Jenseit dieses Striches folgt, bis an den Berg B o g o o und den
am Fufse desselben gelegenen Salzsee, der in der alten R u s s i s
chen Hy d r o g r a p h i e unter dem Namen Ut on s cha k angeführt
ist, nichts als thonige, salzhafte Steppe, auf welcher nur hin
und wieder blühende Crambe Talaria *), und da, wo sie gegen
den sanft sich verflachenden Fufs des: Berges aufsteigt, häufige,
aber durchgängig von dem vielen Ausgraben der Wurzeln beschädigte
und kränkliche Pflanzen des Caspischen Rhapontiks
herum stehen.
Wir erreichten den Bogdobe rg , nach einer schnellen
Fahrt, gegen die Nacht, unter einem fürchterlichen Gewitter,
welches doch nur mit wenig Regen begleitet war und die Fortsetzung
der schönen Witterung nicht unterbrach, so dafs ich
den folgenden Tag sehr wohl anwenden konnte. Ich fand dié-
selben Pflanzen wieder, welche mir sonst diese Gegend merkwürdig
gemacht hatten. Auf den kahlen Kalkfelsenrücken des
Berges fand ich jetzt auch den Lichen escülentus (Pal las Re i s e
d r i t t e r Th'e i l , S. 760.) überschwäüklich häufig, den ich.sonst
hier nicht bemerkt hatte. Auch dasjenige stachlige Hedysarum,
dessen ich in meiner vormaligen Reise erwähnte, fand ich noch
auf demselben kalkinergeligen Vorgebirge ganz local und nicht
weiter ausgebreitet, bemerkte aber jetzt erst, dafs déssen weitkriechende
Wurzel fast so süfs als Süfsholz ist. Da der flache
Rücken des Berges, als ich nochmals im Julius daselbst war,
*) Sollte eigentlich T a t r a n oder K a t r a n AeiTsen, welches der Name
dieser Pflanze hey den Russen und Tataren ist. Herr y a n J a c q u in
hat sie unter dem Namen Tataria beschrieben.
durch eine Entzündung der Steppe abgesengt worden war, so
schienen sich die hier sehr häufigen, giftigen T a r a n t e ln (Phalan-
gium arcmeodes) aus der ganzen Gegend auf den. höchsten, kahlen
und felsigen Kamm des Berges geflüchtet zu haben, wo ich
selbige, klein und grofs, fast unter jedem platten Steine eine,
sitzend fand; eine Frequenz, die ich von diesem Insecte, das
sonst sehr sporadisch ist, nie bemerkt habe.
Noch den 23st«ra; nachdem ich von früh um 3 Uhr bisRückrei
Nachmittags den Kräutern nachgegangen und meinen Zeichner g? :j
hinlänglich beschäftiget hatte, machte ich mich auf die Rück-uoi jarsk
reise an die Wolga und legte die sechzig Werste bis W o l o d i me
r o fka , ohne anzuhalten, bis in die Nacht zurück. Unter
Weges begegnete mir ein aus T s c h e rn o i j a r s k an mich abgeschickter
Käsak, der mir, nebst sehr angenehmen Briefen und
willkommenen Erfrischungen, die Nachricht brachte, dafs mich
die lieben Mehligen in T s c h e r n o i j a r sk erwarteten. Ich liefs
also noch in dér Nacht alles zur Überfahrt bereit machen, und
gieng vor Anbruch des Tages, in zwey Fahrzeugen, von W o -
1 o dime r o fka , , einem nunmehr bis auf 398 Kleinrussischen
und andern Einwohnern männlichen Geschlechts angewachsenen
Flecken, ungeachtet des sich ziemlich stark erhebenden Südostwindes
ab. Ich habe schon vorhin erwähnt, dafs die Wolga
bey Tschernoijarsk aufserordentlich breit ist. Sie maoht liier noch
dazu zwey Ströme, die durch Sandinseln geschieden sind. Über-
diefs bestrichen wir sie von den hier so gewöhnlichen südöstlichen
und nordwestlichen Stürmen ganz frey, welche sonst viel
Leuten, die sie befahren, das Leben kosten. Kaum waren wir