Die Weinstöcke des alten sind in ganzen und halben Bogengängen
und Spalieren gezogen. Die Weinstöcke des andern
aber sind in Form eines Sonnenschirmes oder Pilzes : ausgebreitet.
Es befinden sich liier alle mögliche Sorten hiesiger Trauben;
am häufigsten aber sind die Ungarischen, dünnschaligen
und die Ki schmi sch ar ten, weil diese zum Weine vorzüglich
und leicht zu keltern sind. — Der Grund zwischen beyden
Weinbergen war sonst theils mit Obstbäumen, theils mit Reben
bepflanzt. Seitdem aber das zur Bewässerung des Weines gehobene
und nachmals in Gräben gefangene Wasser dahin abläuft,
hat selbiges so viel Salztheile aus dem höhern Boden herab geschwemmt,
dafs alle Bäume ausgegangen sind, und nichts als
Zygophyllum und mancherley Salsolae, in den feuchtesten Gründen
aber Schilf und die in Astrachan zu Kehrbesen gebräuchliche
Staeice Scóparia da 'wachsen.
Aufser diesen Gärten ist nóch ein besonderer Maulbeergarten
auf dieser Insel angelegt, mit dessen Laube man hier jährlich 14
bis 20 Pfund Seide zieht.
Alle diese Anstalten werden von den leibeigenen Bauern,
die jährlich zwölf Rubel Lohn und drey Säcke (von 1 Pud)
Mehl erhalten, und von drey gemeinen Weingärtnern angeführt
werden, besorgt.
Der wilde salzhafte Boden auf T s c h e r e p a c h a bringt Tamarisken,
viel Zygophyllüm, Anabasis, Salsolas aller Arten, Mes-
serschmidia, Medicago sativa, Schoenus aculeatus und Asparagus, ver-
ticillatus häufig hervor. Die Spr ingha s en (Iaculus) sind, wegen
der Frucht- und Arbusengärten, hier überschwänklich häufig,
weil sie von wilden Thieren ungestört sich vermehren. Auch
Fa s anen sind hier ausgelassen worden, und haben sich sehr
vermehrt. Die Arbusënfelder sind eine Anlage der Bauern,
wodurch sie in Astrachan viel verdienen. Sie bauen auch wei-
fsen Senf, theils zum Öhlschlagen, theils zum Verkaufe. —
Das Holz zu den Weingerüsten wird aus der Gegend von Zari-
zyn herunter gebracht. Zur Feuerung brauchen die Bauern
mehrentheils Rebenholz,
Ich will bey dieser Gelegenheit vom As t r a chani s chen Ast
W e in baue überhaupt einen Begriff geben, damit man denselben * ^
mit dem Weinbaue in andern Ländern vergleichen könne. — Den We
ersten Anlafs dazu gab, wie aus der Persischen Reise des Olea -
rius bekannt ist, ein Österreichischer Pater, der unter der Regierung
des Zaren Iwan Wa s s i l i ewi t s c h einige Persische Rében
in Astrachan für sich pflanzte. Da man sähe, dafs diefs
Gewächs hier nach. Wunsch gedieh; so wurde im Jahre 1613 auf
Zarischen Befehl der erste Kronweingarten in Astrachan angelegt.
Kaiser Pé t er de r Gro f s e , der nichts, was zum Flor des
Reichs dienen konnte, unbemerkt liefs, verordnete, diese Wein-
cultur zu vermehren, und zu dem Ende geschickte Winzer und
Weinküper zu verschreiben, die man durch gute Bezahlung ermunterte.
Dennoch kam der Weinbau nicht eher recht in Schwung,
als bis im Jahre 1752 der Ungarische Major P a r ö b i t s c h zum
Aufseher über die Astrachanis chen Weingärten bestellt wurde,
dessen Kenntnisse und Eifer, während der 15 Jahre, die er diesem
Dienste vorstand, durch Versuche die beste, für die hiesige Gegend
schickliche Art der Behandlung festgesetzt und die Kaiserlichen
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