einer solchen Verbindung wie des Golfes von Oman und Aden ist die Verbreitung der Ziegen-
G a ttu n g 'H em itrag u s angeführt worden: eine ausgestorbene Art dieser Gattung ist in den
Shvalikschichten gefunden worden, und von den drei lebenden bewohnt die eine Südindien, die
zweite den Himalaya und die dritte das südliche Arabien1). Wenn wir von dem fossilen Vorkommen
absehen, haben wir also in der geographischen Verbreitung unserer Stämme I (vergleiche
oben pag. 83). und III eine Parallele zu derjenigen der Hemitragus-Arten, welche
somit als ein weiterer willkommener Beleg für die oben ausgesprochene Auffassung vorgeführt
werden kann, indem wir hier die drei Stationen: Indien, südliches Arabien, nördliches und
nordöstliches Afrika, von eng verwandten Formen besetzt finden. Dass E.-Arten nicht in den
Siwalikschichten nachgewiesen sind, kann natürlich nicht als Beweis für ihr Fehlen an den betreifenden
Orten .während der Bildung dieser Schichten angeführt werden, da Reste kleinerer
Säuger in jenen Ablagerungen bekanntlich sehr spärlich sind. Ob der Weg über die Bab-el-
Mandeb-Strasse gegangen, wie L y d ek k e r annimmt, oder anderwärts, lasse ich unerörtert.
Die Richtigkeit der ausgesprochenen Auffassung wird ausserdem dadurch bestätigt, dass die
afrikanischen Formen dieser Gruppe nur in Nordafrika und im nordöstlichen Teil der äthiopischen
Region angetroffen sind*
In völligem Einklang mit der geographischen Verbreitung haben die orientalischen
Formen längere Zeit ihre eigene Entwicklungsbahn gehen und sich ihre nahe gegenseitige
Übereinstimmung bewahren können, während anderseits die beiden afrikanischen unter sich
ebenfalls sehr nahe verwandt, dagegen von den beiden Orientalen stärker verschieden sind.
Von den beiden orientalischen Formen ist jedenfalls p i c t u s die in den meisten Organisationsverhältnissen
am wenigsten abgeänderte. Dies zeigt sich darin, dass 1) der obere P 3 in
geringerem Grade rudimentär ist als bei micropus; 2) der Jochbogen vollkommen verknöchert
ist, während er bei micropus einen Defekt aufweist (vergleiche unten); 3) die Ohren länger als
bei micropus sind (siehe unten); 4) die Gaumenplatte hinter der Crista transversa kleiner als
beim letzteren ist8).
In bezug auf das unter 2 angeführte Merkmal, den zuerst von An derson (78) nachgewiesenen
Defekt im Jochbogen des micropus, ist zu bemerken, dass nicht nur das Jugale,
sondern auch die Enden der Processus zygomatici temporalis et maxillae unverknöchert und
nur durch Bindegewebe3) vertreten sind. Es ist somit ein lo k a l , nicht m o rp h o lo g isc h begrenzter
Abschnitt des Jochbögens, in welchem die Verknöcherung ausbleibt. Dass der Processus
coronoideus mandibulae bei mic ro p u s kürzer ist, steht wohl zu diesem Defekt in Beziehung.
Innerhalb der Familie tritt dieser Defekt ganz unvermittelt auf, da alle übrigen Erina-
ceiden mit einem wohlentwickelten Jochbogen versehen sind. Dagegen ist es bemerkenswert,
dass die Rückbildung des Jochbogens gerade innerhalb der Insectivorenordnung bei mehreren
teilweise nicht näher verwandten Familien, S o ric id a e , C e n te tid a e , So lenodontidae und
P o tam o g a lid a e vorkommt. Die Ursachen dieses Defektes sind noch dunkel; jedenfalls steht
er nicht in unmittelbarer Beziehung zu der Beschaffenheit des Zahnsystems, da, wie die angeführten
Familien lehren, sehr verschiedene Bezahnungen diesen Verlust begleiten können.
1) Vergleiche L y d e k k e r (96) pag. 208.
2) D o b s o n s gegenteilige Angabe (82 pag. 14) ist wohl als ein Redaktionsfehler zu deuten.
