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Über di«
K u n d u -
r o f s k i s
e b e n
T a t a r e n .
Die K u n d u r a u - T a t a r e n , welche ich vormals alle in
ihren eigentümlichen, auch bey den Nogaiern der übrigen
Stämme üblichen, korbförmigen Filzgezeiten wohnend fand, die
nicht aus-einander genommen, sondern ganz auf die Tragstangen
grofser, zweyräderlger Karreii gesetzt werden, hatten jetzt, ver-
muthlich mehr durch das Beyspiel der alle Winter sich dieser
Gegend nähernden Kirgisen gereitzt, angefangen, mehrentheils in
solchen Filzhütten zu wohnen, die gleich den Kirgisischen und
Kalmückischen, auf eine sinnreichere Art stückweise zusammen
zu fügen und aus einander zu nehmen sind, und daher weit
gröfser und geraumer eingerichtet werden können.. Ich habe
Platte 6. bey de Arten auf der s echs ten Pla t t e , so wie sie bey ihnen
jetzt vermischt gefunden werden, und zugleich die Darstellung
ihrer Art zu ziehen und sich zu lagern, abbilden lassen, und
habe bey dieser Vorstellung weiter nichts zu erläutern, als dafs
gemeiniglich jede Familie dieser wohlhabenden Tataren, zwey
Gezelte, das eine für die Besuche, das andere für das Weibsvolk,
letzteres gemeiniglich nach ihrer alten Art beschaffen *),
aufserdem aber, nach der Zahl der Familie, entjveder einen
oder zwey bedeckte, zweyräderige Wagen für Weiber und Töchter,
zu haben pflegt. Diese Wagen sind bunt angemalt und
1 Die Kurden in der Moganischen Heide bedienen sieb der allereinfachsten
Hüttengestelle, die für -leichte Truppen am bequemsten seyn möchten.
Sie bestehen nur aus zwey grofsen Spriegeln oder gebogenen
Stangen, welche sie kreuzweise in die Erde befestigen, oben, wo sie
sich kreuzen, zusammen binden,, und entweder Filze oder Matten von
Schilf darüber werfen.
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gemeiniglich wird vorn ein mit säubern Decken behängter Kasten,
welcher die besten Kleidungsstücke enthält, auf die Femer-
stangen gesetzt. In dem Gehäuse selbst aber sitzen, bey ihren
Zügen, die Weiber und Mädchen, und der Wagen wird gemeiniglich
mit zwey Stieren bespannt. Aufserdem haben sie einen
oder mehrere zweyräderige Karren (Araba ) , auf welchen die
Gerüste der nach Kalmückischer Art gebauten Filzgezelte, Kästen
und andere schwere Habseligkeit geführt - werden. Alles
einer Familie gehörige Fuhrwerk hält sich, im Ziehen, gemeiniglich
bey einander, in einer festgesetzten Ordnung, wie auf
der Kupferplatte vorgestellt ist- Dabey ist die auf Räder gesetzte
Hütte, mit der Hausfrau, jederzeit voran. Die Herden
werden von den Männern neben her getrieben und jedes Vieh
hält sich besonders beysammen. Wenn die Hütten an einem festen
Lagerplatze stehen, so wird an der Windseite, über der
Rauchöffnung, eine buntgezierte Decke aufgestellt, die man vermittelst
einer aus der.Hütte hinausreichenden Stange, an welcher
sie hängt, willkührlich nach dem Winde drehen kann, um das
Aufsteigen des Rauches aus der Hütte zu befördern. — In der
Entfernung sieht man auf der Anhöhe einen Begräbnifsplatz dieser
Tataren, mit viereckigen, an den Ecken höher aufgeführten
Gemäuern, welche nur den Reichen und den Geistlichen errichtet
werden, dagegen die Gemeinen nur kleine Erd- oder Steinhaufen
zu Grabmälern erhalten.
Die K l e id e r t r a c h t der Weiber und Mädchen dieser Nation
ist auf der s ieb ent en Pla t t e vorgestellt, und unterschei- Platte, 7.
det sich in manchen Stücken von der Tracht der übrigen Nogaier.
Pallas R. i r B. T