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v o n Ma eis
t a ry.
P l a t t e ix.
12. i3-
reife Trauben hatten, ingleichen Wasserholder, und häufig, aber
schon vertrocknet, Dipsacus sylvestris. Der Wein rankt überall
über Bäume, Sträucher und am Boden hin, hat oft armsdicke
Stämme, und Reben nicht selten über zehn Faden lang, sehr
gerade und schlank. Der Kumaflufs fliefst hier , sehr lehmig und
trübe, aber schnell, und dessen Nebencanal läuft dicht unter dem
jenseitigen hohen Lande. Bey Ujswät ist dagegen der Flufs viel
klarer, indem er sich dahin durch Schilf ziehen mufs, wo er seinen
Schlamm fallen läfst.
Den 5ten September. Von P r iw o ln o e kommt man bald
in diebreite, schilfreiche, jetzt aber trockene Niedrigung der M o -
kr a ja (nassen) B yw a l l a , welche über dem Wege einen seeförmigen
Busen macht, dessen linkes Ufer grofse, mit Salz weifs ausgeschlagene
Stellen hat. Diese B yw a l l a entspringt weit her aus
Norden, und hat nur auf sieben Werste vom Ursprünge etwas
Buschholz. Im Sommer trocknet sie nach unten zu aus, und
die Wasserpfützen derselben werden dann brack und bittersalzig.
Der oberste Seebusen, den sie etwan 60 Werste von der
Kuma und eben so weit von der Festung S ewe rn o i bildet, soll
oberwärts, wo die Quellen einfliefsen, süfses, unterhalb aber
bittersalziges Wasser haben. An Heuschlag, Schilfgründen und
fruchtbarem Ackerlande ist längs derselben kein Mangel.
Nach viertehalb Wersten, die man in der holzreichen, mit
häufigen Weinreben gezierten Niedrigung fährt, erhebt man sich,
nachdem man über einige Wassergräben und bey grofsen Grabhügeln
vorbey gekommen ist, auf die mit einem stumpfen
Winkel zwischen die Niedrigungen der B ywa l l a und Kuma
eintretende hohe Steppe, auf welcher man so gleich die noch
übrigen alten Tatarischen Gebäude ins Auge fafst, welche unter
dein Namen Bol s chye oder Werchnie (das grofse oder obere)
M a d s h a r y berühmt sind.
Im Jahre 1780 belief sich die Anzahl der theils noch ganz
stehenden, theils zerfallenen Gebäude noch auf 32, aufser welchen
noch sechs thurmartige Gebäude vorhanden gewesen seyn
sollen. Allein seitdem man in der Nachbarschaft Dörfer und
Festungen angelegt hat, sind die meisten dieser Gebäude, weil
man die schönen Ziegel derselben brauchbar fand, von der Fläche
der Erde verschwunden. So viel man noch aus den Schutthaufen
und Fudamentspuren erkennen kann, haben diese Gebäude
hin und wieder gleichsam in Zügen oder Reihen gestanden,
so dafs Unkundige haben glauben können, die Überbleibsel
von Strafsen eurer grofsen Stadt darin zu erkennen. Bey
näherer Untersuchung aber ist gar nicht zu zweifeln, dafs hier
nichts> anders, als ein seines heiligen Bodens wegen sehr berühmter
und vornehmer Begräbnifsplatz gewesen sey; wie denn
auch die ganze Gegend der Kuma, auf und abwärts, auf allen
Hervorragungen und Höhen beyder Ufer, besonders des rechten,
oder südlichen, mit Grabhügeln wie besäet ist, welche die
Vorliebe der altern Nomaden, die auch jetzt bey den Kalmücken,
als heutigen Besitzern dieser Winterweiden, bemerkt wird,
für diese Gegend beweisen.
Die noch vorhandenen ganzen Gebäude sind nichts als
Grabcapellen einer Mahometanischen Nation, vermutlilich eines
Tatarischen Stammes, gewesen, und wenn man, blofs wegen
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