für die Krone, sondern zu ihrem eigenen Gewinnste legen, und
nur ihre Gefälle an die Krone in Seide, nach dem damaligen
wohlfeilen Preise, zu 120 Rubel das Pud gerechnet, abtragen.
Man mochte es nun mit diesen, so wie mit den vorigen
Seidenbauern anfangen, wie man wollte, so blieb die bey ihnen
eingewurzelte, unüberwindliche Wi der s p an st i gk eit und Abnei-
gurig zur Seidenzucht ein stätes Hindernifs der Aufnahme dieses
Gewerbes, welches diesen Leuten doch höchst vortheilhaft hätte
werden können, da sie es ihrer Fischerey unbeschadet treiben
und zum Theil ihre Weiber und Kinder damit beschäftigen
konnten. Sie mufsten mit Zwang dazu angehalten werden, und
bey dem allen nahm die Seidenzucht von Jahr zu Jahr ab; ja
endlich gieng ihre Bofsheit so weit, dafs sie die Seidenwürmer
mit Salzwasser besprengten, um sie zu tödten und sich von der
Wartung derselben zu befreyen. Die Erfinder dieser Bofsheit
wurden zwar ausfindig gemacht, und in Sa r a t o f bey dem
Gouvernement bestraft; da die Bauern aber auch die Maulbeerbäume,
durch Anzündung des Grases in der Niedrigung, auszurotten
suchten, so wurde endlich die Seidendirection auf Befehl
eingezogen und es den Bauern frey gestellt, ob sie zu ihrem
eigenen Vortheile die Seidenzucht fortsetzen wollten, indefs sie,
in Betracht der Abgaben, andern Unterthanen gleich gestellt werden
sollten. Seit dieser Zeit (1704) hat kein einziger mehr an
Seidenzucht denken wollen, und sie suchen so gar die Maulbeerbäume
nach und nach zu vertilgen.
Es ist merkwürdig, dafs dieser Widerwille der Russischen
Bauern gegen die Seidenzucht bisher noch überall, auch in der
zu S t a r o i -K r ym angelegten Seidenfabrike bemerkt worden ist,
und der Aufnahme dieses Nahrungszweiges im südlichen Rufsland,
wo der Maulbeerbaum überall gut fort kommt, sehr entgegen
steht. Dagegen am Terek die Armehianer und Grusiner
oder Georgianische Emigranten, in der Krym aber Griechen und
Tataren, sich nicht ungern damit beschäftigen. Das sicherste
Mittel diese Cultur uns eigen zu machen, und die jährlich für
Seide nach Persien,- der Türkey und Italien ausgehende, über eine
Million Rubel betragende Summe dem Reiche endlich zu ersparen,
wäre die Ansiedelung von Colonien solcher Asiatischen Nationen,
sonderlich in der Krymmischen Halbinsel, wo der Maulbeerbaum
auch in dürrem Boden, 'ohne Bewässerung, mit gehöriger
Feuchtigkeit aber sehr schnell wächst; Überhaupt ist auch das
Asiatische Vorfahren, dem an der Achtuba üblich1 gewesenen,
zeitverderblichen und kostspieligen Füttern der Seidenwürmer,
mit abgestreiften Blättern, die leicht welken, und das öftere
Schiften und Reinigen der Wurmstellägen nöthig machen, weit
vorzuziehen: Der Persianer oder Buchar zieht seine Maulbeerbäume
nur ungefähr eines Mannes hoch, wozu vier bis
fünf Jahre hinreichen. Alsdann fängt er an ihre Gipfel und
Zweige mit der Hippe abzukappen, und giebt den Seidenwürmern,
so bald sie etwas zu Kräften kommen, durch sanftes
Auflegen der ganzen Zweige ihre Nahrung. Die Blätter bleiben
an den Zweigen frisch und saftig, und der Seidenwurm zehrt
sie bis auf die Rippe und den Stengel ab, ohne dafs vom Laube
das geringste verloren geht. So wie täglich frische Zweige aufgelegt
werden, so kriecht der Wurm von selbst auf selbige