Darnach giebt man ihr die erste olivengrüne Farbe mit den
Blättern B e i g e oder Cotinus. Man kocht nämlich, um zehn Pud
Baumwolle zu färben, in grofsen Kesseln, die 40 bis 43 Russische
Eimer (We d r o ) Wasser halten, 3 Pud 30 Pfund Beigeblätter,
zu 15 Pfund nämlich auf das Pud Baumwolle gerechnet. Die
Tinctur wird durch Siebe abgeläutert, die Kessel gereiniget, das
Kochsei wieder hinein gegossen und ein Pud Alaun darin aufge-
löfst. Mit dieser Beitze wird das Baumwollen garn stückweise
in kleinen Schalen oder Töpfen heifs eingetränkt, dann zum
Trocknen aufgehängt und darauf gewaschen und abermals getrocknet.
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Nun schreitet man mit der also vorbereiteten Baumwolle
zum Rothfärben. Man nimmt von der gemahlnen Röthe oder
Grappwurzel, auf jedes Pud Baumwolle ein Pud, oder, nach deren
Güte, etwas weniger, knetet diese Quantität mit einem halben
Eimer Blut, und thut darauf eben diese Quantität in jeden
Kessel zum Kochen. In die gekochte Farbe wird die Baumwolle
gelegt und mufs damit aufsieden.
Wenn sie nun also wohl durchgefärbt ist, wird sie getrocknet
und kommt dann in die Töpfe mit dem alkalischen Wasser,
wo sie wohl untergetaucht gelinde sickern mufs und das übersiedende,
welches durch eine angebrachte Rinne abläuft, immer
wieder durch frische Auflösung von Sodesalz ersetzt wird.
Nach dieser Aussiedlung und nochmaligem Trocknen und
Waschen, ist das Baumwollengarn fertig, wozu gemeiniglich 21
Tage gehören. -— Die Türken sollen zum Beschlufs die gefärbte
Baumwolle, um ihr eine schönere Farbe und Glanz, auch
mehr Gewicht zu geben, aufs neue mit Öhlemulsion eintränken
und damit, unter einem Gewichte geprefst, trocknen lassen; wie
denn bey ihnen gemeiniglich Baumöhl die Stelle des Fischfettes
vertreten mufs. Überhaupt ist jedes Öhl, oder flüssiges Fett,
das mit Kalakar, oder Sodasolution vollkommen milcht, zu dieser
Färberey tauglich.
Der Preis der Materialien zu dieser Färberey ist nach der
Zufuhre und andern Umständen verschieden ,1 und die Anlage
und Unterhaltung einer solchen Färberey erfordert: ein nicht geringes
Capital. Der Grapp, welcher aus Persien und vom Te-
rek kommt, und den man am liebsten mit dünnen Wurzeln
wählt, wird, nach der Güte, mit 11 bis 14 Rubel das Pud bezahlt
und gemahlen. Man rechnet ein Pud Färberröthe auf jedes
Pud Baumwollengarn. Die Beigebl ätter kosten 8° bis 100 Kopeken
(oder 1 Rubel) das Pud, und werden, grob mit den
Stengeln zermalmt, in Säcken aus Matten, von K i s l a r hergebracht.
Ohne die Vorbereitung mit diesen Blättern oder den
sonst gebrauchten Galläpfeln, nimmt die Baumwolle nur eine
blasse und gar nicht dauerhafte Farbe von der Röthe an. Man
rechnet 15 Pfund B e i g e auf jedes Pud Baumwollle. — Der
gute Ka l a k a r oder Sode kommt auch von Ki s l a r her, und
wechselt im Preise von 30 bis 100 Kopeken für das Pud. Jetzt
galt der beste steinharte und trockene nur dreyfsig Kopeken.
Bey der Auflösung gehen alle beygemischte Kohlentheile auf
den Grund, und die Solution kann krystallrein abgeschöpft werden;
der Satz wird weggegossen. In einer Tonne von 4° Eimern
wird ein Pud von diesem Kalakar aufgelöset.