zerrissen worden ist; über diefs ist ihre Breite nur eben so, dafs
zwey Wagen einander ausweichen können, ohne dafs ein Geländer
vor der Gefahr in den Flufs zu fallen schützte. So erreichten
wir Abends diese Hauptstadt der Donischen Kasaken,
welche seit den letzten zwanzig Jahren noch sehr erweitert und
mit vielen schönen Privathäusern mehrerer mit Rang und Ordenszeichen
begnadigten Kasakenofficiere geziert worden ist. —
Allein ihre schmalen Winkelstrafsen, die Enge des Raumes,
welcher den meisten Häusern nicht einmal ein Gehöft erlaubt,
und das jährlich der Frühlingsüberschwemmung ausgesetzte
höchst ungesunde Local derselben werden niemals eine wahre
Verschönerung derselben erlauben; und noch weniger Empfehlung
verdient die Sittlichkeit der Einwohner beyderley Geschlechts.
Beständiges Wohlleben, Müfsiggang und Völlerey,
Folgen des Überflusses, den die vortrefflichen Besitzungen dieser
freyen Miliz hervor bringen, haben die Sitten auf das Äu-
fserste verderbt, und Luxus hat auch hier die alte Einfalt genugsam
verdrängt. Die Hauptstadt wird hier, Wie anderwärts,
der Sauerteig, welcher nach und nach die ganze Volksmasse
verdirbt. Die Distinctionen und Vortheile, welche in den neuesten
Zeiten den Obern zu freygebig ertheilt worden, haben so
wohl diese, als das Volk, stolz und übermüthig gemacht. Jene,
die sich, von angelockten Läuflingen, auf den schönen Lande-
reyen, welche man ihnen noch am östlichen Ufer des D o n eingeräumt
hat, Dörfer anlegen, suchen die Ärmern unter dem
Volke zu unterdrücken und lassen, zur Schonung der Reichern,
welche sie benutzen, alle Last des Kriegsdienstes auf jene Armen
fallen, denen die Befehlshaber noch dazu oft das Schuldige vorenthalten.
Das Mifsvergnügen, welches daraus entsteht, wird
dann von den Obern für Meuterey oder Ungehorsam ausgelegt
und die Bedrückung wird noch gröfser. So wird nach und nach
dieses, als leichte Truppen bisher Rufsland so nützliche und
sonst gutartige Volk, in seiner freyen Verfassung, durch den
Aristokratismus seiner Obern, immer mehr beeinträchtiget und
zum Dienste unwilliger gemacht, indefs die Reichen und Obern
in der üppigsten Faulheit und Verderbnifs leben.
Das Einzige, was die Reichen unter den Donischen Kasaken
wirklich verbessert haben, ist der We in b a u , der nicht nur,
seit 20 Jahren, sehr vermehrt, sondern auch auf einen bessern
Fufs gebracht worden ist, weil er ihren Lüsten schmeichelt. —
Der Weinstock kommt oberhalb Tsch er l tas k, an den wohlgelegenen
Höhen des rechten Donufers, bis gegen Pä t i sbän-
skaj a St ani z a , also ungefähr bis auf die Breite von Za r i -
z y n , gut fort. In einer weit südlichem Lage, bey Ta g an -
rog, werden die Trauben, wegen der kalten Seewinde, niemals
recht reif, wenigstens geben sie niemals guten Most. Hingegen
ist der Rasdorof s che weifse und der Zyml änski sche ,
den rothen Italienischen ähnliche Wein am Don berühmt und
beyde werden so gar in Moskau theuer bezahlt. Auch die gemeinen
schwarzen Donischen Trauben, die in Fahrzeugen aus
den, obern Stanizen in Menge zugeführt werden, geben einen
feurigen Wein, der jetzt in Tscherkask in Menge von den da
wohnenden Griechischen Kaufleuten geprefst wurde, und
der alle Astrachanische und Tereksche Weine an Geschmack
Fahas R. v B. L U