Tafel XLV.
S p h e n o d o n.
Ich gebe hier schliesslich noch die Abbildungen einer grösseren Anzahl Schnitte aus
Serien, welche zu fünf Embryonen verschiedenen Alters von S p h e n o d o n p u n c t a tu m ge hören,
deren Ganzabbildungen ich gleichfalls beifüge. Bei der Wichtigkeit und Seltenheit des
Objekts werden diese Abbildungen, wie ich glaube, nicht unerwünscht sein. Sie dienen gleichzeitig
als Beleg meiner schon 1899 gemachten Mitteilungen über frühzeitige Entwickelungsvorgänge
bei Sphenodon (siehe Beiträge zur Biologie und Entwickelung der Hatteria nebst
Bemerkungen über die Entwickelung der Sauropsiden. Anatom. Anzeiger, Bd. XV.).
Figg. 110 und 111. Jüngster mir zur Verfügung stehender Embryo bei a u f f a l l e n d e m Licht
von oben (110) und unten (111) betrachtet. Vergrösserung etwa 12 mal.
u. Dorsale Urdarmöffnung (ürmund).
u i. Ventrale Urdarmöffnung, in einer Nische gelegen.
ek. E n t o d e rm k n o p f , unmittelbar ventral von der untern Urdarmöffnung gelegen.
Aus den Abbildungen von M i t s u k u r i und C. I s h ik a w a (On the Formation of
the Germinal Layers in Chelonia. Quart. Journ. Micr. Sc. 1886, Tafel III, Fig. 16) ersehe
ich, dass bei Tryonix japonicus offenbar ein ganz ähnlicher Knopf an derselben
Stelle vorkommt.
Ich finde ihn bei Sphenodon in allen j ü n g e r e n Stadien stets an der ventralen
Mündung des Urdarms, bezüglich des daraus entstehenden Canalis neurentericus. S p ä t e r
wird er in diesen Kanal selbst hineingezogen und in ä l t e r e n Stadien, wenn der Kanal
schon fast völlig verschwunden ist, kann er ebenfalls noch nachgewiesen werden; er liegt
dann in n e r h a lb d e s M e d u l la r r o h r s und zwar in Zusammenhang mit einer Zellenmasse,
welche dasselbe k a u d a lw ä r t s abschliesst.
es. E n t o d e r m s t r ä n g e , welche sich an der ventralen Seite des Embryonalschildes
netzartig verzweigen. Sie sind nachträglich auch beim Krokodil aufgefunden worden
(V o e l t z k o w 1901) und scheinen sich in grösserem oder geringerem Grade der Entwickelung
bei allen Reptilien nachweisen zu lassen.
Über ähnliche Bildungen bei den V ö g e ln vergleiche Fig. 4 (Diomedea) nebst Beschreibung.
ap. area pellucida.
ao. area opaca.
m. Starker Wulst an der Ventralseite hinter der untern Urmundöffnung.
' Figg. 112— 115. Vier L ä n g s s c h n it t e durch den auf Figg. 110 und 111 dargestellten Embryo.
Vergrösserung etwa 6 0 mal.
Fig. 112. M e d ia n s c h n i t t .
u. Dorsale, ui ventrale Mündung des Urdarms.
Der kaudal und ventral von u gelegene Teil des Embryos ist der Rest der P r im i t
i v p l a t t e (pr), an welcher das Ektoderm (Ec) mit dem Mesoderm (m) verschmolzen ist.
An dieser Stelle findet eine Wucherung des M e s o d e rm s aus dem e k t o d e r m a l e n
Teil der Primitivplatte statt (Ec 4- m). (Siehe auch Figg. 113 und 114.)
Die Masse des mittleren Keimblattes unterhalb und vor der Primitivplatte ist eine
sehr bedeutende; dieselbe bildet einen starken, nach der ventralen Seite weit hervorragenden
Wu 1 s t (vergleiche Fig. 111).
Vom E n t o d e rm (e) ist das M e s o d e rm im Bereich der Primitivplatte und unterhalb
des Urdarms v ö l l i g g e t r e n n t , wie es auch k a u d a l von der eben erwähnten Wucherungsstelle
(aus dem Ektoderm) f r e i vom ä u s s e r e n Keimblatt ist; es schiebt sich hier
als gesondertes Blatt zwischen das Ektoderm und das Entoderm, das an dieser Stelle
allmählich in das Dotterentoderm übergeht, hinein, verdickt sich dann nochmals zu einer
linsenförmigen, schon extraembryonal gelegenen Anschwellung (m[s]), die weiter nichts
ist als der Durchschnitt der s i c h e l f ö r m i g e n Figur, welche man bei der Betrachtung
des ganzen Embryos von oben her bemerkt (vergleiche Fig. 2 c in meiner Arbeit im
Anat. Anzeiger 1899) und geht schliesslich noch weiter kaudal in eine ganz dünne
Lamelle über.
Die dorsale Wand des Urdarms auf diesem Schnitt wird von den Zellen gebildet,
aus welchen der kaudale Teil der C h o r d a ihren Ursprung nimmt. Während man dieselben
dem M e s o d e rm zuzuzählen haben wird, ist es von der rostral von der ventralen
Urdarmmündung gelegenen Zcllenmasse ungewiss, ob sie dem Meso- oder dem Entoderm
angehört;' es ist ein G em is c h von mesodermalen und entodermalen Elementen (m + e),
die weiter nach vorne mesenchymatösen Charakter annehmen. Geht man an dieser indifferenten
Zellplatte rostralwärts vor, so sieht man zunächst die Durchschnitte der E n t o d
e rm s t r ä n g e (es).
Jenseits derselben, also bereits unterhalb der area pellucida, bildet dann das E n t o d
e rm (e), dem von hier an nicht mehr mesodermale Bestandteile beigemischt sind, eine
dünne epitheliale Lamelle, die an der Grenze der area opaca in das mehrschichtige
Dotterentoblast (e i) übergeht.
ek. Durchschnitt des Entodermknopfes an der ventralen Urdarmmündung, einerseits
mit dem freien Entoderm unterhalb des Mesodermwulstes, andererseits mit den den
Urdarm ventral begrenzenden Zellen zusammenhängend.
Das E k t o d e rm bildet, abgesehen von der hinter der oberen Urdarmöffnung gelegenen
Primitivplatte (Ec .+ m), im embryonalen Bereich eine dicke, aus mehreren
Lagen länglicher Zellen bestehende Platte (Ec); e x t r a em b r y o n a l besteht es aus zw e i
Lägen flacher Zellen, von denen sich die äusseren schon in diesem Stadium durch ihre
Grösse und ihre eigentümliche Form auszeichnen. Es sind das die Zellen, welche später
noch mehr an Grösse zunehmen und die äussere Bekleidung der s e r ö s e n H ü l le bilden.
Will man schliesslich noch die dem eben beschriebenen Stadium v o rh e rg eh en d en
, Vorgänge sich klar machen, so sind diese nach Analogie der Entwickelung von Lacerta
muralis, Chelonia midas und namentlich Chamäleo vulgaris, bei denen ich sie direkt b e -