ist. Oberhalb des Dorfes ist der J a b lo n n o i Buj e rak (Äpfelgruft)
befindlich, dessen ganzer Grund zwischen dem Gebüsche
jetzt auf schwarzer Lauberde von jungem Ke r b e l grünte, der
sich auch schon bey Sa r ept a in der dort sogenannten Kerbelgruft
zeigt. Die steilen Ufer des Jablonnoi Buj e rak sind hin
und wieder in dem Sandmergel mit häufigen Caspischen Kammmuscheln,
die das Meer hier abgesetzt hat, vermischt. — Vier
Werste unterhalb des Dorfes ist der grofse, steile, mit zwey
Zweigen tief ins Land reifsende S o l än o i - Buj erak (Sälzgruft),
um welchen jetzt alle Arten von Salzpflanzen häufig hervor keimten,
und in dessen Tiefe noch nichts blühete, als Ulmus pumila,
Tulipa sylvestris (beträchtlich grofs), und Thlaspi arvense und
Bursa. Ich bemerkte in dessen abgestürzten Ufern stellenweise
Lagen von Walkerthon, über rothgelben Backsandlagen, die mit
wohlerhaltenen Caspischen Muscheln vermischt sind. An der
Sonnenseite war hier Tulipa biflora und sylvestris schon verblühet,
und Scolopendra morsitans kroch in den Thonrissen herum.
— An dieser fürchterlichen Gruft scheiterte das ruchlose Beginnen
des berüchtigten P u g a t s c h e f zum letzten Male. Er
hatte nahe bey derWataga Posto gefafst und die kleine Redoute,
welche für die Poststation angelegt war, besetzt. Allein der
wohleingerichtete Angriff des Herrn Generals v o n Mi c h e l s o n
und sein Kartätschenfeuer trieben die Aufrührerrotte gleich in
die Flucht und stürzten ganze Haufen in den Abgrund der Kluft
und das Wolgaufer hinunter, wohin sie zusammen gedränget
wurden. Man sieht auch zwischen dem Dorfe und der
Kluft zahlreiche Grabhügel, die, wie es scheint, so reichlich
gefüllet worden, dafs sie in der Mitte kesselförmig eingesunken
sind.
Das Dorf S o l o t n i k ow a ist mit ungefähr 200 Seelen besetzt,
die von etwan 500 übrig sind, welche aus den nördlichen
Gegenden der Ustjugischen und Wologdischeji Statthalterschaften
zuerst auf defi Rumänischen Weg, und nachmals, wegen der
Unfruchtbarkeit jener Gegend, hieher versetzt, und des heifsen
Clima ungewohnt, zum Theil aufgerieben wurden, nunmehr
zwar an ihren neuen Wohnsitz gewöhnt, aber durch fünfjähriges
unstätes Leben, und Verpflichtung für die Ausgestorbenen
zu 'haften, der Krone tief verschuldet sind.
Von S o l o t n i k o f s k o i bis zum Dorfe Kame n n o i Jar
(Steinufer) sind iß oder 20 Werste und 2 Werste davon ist die
Postwechselung. Das Dorf liegt bey der in einer Gruft gebaue-
ten Kamen n a j a Wa t a g a , die ein Kaufmann Ko s t r omin hält.
Es ist aus Tataren, Tschuwaschen und aridem Nationen zusammen
geflossen, die mit den jetzterwähnten_ Neubauern einerley
Schicksal gehabt haben. Eine Werst, ehe man das Dorf erreicht,
sieht man einen flachen, vormals nicht von mir bemerkten Steppenrücken,
mit einigen aufgeworfenen Hügeln, aus Westen her
schräg gegen die Wolga streichen, der aus grauem Thonschiefer,
fast wie der von L ow i t z zu hygrometrischen Scheiben erripfoh-
lene Schiefer von Kamyschenka, besteht, und an dem hohen,
steilen Ufer der Wolga (Kame n n o i Jar) abbricht. Am jenseitigen
Wolgaufer sieht man von diesem Schiefer keine Spur;
seiner Richtung nach aber scheint er zu demjenigen Flötze zu
gehören, welcher in der jenseitigen Steppe unter den Namen