ja auch Ananas, überall billig kaufen, wovon man vor dem Jahre
1770 liier noch wenig sah und die den besten Englischen Früchten
nichts nachgeben. Die grofse Menge der mit vielen Kostenaufwand
angelegten herrschaftlichen Gärten, Frucht- und Treibhäuser, tragen
hiezu viel bey; und zur Steuer der Wahrheit mufs man sagen,
dafs der verstorbene Staatsrath P r o k o p A k im f iew i t s c h D em i-
d o f , durch sein Beyspiel, durch kostspielige Einführung ausländischer
Fruchtsorten und freygebige Mittheilung seiner Gartenschätze,
viel zur schnellen Aufnahme dieses Nahrungszweiges beygetragen
hat. Auch die Einführung einiger nützlichen Getreidesorten ist ihm
das innere Kufsland schuldig. Und Er ist vergessen! sein schöner
botanischer Garten, den ich im Jahre 1782 beschrieb, ist verwüstet,
die mit vielen Kosten aus England verschriebenen, seltenen Gewächse,
welche er der Moskowischen Universität vermacht hatte, sind
zerstreut, und kaum eine Spur davon mehr am rechten Orte.
Auch Trüffeln sind tun Moskau durch einige Deutsche Jäger
entdeckt worden, und werden jetzt den ganzen Sommer hindurch
frisch, Um sehr billigen Preifs, auf dem Grünmarkte verkauft.
Alles scheint in Moskau gewissermafsen gigantisch, so wie die
Stadt selbst. Die Palläste der Grofsen besonders, sind zum Theil
riesenmäfsige, von mehrern Plünderten leibeigenerBedienten bevölkerte
Gebäude, welche Schlössern gleichen. Das Findelhaus ist
eine der ungeheuersten milden Stiftungen in der Welt. Unter den
Landsitzen sind einige mit fürstlichem Aufwande angelegt. Vorzüglich
aber ist die neugestiftete A d e l ig e V e r s am m lu n g , wo im
Winter wenigstens tausend Personen beyderley Geschlechts, im besten
Schmucke, auf den Bällen erscheinen, gewifs die gröfseste
geschlossene Gesellschaft, und der für diese Gesellschaft erbaute
Versammlungssaal einer der ungeheuersten Hallen in der Welt
Nothwendige Einrichtungen hielten mich in Moskau bis zum
iQten auf. Während meines Aufenthaltes wurde das Wetter in diesen
Gegenden so ungewöhnlich gelinde, dafs der tiefliegende Schnee
in den Strafsen, der sich bisher nur kaum erhalten konnte, auf einmal
wegzusclimelzen anfing und wir also die gröfste Mühe hatten,
mit unsern Schlitten, durch die unwegsamen Strafsen der Stadt,
lünaus aufs freye Feld zu gelangen. Ich richtete meinen Weg über
P en sa auf S a ra to f .
Wir erreichten in der Nacht vom 1 gten die erste Station
dieses Weges, in N o w a ja D e r ew n a , von wo wir mit unabge-
wechselten Pferden weiter auf B u n k o w a ja fuhren. Noch denselben
Tag (20sten) giengen wir, bey einem kleinen Schneegestöber,
welches uns auf den fast ganz entblölsten Wegen sehr
forthalf, bis K i r s h a t s c h , einem nunmehr zur Stadt gemachten
Dorfe, und kehrten da auf einen Theil der Nacht ein. In
diesem Orte so wohl, als in B u n k o w a ja haben einige Bauern,
die in Moskowischen Seidenfabriken als Arbeiter gedient haben, D o r f f a -
nun seit mehrern Jahren selbst Stühle angelegt und ihre Kunstl5riJtel1-
mehrern mitgetheilt, so dafs jetzt an diesen beyden Orten eine
ziemliche Menge seidener Tücher, zwar nicht von vorzüglicher
Gröfse und Güte,'aber zu geringen Preisen (1 bis i { Rubel),
auf mancherley Muster fabricirt werden. Die Seide dazu hohlen
sie fertig gefärbt aus Moskau. Man sieht aus diesen freywilligen
Anlagen, wie leicht unter dem Russischen Landvolke durch
hin und wieder angelegte Lehrfabriken, wozu niemand gezwungen
Pallas R. i| B. B