Von grossem Interesse, namentlich auch in theoretischer Hinsicht, scheint mir das
Visceralskelet zu sein. Es sind, abgesehen vom Unterkiefer, s e c h s V is c e ra lb ö g e n vorhanden,
ein Zungenbeinbogen und fünf •Kiemenbögen (Figg. 124, 129). In dem medianen, ventralen
Abschnitt desselben sind fü n f Copulae nachzuweisen, von denen die vier vorderen zw isch en
den zu ihnen gehörigen Bögen liegen, während die hinterste Copula, das C a r d ib r a n c h ia le ,
welches man als zwei Stücken gleichwertig aufzufassen haben wird, bis h in te r den letzten
Kiemenbogen verschoben ist, während sie bei Triaenodon z. B. noch zw isc h e n diesen beiden
gelegen ist. (Zum Vergleich mit Callorhynchus füge ich eine Abbildung — Fig. 132 ■— des
Kiemenskeletts eines anderen Selachiers — T ria e n o d o n o b e su s (Rüpp.)aus Laysan — hinzu,
dessen Bau wegen seiner Übersichtlichkeit sehr leicht verständlich ist; man vergleiche dazu die
Figurenerklärung.)
Ein C o p u la r e fehlt dem Zungenbeinbogen; bei den fünf Kiemenbögen sind Copularia
vorhanden (Fig. 129 cp), die an den zwei letzten aber zu e in em Stück (c 5 + 6) verschmolzen
sind.
Die sechs Bögen selbst bestehen ohne Ausnahme, also a u ch d e r Z u n g e n b e in b
o g e n , aus d r e i Abschnitten, dem C e r a to - , E p i- und P h a ry n g o b r a n c h ia le .
Beim Z u n g e n b e in b o g e n ist es klar, dass hier das ventrale Ceratobranchiale das
H y o id darstellt; d a s m ittle r e S tü c k (das E p ib r a n c h ia le ) i s t a b e r s ic h e r lic h homolo
g dem H y om a n d ib u la re d e r ü b rig e n S e la c h ie r ; d a s s e lb e is t d a h e r w e d e r mit
dem S c h ä d e l v e r s c hm o lz e n n o ch v e r lo r e n g e g a n g e n , wie man es b is j e t z t h ä u fig
n o ch a n g en om m en hat. Schliesslich fo lg t a u ch am Z u n g e n b e in b o g e n e in k le in e s
P h a r y n g o b r a n c h ia le , welches ebenso kaudal gerichtet ist, wie die mit ihm übereinstimmenden
Abschnitte der Kiemenbögen.
Die E p ib r a n c h ia lia besitzen sämtlich einen rostralwärts gewendeten Fortsatz auch
am Hyomandibulare lässt sich derselbe nachweisen — mit dem sie sich teils an das je vorhergehende
Epibranchiale teils auch an das Pharyngobranchiale anlegen.
Die Epibranchialia 5 und 6, sowie die Pharyngobranchialia 5 und 6 scheinen von vorne
herein zu je einem Stück verschmolzen zu sein (Figg. 124, 129, e 5 + 6 und p 5+ 6);’ sehr
bald verwachsen aber auch diese beiden Abschnitte nochmals wieder zu e in em Knorpel, der
also aus den vereinigten Epi- und Pharyngobranchialien der beiden letzten Kiemenbögen entstanden
ist, und mit dem dann später auch noch das Pharyngobranchiale 4 verlötet. Am Epibranchiale
5 und 6 findet sich ein ventral gerichteter starker Fortsatz (Fig. 129 s), der sich an den
Brustgürtel legt und mit diesem durch Bänder verbunden ist. Zusammen mit dem gleichen Stück
der anderen Seite begrenzt er übrigens lateral den auf dem Cardiobranchiale liegenden Herzschlauch.
Wir haben bei dem jugendlichen Callorhynchus ein sehr p r im itiv e s V i s c e r a ls k e le tt
vor uns, das einen primitiveren Zustand darstellt wie bei den übrigen Selachiern, und an dem
jedenfalls der v ö llig g le ic h a r tig e Bau de s Z u n g e n b o g e n s und d e r K iem e n b ö g e n am
bemerkenswertesten ist.
Endlich ist noch zu erwähnen, dass in dem vordersten Teil der Unterkieferbogens ein
längliches, kleines, separates Knorpelstück, median gelegen, vorkommt (Fig. 124 x), wodurch
die rostrale Partie der Mandibel in der Mittellinie getrennt wird. Ich will nur andeuten —
ohne mich aber für eine solche Auffassung verbindlich zu machen — dass man in diesem
Knorpelstückchen eine C o p u la des Unterkiefers sehen könnte, und dass es dann möglich
wäre, den letzteren selbst für ein Ceratobranchiale, die vorderen fest verwachsenen Partieen des
Palatoquadratum für ein Epibranchiale und das mit p q ? bezeichnete Stück für ein Pharyngobranchiale
zu halten.
