wurde die Reise weiter auf T a g an r o g fortgesetzt. — Man
fährt von Tscherkask über eine weite Niedrigung, die im Früh-
linge gröfsten Theils überschwemmt ist, und alsdann auf einer
langen Brücke passirt wird. Jens eit derselben kommt man an
den fast über hundert Faden breiten, krebsreichen Nebenarm
des Don, Ak s a i genannt, der die Insel, worauf die Stadt liegt,
umgiebt, und eine schwimmende Brücke hat. Jenseit desselben
streicht hohes, hüglichtes Land, mit einem Flötze von mergelartigem
Muschelkalk, längs dem Don herunter, mehrentheils hart
am Ak s a i bin. Dieses hohe Land ist augenscheinlich in dieser
Gegend das alte Ufer der mit dem Caspischen Meere vormals
noch vereinigten Asowschen See gewesen; und die alte Mündung
des Don wird oberhalb des Ma n y t s c h zu suchen seyn. —
Auf dem Abhange dieses hohen Landes liegt sehr anmuthig, amphitheatralisch,
das Kasakenstädtchen oder Staniz Aksai (15
Werste), welches eine schöne, moderne, aus -Quadersteinen ei-
baute, und dabey eine alte hölzerne Kirche hat. Die Quadern,
woraus die Kirche und einige artige Häuser gebaut sind, werden
aus dem Kalksteine der Anhöhe selbst bereitet, der voll
Muscheltrümmer und kleinkörniger, von unzählbarer, gleichförmiger
Schneckenbrut herrührender Ooliten -steckt und in ungleichen,
oft mehr als Spannen dicken Lagen bricht
Gleich hinter dieser Staniz fährt man die mit Klüften durchschnittene
Höhe hinauf und hat zwey Wege nach der Festung
K o s t ow s k vor sich: den einen ziemlich ebenen, auf der hohen
Fläche der Höhen: den andern, dem Ufer näher, über zwey
tiefe, g e f ä h r l i c h e Defileen, K o b ä k o f k a und Ki s i t e r in k a
genannt, wovon jenes einen kleinen Bach führt, letzteres aber
jetzt trocken, doch sehr ausgerissen und tief war. — Ich folgte
dem letztem, welches ■ gleich hinter dem zweyten Defilee zu der
neuen Armenischen Stadt Na c h t s c h iwa n (14. Werste) führt.
■ Diese erste ganz Armenische Stadt, die im Russischen
Reiche angelegt worden, ist eine von denen unter der milden
Regierung der Grof s en Ka i s e r in n angelegten Colonien, die
am meisten versprechen. Die Industrie der Armenianer in Fabriken,
Handwerkern und Handelsgewerben sticht hier, in Vergleich
mit den Russischen und Griechischen, ja so gar mit den
ersten Deutschen Colonien, so sehr hervor, dafs bey einem Patrioten
,so gleich der Wunsch rege wird, das ganze bedrängte Armenische
Volk, aus der Ebene des Aras nach Rufsland versetzt
zu sehen, wozu dasselbe gewifs, bey gehörigen Anstalten,
sehr leicht zu bewegen seyn würde.
Na cht s chiwan wurde nach dem Frieden von Ku t s c h u k -
Ka ina rds l i i , da die Russischen Truppen unter dem General
S u w a r o f die damalige Krym verliefsen und die meisten Christlichen
Einwohner, auf welche die ganze Handels- und Handwerksindustrie
der Halbinsel beruhte, von dort im späten Herbste,
auf Veranlassung der Griechen, die am südlichen Ufer im Gebirge
wohnten und sich von den Tataren nichts Gutes versahen, (wohl
nicht alle freywillig) auswanderten, von den wohlhabendsten
Flandwerkern und Kaufleuten der Armenianischen Ausgewanderten
angelegt. Statt der ersten Hütten, die ihnen in der Eil,
von betriegerischen Contrahenten, gegen die Intention der Mo-
narchinn, so elend wie möglich aufgestellt worden waren, und