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R e i s e
a u f dem
E i s e d e r
W o 1 g a.
Wo l g a Stroms deutlich zeigt. Von selbigen kommt man über
eine andere Höhe an den Kamy s chenkaba ch und zu der Stadt
und Festung dieses Namens, wo wir Mittags ankamen, und übernachteten.
Den lßtrn setzten wir unsere Reise, bey fortdauerndem
Nordwestwinde und scharfem Froste fort, der uns desto willkommener
war, weil der Weg nun wieder auf dem Eise des
Wolgastroms fortgesetzt werden mufste. Dieses verschaffte mir
zugleich das Vergnügen, den ganzen Durchschnitt der hohen
Flötzhügel, welche die Wolga abwärts bis.Zarizyn begleiten, in
dem abgeschnittenen rechten Ufer dieses Flusses zu betrachten.
Gröfsten Theils ist dieses TJfer auf 5, 6, 8, ja 10 Faden über
der FlufsOberfläche steil abgestürzt, und hat nur unten am Fu-
fse eine geringe Böschung, von zehn, zwanzig und mein- Faden
Breite und ein bis anderthalb Faden senkrechter Höhe, die mit
mifswüchsigen Weifspappeln und Weidengebüsche bestreut ist,
und vom hohen Wasser ganz bedeckt wird. Das steile Ufer
zeigt fast überall häufige Wasserrisse, hin und wieder aber kleine
und grofse Schluchten oder Grüfte, die mehr oder weniger tief
ins Land gehen und entweder blofs das Schneewasser, oder auch
Quellen und kleine Bäche abzuführen dienen. Diese reifsen von
Jahr zu Jahr immer tiefer in das Land, weil die Gewässer die
weichen Lagen leicht ausspülen. In denselben und an den Gehängen
über das Ufer hervor ragender Anhöhen, ist mehrentheils
krüppeliges oder doch niedriges Gehölz von Zwergulmen und andern
Laubholzarten, im Grunde der Grüfte aber von schwarzen
und weifsen Pappeln, ingleichen Weiden vorhanden. Der
Hauptbestandtheil des Flötzes ist feiner, mehrentheils weifsgelblicher
Sand in dünnen oder dicken Lagen, die theils ganz oder zum
Theil versteinert, theils zerreiblich und mit sehr zerstreuten
Schnecken und Muscheln eingestreut sind. Nach dieser allgemeinen
Idee will ich eine speciellere Beschreibung dieses Ufers
und meiner Reise folgen lassen.
'Nach der Ka ra ys chen k a , die sich aus einer breiten steilen
Gruft ergiefst, folgt zwey Werste abwärts die erste Gruft
(Bu j e r a k ) B e l in k o i oder die weifse genannt. Bis dahin ist
das Ufer zuerst 5 bis 6 , dann wohl bis 8 Faden hoch steil abgerissen,
und enthält ungleiche weifse Steinlagen, die oft über
eine Arschine, ja die eine wohl über einen Faden, mächtig sind
und sehr sparsame und undeutliche Spuren von Versteinerungen
zeigen. Eine Werst weiter ist der sogenannte p h t o r o i (zweyte)
Buj e r a k , und noch um eine Werst, der L ow e z k o i Buj e rak;
dann noch um eine Werst T s c h e tw e r t o i (der vierte) Buj e rak
und noch eine kleine Nebenschlucht. — Auf eine Strecke
steht hier das Flötz mächtiger an; dann senkt es sich sanft und
fast unmerklich, mit allen Lagen, die auf grofse Strecken in gleicher
Dicke fortlaufen, nach und nach niedriger, so dafs selbiges,
acht Werste von Kamy s ch in , bey der We r ch na j a Se s t r en-
Ita, ganz auf das Niveau des Flusses herab sinkt und absetzt. —
Es folgt dann ein kaum zwey Faden hohes Ufer, bis zurNi shn a -
ja Se s t r enk a , wo sich das Ufer wieder etwas zu erhöhen anfängt,
auch etwas von den weifsen Steinlagen zeigt.
Bis hieher war das Eis der Wolga, wegen ofFener Stellen,
theils in der Mitte, theils am Rande, hin und wieder gefährlich.
P a l t .AS R. I r B . H