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bey der Ausfuhre vergütet werden, wie es in England in vielen
Fällen geschieliet. Dadurch wird er in den Stand gesetzt werden,
den Persianern die auswärtigen Waaren wohlfeiler anzubieten,
selbige von den concurrirenden Europäischen Kaufleuten
abzuziehen, und den ganzen Seidenhandel nach und nach auf
Astrachan zu ziehen, welches desto wünschensweither wäre, da
die Engländer die beste Seide aus Persien beziehen, und sie bey
solchem Falle von uns würden nehmen müssen.
Allein es ist schwerlich zu hoffen, dafs bey einem freyen
Handel unsere Kaufleute von so vielerley Nationen sich' zu
einem gemeinnützigen Zwecke bestreben und gegen einander, so
wie gegen das Interesse des gemeinschaftlichen Handels, aufrichtig
verfahren sollten. Sie werden den Rückzoll zu ihrem Profit
schlagen und sich wenig darum bekümmern, ob, aufser ihrem
individuellen Vortheile, für die Zukunft Vortheile zu erhalten
sind oder nicht. Der Handel müfste ausschliefslich einer octro-
yirten Gesellschaft übergeben, werden, die unter sachverständigen,
ehrlichen und vom Commerzcollegium allein abhängigen Directo-
ren eingeleitet, der Fond dazu, um kleinere Kaufleute zu begünstigen,
durch mäfsige ganze und halbe Actien gehoben, und
die Wahl der Directoren von den stärksten Antheilnehmern jährlich
bestätiget oder verändert werden könnte. Dieser Compagnie,
bey welcher auch ausländische Kaufleute zuzulassen
wären, müfste der Handel nach Persien allein erlaubt seyn, sie
müfste die einkommenden Waaren nicht selbst von Astrachan
verführen, sondern daselbst öffentlich verauctioniren, den Interessenten
jährlich von ihren Verfahren und Umständen Rechenschaft
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geben, und den Gewinnst austheilen. Sie müfste gegen alle
Bedrückungen in und aufser Landes geschützt und allen Fahrzeugen
der Krone, so wie den Privatrhedem die Eingriffe in
ihren Handel völlig untersagt werden. Dieser Compagnie könnte
auch erlaubt werden, a u f ihre Kosten gute Persische Emigranten
anzunehmen und entweder im Astrachanischen und am Te-
rek, oder auf den wüsten Inseln des Caspischen Meeres, zur
Seidenzucht, zum Grappbaue und zu andern nützlichen Cultu-
ren anzusiedeln. Man könnte besonders die Insel Ronas in
Besitz nehmen, wo vielleicht die Cultur des Masanderanischen
Zuckerrohrs und des Indigo von Lahor gedeihen möchte. Man
könnte auch der Gesellschaft frey stellen, wenn sie dereinst
hinlängliche Festigkeit erlangt, den Handel nach Indien, Kysch-
mir und Tybet durch Karavanen zu versuchen. Wir würden
dann die schöne und theure Wolle von Kermann und Kyschmir,
den Rhabarber und Moschus aus Tybet, die Indianischen Fa-
brikwaaren, Indigo, Edelgesteine und Gewürze, aus der ersten
Hand erhalten und einen Theil dieser Waaren schon im Persischen
Handel mit Vortheil absetzen können. Mit Cochenille,
guten Laken, Sammet, Stahl und Eisen wäre dieser Handel bis in
das Innerste von Indien vortheilhaft zu treiben und die Compagnie
würde die Ausführung des baren Geldes, die jetzt unter vielen
Schleichhändlern unmöglich zu verhindern ist, desto weniger
nötliig haben, da sie durch wohlfeilem Einkauf im Grofsen und
durch den zurückgezahlten Zoll in den Stand gesetzt würde, einen
weit vortheilhaftern Tauschhandel zu führen. Dieser Handelsgesellschaft
könnte auch die Ausfulire des Sodesalzes, wenn
Pa l l a s R. ir B . C c