Sowohl am Epibranchiale (H y om an d ib u la re ) als auch am Keratobranchiale (Hyoid)
des Zungenbogens finden sich k n o rp e lig e K iem e n ra d ie n (Fig. 124 r); an den Kiemenbögen
selbst kommen solche, wenigstens in den mir vorliegenden Stadien, dagegen n ic h t vor. Die
an dem Hy o m a n d ib u l a r e gelegenen sind an der Basis zu einer K n o rp e lp la tte (Figg. 124
u. 129 Opi) verschmölzen, welche g e le n k ig mit diesem Stück des Zungenbeinbogens verbunden
ist. Auch an den b e im H y o id b e f in d l i c h e n R a d ie n kann man basale Abschnitte unterscheiden.
(Auf den Abbildungen 124, 129 sind dieselben-r-r Op2 — ganz genau dargestellt);
dieselben sind zwar teilweise ebenfalls miteinander verlötet, doch bilden sie noch keine ganz
einheitliche Platte. Sie sind auch nicht gelenkig mit dem Hyoid verbunden, sondern legen
sich nur lose an den hinteren und inneren Rand desselben an, wie es ja auch bei den Kiemen-
bogenradien der übrigen Selachier der Fall zu sein pflegt. Manche der Radien des Hyoids
wachsen nicht von der Basis aus (siehe Fig. 124), sondern liegen lo s e im Gewebe und reichen
mit ihrem rostralen Ende nicht bis an den Zungenbogen heran.
Die beiden Radiengruppen (Opx u. Op 2), welche übrigens beim Embryo noch ziemlich
weit voneinander getrennt sind, stützen die grossen, als Kiemendeckel funktionierenden Hautfalten,
und man kann in ihnen in der That wohl eine B e s tä tig u n g d e r T h e o r ie G eg en -
b a ü r s sehen, dass die Kiemendeckel der höheren Fische nur aus verschmolzenen Radien entstanden
sind, worauf auch H u b r e c h t bereits in seiner oben erwähnten Arbeit hinwies.
Hautzähne. In der sonst völlig nackten Haut der Callorhynchus-Embryonen finden sich
an einigen Stellen wohl entwickelte Hautzähne vor (Fig. 133), Die e r s t e G ru p p e derselben
ist an der O b e r s e ite de s K o p fe s , median von den Augen in zwei Längsreihen angeordnet, die
rostralwärts in einander übergehen; nach hinten reichen sie nicht ganz bis in die Gegend der
äusseren Mündung der endolymphatischen Kanäle. Jederseits kann man etwa 12 bis 14 Zähne
zählen. Hin und wieder kommen bei einigen Individuen median von dieser Reihe noch einzelne
kleinere Zähnchen vor, die wohl darauf hindeuten, dass die Hautbekleidung ehemals auf
dem Kopfe eine reichere gewesen sein mag.
Regelmässig stehen an den kaudalen Enden der Hauptreihe lateral von dieser noch
drei bis vier weitere Zähne, welche ebenfalls zu einer der ersten parallelen aber kurzen Reihe
angeordnet sind.
Die zw e ite G ru p p e wird aus zwei dicht neben der Medianlinie des R ü c k e n s sich
hinziehenden Zahnreihen gebildet, welche unmittelbar v o r der zweiten Dorsalflosse gelegen
sind, während die d r i t t e in derselben Anordnung sich gleich h in te r jener vorfindet. In
j e d e r dieser Reihe der beiden letzten Gruppen zähle ich 12 bis 15 Zähnchen. (Die fast
gleiche Zahl in jeder der drei Zahngruppen ist übrigens auffallend.1)
Was die G e s t a lt d e r H a u tz ä h n e anbelangt, so bestehen sie im einfachsten Falle
i) D.umé r i 1 (Histoire naturelle des poissons ou Ichthyologie générale. Tome I Elasmobranches. 1865) hat bereits
einen jugendlichen Callorhynchus abgebildet, auf welchem die Lage der Hautzähne zu sehen ist.
Aus der Beschreibung und den Abbildungen von G o od & B e an (Oceamc Ichthyology, Washington 1895), entnehme
ich, dass in j u n g e n Harriotta Raleighana die Verteilung der Hautzähne eine ganz ähnliche ist wie bei Callorhynchus;
auch h ie r sind sie in drei Gruppen, auf dem Kopf, sowie v o r und hinter der zweiten Rückenflosse angeordnet; ihre
Zahl scheint jedoch geringer, zu sein wie bei .Callorhynchus.