obern aber oft drey Sprossen, jeden mit zwey bis drey Trauben
geben, die in einem Sommer auf zwey ja drey Faden erwachsen.
Nach einigen Jahren läfst er junge, nachwachsende, zweyjährige
Reben die alten ablösen, welche er alsdann oft fast armsdick
kappen mufs. Die meisten Liebhaber des Weinbaues in hiesiger
Gegend fangen jetzt ah einzusehen, dafs sie, um eine gute Weinlese
zu haben, seinem Beyspiele folgen müssen.
Eine neue Anlage zum Weinbaue wurde jetzt auch durch
den Wundarzt Herr Ne i t z , an der Lehne des hohen Landes,
recht wo es die Ecke Mo o -C l l ammu r macht, bey einem Quelle
angefangen. Die Anlage des Gemeingartens aber, den die ledigen
Brüder in dem Thale, welches sich unter dem Namen
T s c h e p u r n i k (Reiherbach), aus den Höllen bey dem Dorfe
S c h ö n b r u n n , südwärts gegen die Sarpa zieht, einzurichten anfingen,
hat zum Wein- und Obstbaue keinen Fortgang, sondern
wird nur als ein Küchengarten unterhalten.
Im Brüderhause sind jetzt die merkwürdigsten Gewerbe,
die L e i n e n w e b e r e y zu halbseidenen Tüchern, wo jetzt g bis
10 Stühle gehen; die S t r ump fw i r k e r e y , wo Strümpfe und
kasakische bunte Weiberschlafmützen, die am Don sehr gesucht
werden, auf acht Stühlen, aus Baumwolle verfertiget werden.
Unter den Stühlen, die aus dem Voigtlande verschrieben werden
und auf der Stelle nur 60 bis 70 Thaler kosten sollen, befand
sich auch ein hölzerner Strumpfwirkerstuhl, dergleichen zu
Obernhau im Erzgebirge zu 20 Thalern verfertiget werden und
an welchen das Echappement durch eine besondere Mechanik
eines Rades mit Spiraleinkerbungen ersetzt wird. — Ferner ist
hier eine kleine Fabrike zu Manschester, Velveret und baumwollener
Serge, die sehr gute Waare liefert, aber mit den leichten
Englischen nicht Preifs halten kann. — Der kleinern Gewerbe,
als Goldschmid, Uhrmacher, Buchbinder, Schuhmacher, Schneider,
nicht zu gedenken, so wird auch hier für die Fabriken das baumwollene
Garn gefärbt, wozu eine besondere Grapp-und Blaufärbe-
rey, ingleichen eine kleine Färberey für den Manschesterfabrikanten,
auf dem Gehöfte eingerichtet sind. Die Grappfarbe wird hier
mit Baumöhl behandelt, aber noch nicht in der Vollkommenheit,
wie es von den Astrachanischen Armenianern geschiehet.
Neben dem Brüderhause ist noch die Lohgerberey , wo
leichte und Sohlleder bereitet werden; dann die Tischlerey und
daran stofsend das steinerne Back- und Metzgerhaus. Gleich da-
bey wurde jetzt eine .neue. steinerne Küche mit allen Bequemlichkeiten
gebauet. Noch war das Brüderhaus durch ein neues
Quergebäude erweitert, worüber aber der Garten verwüstet und
mit Bauschutt verderbt worden ist.
Im S c hwe s t e rh au s e werden, aufser den .gemeinen Beschäftigungen
des andern Geschlechtes, als Nähen, Waschen
und andern Hausarbeiten, jetzt Tücher gewebt und aüfserordent-
liche Stickereyarbeit, so gai- Landschaften und Gemälde verfertiget.
Der Garten, den die Schwestern allein besorgen, ist ein
Muster von Fleifs, Reinlichkeit und Ordnung,
Die B r a n n twe in b r enn e r e y und die L i c h t g i e f s e r e y
sind keine geringen Zweige der hiesigen Industrie, und die letzte
ist besonders, durch ihre weit und breit, so gar über See von
St. Petersburg aus, verführte Waare einträglich.