: vieler sehr geringfügiger Verschiebungen der einzelnen Glieder entstehen,
ist es natürlich für eine freiere Beweglichkeit von Vorteil viele kurze Wirbel zu haben,
während eine grössere Festigkeit erreicht wird, wenn nur wenige lange Glieder vorhanden sind.
Es sei hier nur an den langen vielgliederigen Greifschwanz von Cercoleptes im Gegensatz zu
dem ebenfalls langen von Canis vulpes erinnert, den wir ja, schon oben p. 75 erwähnten, Vielleicht
wirkt der berührte Umstand auch im Thorax bestimmend mit ein, da durch die Kürze
und grosse, Zahl der einzelnen Glieder die durch die Rippenbefestigung bedingte geringe Beweglichkeit
jedes, einzelnen im Ganzen einigermassen kompensiert wird. Ausserdem kommt aber
hier natürlich die Zahl und der Abstand der Rippen, weiche von der Thoraxfunktion (speziell
wohl von der Atmung) abhängig sind, beeinflussend in Betracht.
Beachten wir nun aber den schon oben p. 73 erwähnten Umstand, dass bei Raubtieren,
die viele v. th. jiiben und deren v. th. i. zugleich auch weiter caudälwärts liegt, in der Regel
auch die y, 1. wenig ggöreckfcßjad und dass, dieSifFormen überhaupt plumper und weniger
beweglich sind als solche, welche nur 13; v. th., den l|||ö,der 11. als. v. th. i. und 7 fe T. sehr
gestlitkte v. 1. besitzen, so,Avcrdon wir zu einem dem obigen gewissermässen entgegen arbeitendem
Gesetz geführt. Das letzterwähnte Verhalten läuft nämlich auf möglichste Verlängerung
des für die Beugebewegung so wichtigen Lendenabschnitts hinaus und es kommt hier der Umstand
in Betracht, dass die geringe Bewegung, die ein Glied gegen das andere ausführt, bei
grösser Länge desselben einen grösseren E n d ^ s e h lag giebt als bei einem kurzer. Glied. Dieser
Umstand ist natürlich, auch bei der stärkeren Streckung der Halswirbel, deren Zahl ja so auffällig
konstant ist, wie auch beim Schwänze in Rücksicht zu ziehen. Bei der Stärke der v. 1.
ist übrigens auch noch zu beachten, dass diese die einzige feste Verbindung zwischen der
rostralen und caudalen Rumpf hälfte bilden, also besonders kräftig sein müssen.
• (Schwer zu erklären ist, warum am Ende der LeBdSnregion die,Wirbel in der Regel
so plötzlich und stark verkürzt werden, die oben angedeutete Ursache reicht ja hierfür kaum
zur Erklärung aus. Auch für die Veränderungen der Breite und Dicke sind die Gründe nicht
Sh n e weiteres klar, es ist nur an die eigentümliche Erscheinung zu erinnern, dass im Schwänze
die Breite kontinuirlich abnimmt, die Dicke aber meist zuerst eben zunimmt oder sich Lange
gleich bleibt: Ohne genaue Studien Uber die Rolle der einzelnen Bänder und Muskeln und
ohne Experimente über die Mechanik der Wirbelsäule kann man ja nicht hoffen, diese Erscheinungen
genügend zu erklären; ich verweise hier deshalb nur auf die Arbeiten von G. H. Meyer
1873, Lucae 1872, 1873 und Hughes 1892!. \ ■ ' ■ '
Bemerkenswert ist hier übrigens noch- das Ergebnis meiner Messungen, dass bei un^,
ausgewachsenen Tieren nicht nur das Verhältnis jypn Länge und Breite eines Wirbels, # p d e rn
auch das der Längen-verschiedener Wirbel von demjenigen bei erwachsenen Formen ziemlich
verschieden ist, ich kann aber nicht behaupten, dass bei den besonders gestreckten Wirbeln
die Epiphysen länger frei blieben als bei den anderen, habe jedoch diese Frage nicht weiter verfolgt.
Was übrigens die Längenverhältnisse der einzelnen Regionen anlangt, So verweise; ich
•auf die in Cuvier 1835 I p. 184, 185, MivartlSi® p. 475tff, 1885 p.397:1.. Canidae 1890p. XXIIff.,
Lucae 1872 p. 333 gemachten Angaben, es spielt ja,dabei ausser den Maassen der Wirbelkorper
auch die Dicke der Zwischenwirbelscheiben eine Rolle, weshalb ich mich darauf nicht emlassen
kann, da ich darüber keine Beobachtungen anstellte.
In betreff der Krümmungen der W irbelsäule, mit welchqsWie oft schräge Stellung der
Endflächen zusammenhängt, kann ich auf die genauen Angaben in Strauss-Dürkheim 1845 I
p 463 PI. XI verweisen. Es ist ‘daraus ersichtlich, dass’ die schräge Stellung der genannten
Flächen in der Haisregion dadurch bedingt ist, dass du«*, schwach nach vorn convex, bei der gewöhnlichen
Haltung des Tieres ziemlich steil nach oben ansteigt. Mit der dorsalen Convexität der
Rumpfwirbelsäule ist zu erklären, dass an d e r G r e n z e der Brust-und Lendenregion die rostralen
Endflächen häufig etwas ventralwärts sehen, während die caudalen hier ganz oder fast vertical zur
Wirbelaxe stehen, wodurch die betreffenden Wirbelkörper »rsoventral ganz- schwach keil-
förmig werden.