Niedrigung, welche die hier zurücktretenden Sandhöhen der
Steppe eröffnen, und fallt bey dem Cordonposten Do lo t c h a n
wieder in die Achtüba. Auf der Niedrigung blühten häufig Carduus
nutans, Gratiola, Arenaria rubra, Potentilla bifurca und su-
pina, und das allgemeinste Gras war Triticum repens. In gewöhnlichen
Jahren überschwemmt die Wolga einen Theil dieser Niedrigung;
allein diefsmal blieb das Wasser ungewöhnlich niedrig
und stieg kaum zwey Dritttheile der sonst bemerklichen
höchsten Fluth. — Tetrao arenaria (Tatarisch B u ld u r u k ) flog
hier häufig.
Den 1 Qten, nachdem wir uns von den ausgestandenen Mühseligkeiten
der hungerigen Steppenreise, durch den liier Vorgefundenen
Uberflufs frischer Milch, etwas erholt hatten, giengen
wir in der Niedrigung aufwärts, nach dem etwan 12 Werste
entfernten Se l i t r än o i gorodol t *), und sahen unter Weges
verschiedene ziehende Dörfer der Kundurof sk i s chen Tataren
oder Mangutten, die ein Überbleibsel der ehemaligen N o ga i -
sehen Horde sind. Auf halben Wege kommt man an eine gegen
den Aschuluk vorrückende Höhe, auf welcher die ersten Schutthaufen
alter Tatarischer Gebäude stehen. Die Gegend hat den
Namen Ka s an, von einem am Ufer liegenden grofsen, eisernen
Salpeterkessel, den, nach Vorgehen der Tataren, das hohe Wasser
hieher geschwemmt haben soll. Oben haben die Ma n g u t ten
aus alten Ziegeln ein viereckiges Gemäuer mit höher hervorragenden
Ecken errichtet, und viele mit Ziegeln bedeckte
') S. im d r i t t e n T h e i l e meiner R e i s e n , S. 551. u. folg.
Grabhaufen befinden sich umher. An der ganzen Höhe war ein
sehr magerer Astragalus, der unter die nicht beschriebenen gehört,
häufig undr schon mit Schoten. Die Niedrigung wird von
hier an sehr salpetrig und bringt auch solche Pflanzen hervor,
die den Salpeterboden anzeigen, als: das stinkende Lepidium rude-
rale, Peganum Harmala, Zygophyllum Fabago, Hyoscyamus niger.
-— Etwas weiter hin steht der Cordonposten A s c h u lu k , oberhalb
dessen die Achtuba den A s c h u l u k abgiebt; nach Über-
steigung einer zweyten Höhe erreicht man S e l i t r än o i goro-
dok, wo jetzt nur noch ein elendes. Fischerhaus, zu Behauptung
des Besitzrechtes, von dem ganz in Verfall geratheneji Eigenthü-
mer der Salpeteranstalt unterhalten wird, und die verrosteten
Kessel der Salpeterhütte zerstreut am Ufer liegen.
Die Geschichte dieser verwäiseten Salpeterhütte ist, wie ich
aus Kanzelleynachrichten weifs, folgende: In dem Jahre 1715 erlaubte
die Artillerie-und Fortificationskanzelley dem Major Iwan
Mo l o s t o f seine zuvor im Kasanischen und Simbirskischen unterhaltene
Salpeterhütte in die Steppe an der Achtub a unterhalb
Zarizyu zu verlegen, wo von S e l i t r än o ig o r o dol i bis
Krasnoi jar s l t hinlängliche Salpetererden gefunden worden waren.
In den drey darauf folgenden Jahren wurden ihm, zur
Unterstützung, -an Geld und Kupfer, aus der Casse die Summe
von 9800 Rubeln ausgezahlt, da, denn diese Salpeterhütte zu
Stande gekommen und der Salpeter an die Artillerie geliefert
worden ist, bis gedachter Major im Jahre 1737 starb. Dessen
Bruder und Erbe gab die Salpeterhütte, auf gewisse Jahre, einem
Simbirskischen Kaufmanne Ge ras im Gla s of ab, und da dieser
Pallas R. 1 r B. - S
S alp e te r -
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Ts ch ig i t .