3) B la n fo rd (88 pag. 218) spricht irrtümlicherweise von einem Ersatz durch Knorpel.
Oben führte ich auch den Besitz der längeren Ohren als eine Eigenschaft an, worin
p ic tu s weniger abgeändert ist als micropus. Es unterliegt nämlich keinem Zweifel, dass die
starke Komplikation der Tympanalregion in ihrer Entstehung mit langen Ohrmuscheln vergesellschaftet
ist, wie zahlreiche Beispiele unter den Nagern und Raubtieren bezeugen, und
wie dies auch bei den äthiopischen Repräsentanten dieser Gruppe der Fall ist. Das Vorhandensein
resp. die Beibehaltung der komplizierten Tympanalregion und die Kleinheit des
äusseren Ohres bei micropus muss also als ein sekundärer Zustand angesehen werden.
Nur in bezug auf die Schädelform hat p ic tu s sich weiter von der Stammform entfernt
als micropus*
Wie nahe übrigens die beiden genannten Arten einander stehen, geht daraus hervor,
dass in Central-Indien, wo ihre Verbreitungsgebiete zusammenstossen, pictus-Exemplare mit
der Färbung des m ic ro p u s angetroffen sind1).
Die drei äthiopischen Formen zeichnen sich, wie erwähnt, durch grössere Ohren, sowie
durch bedeutendere Körpergrösse von den beiden orientalischen aus.
Die beiden in Afrika lebenden, se n a a re n s is und d e s e rti, sind einander so nahe verwandt,
dass sie sogar als identisch betrachtet worden sind2). Die Unterschiede sind folgende:
1) bedeutendere Grösse des d e s e rti;
1) A n d e rs on (78) pag. 2.03g V
2) Bezüglich dieser Frage bemerke ich folgendes. Durch Herrn Marius B lan c habe ich zu wiederholten Malen
zahlreiche Erinaceus-Exemplare aus Tunis erhalten, aus denen erhellte, dass ausser den beiden von L a t a s t e beschriebenen
Arten, algirus und deserti, noch eine dritte Art daselbst vorkommt, welche vollständig mit p la ty o tis D ob son (82 pag. 12)
übereinstimmt; dieselbe Form habe ich auch aus Massauah erhalten. Auf meine Anfrage teilte mir Herr Old fie ld Thomas
gütigst mit, dass der Schädel des Originalexemplars von p la t y o t is (aus Senaar) vollkommen mit einem ihm von mir zugeschickten
(senaarensis) aus Tunis übereinstimmte. Die von A n d e r so n (95 pag. 420) neuerdings vorgenommene Vereinigung
des p la t y o t i s D o b so n mit d e s e r t i L a -ta s te zu e in e r Art, a e th io p ic u s E h r e n b e r g , muss, wie aus den im
Texte angeführten Unterscheidungsmerkmalen hervorgeht, als verfehlt betrachtet werden. Da nun p la t y o t i s Sunde-
vajl, wie A n d e r so n angiebt und ich nach Untersuchung des Originalexemplars bestätigen kann, nichts anderes als
a u r i tu s ist und da somit der Name p la ty o t is irreleitend ist, schlage ich vor, den Manuskriptnamen Grays, sena a
rensis, für die fragliche Form aufzunehmen. Die Synonymik gestaltet sich also folgendermassen: s e n a a r e n s is
G ra y MS.; p la ty o t is D o b so n nec S u n d e v a ll; a e th io p icu s A n d e r so n pr. p.
Zur Vervollständigung der Charakteristik der beiden Arten d e s e r t i und sen a a ren sis führe ich folgende
Schädelmaasse völlig ausgewachsener Individuen an:
d e s e r t i s e n a a r e n s i s
a b b
mm mm mm mm
Schädellänge von der Zwischenkieferspitze bis zum Ventralrande des Foramen
magnum.......................... 45 46 39.9 40,7
Grösster Abstand zwischen den Jochbögen . . 3 1 SO 25.9 26
Grösste Breite des Gehirnschädels 22,4 21,4 I9»5 19
Länge vom Foramen infraorbitale bis zur Zwischenkieferspitze 13 13 1 12 12
Länge der oberen Z a h n r e ih e .......................... ..... . 23 23 20,8 21,2