W e g e
n a ch dem
C a u c a sus
d u r ch
d ie R u m
ä n is c h e
Steppe.
Mit der Genesung meiner Tochter gieng der ganze Juliusmonat
hin. Indessen war es die höchste Zeit meinen Stab weiter
zu setzen, und mich auch von der Wolga, die mir zwey
Mal in meinem Leben so angenehme und für mich unvergefs-
liche, botanische Unterhaltung verschafft hatte, auf immer zu
trennen, wenn ich noch einige nützliche Bemerkungen an der
Caucasischen Grenze sammeln, und vor dem Winter die Taurische
Halbinsel erreichen wollte, um auch diefs neueroberte Land
kennen zu lernen. Ich war Anfangs zweifelhaft; ob ich den
neuen Weg durch die Rumänische Steppe gerade nach der G e orgenfestung
am Caucasus wählen; oder wieder über As t r a chan
gehen sollte, wo ich noch vieles für mich Merkwürdiges
einzuernten hoffen konnte. Der letztere Weg, der mich, der
ganzen Länge nach, auf dem alten Grunde der Caspischen See *)
führen mufste, und wo ich m ir, ohne die andern Merkwürdigkeiten
in Anschlag zu bringen, eine reiche Ernte der seltensten
Salzpflanzen, die im Herbste ihre rechte Vollkommenheit erreichen,
versprechen konnte, behielt endlich die Oberhand, zumal
da auch in der Rumänischen Steppe alles in diesem Sommer abgebrannt
war.
Jener Weg durch die Rumänische Steppe, der mit Dörfern
besetzt und zu einem Post- und Communicationswege hat
eingerichtet werden sollen, ist von demjenigen zum Theil
*) Ich “beziehe mich hierbey, und hey ^mehrern unten verkommenden Be-
. merkungen über diesen Gegenstand, auf das, was ich darüber im d r it -
■ t e n T h e i l e meiner altern R e i s e n von S. 569 bis 577 ausführlich
dargestellt habe.
verschieden, welchen ich im dr i t t en T h e i l e meiner Re i s e ,
nach dem Reisetagebuche | meines damaligen Studenten S o k o -
10 f *) ausführlich bfeschrieben habe. Anfänglich geht er zwar
ebenfalls längs 'der S ar p a , das hohe Land zur Rechten lassend,
über die Bäche Sos tu, T u n g u t u , Ula a s tu, und Al ima tu ,
welcher letzte Bach nach Messung 60 Werste von Sarepta entfernt
befunden worden; hier aber erhebt sich dieser Weg auf
das hohe Land, welches, nach Nivellirung, 35 Laden über den
Bach senkrecht erhöhet ist, und geht nun gerade südwärts, auf
dem hohen Lande fort, wo nach 20 Wersten in einer Schlucht
ein guter Quell gefunden wird,' der noch zur Sarpä fliefst.
Sechs' und zwanzig Werste davon kömmt man, nahe an dem
zum Don i fliefsenden Bache : Cha’r a - Sa l i , der etwas brackes
Wasser hat, wieder zu einem guten Brunnen; der Weg aber
geht längs dem Chara - Sa l i fort, kreuzt, nach 4.1 Wersten,
über den in jenen fallenden J a k s c h i b a i - S a l l , ferner über
den mit dem C h a r a - S a l l sich vereinigenden D s h u r a k - S a l l ,
wo eine Brücke ist, (23 Werste), folgt dann den letztem aufwärts
längs dessen linker Seite, die Mündung des von der rechten
einfallenden S ä g e s t a - S a l l vorbey, und endliqh über den
ganz oben in den Ds h u r a k - S a l l fallenden Bach St s chut s chie
*) N i k i t a (oder N i c ä t a s ) S o k o lo f , studirte nachmals in Strafsburg,
wo er die Doctorwürde erhielt, sich vorzüglich auf Chemie legte und
bey seiner Rückkunft für diese Wissenschaft erst Adjunct, nachher ordentliches
Mitglied der Kaiserlichen Academie 'der Wissenschaften und
Hofrath ward. ' Endlich verliefs' er die Academie, und starb als Kreis-
medicus in K a lu g a . — Fast alle meine Begleiter auf vorigen llci-
sen habe ich überlebt und betrauert.