Ihre Geschichte und. Herkunft ist ungewifs. Anfangs scheinen
sie, mit einem grofsen Theile des Caucasus unter G e o r g
ie n gestanden zu haben. Im sechszehnten Jahrhunderte, nach
der Trennung des Georgischen Königreichs, besonders da M in -
g r e l ie n , G u r ie l und A b a s a sich abrissen, kamen sie unter
Krymische Oberherrschaft. In eben dein Jahrhunderte untergaben
sie sich dem Schutze des Zaren Iw a n W a s s ie l e w i t s c h ,
der um das Jalir 1560 eine Tscherltessische Fürstinn M a r ia ,
Tochter T em r u l t s , zur Ehe nalim. Im siebzehnten Jahrliun-
derte standen sie wieder unter der Krym, und als sie sich, im
Anfänge des achtzehnten Jahrhunderts von diesem Joche, los machen
wollten, drang der Krymische Chan bis in die Kabarda,
die Tscherkessen aber flüchteten in das Gebirge am B a k s a n
hinauf und verschanzten sich in den-engen Pässen mit steinernen
Mauern, die noch bis jetzt die Krymischen heifsen. Sie
versprachen nun dem Chane aufs neue Tribut, brachten ihm
viele Mädchen, zum Geschenke, und am Tage des Friedensschlusses
führten sie den Tataren einen Überflufs von starken
Getränken zu. In der Nacht, da diese berauscht im festen
Schlafe lagen, überfielen sie das Krymische Lager, machten den
Chan nieder und sprengten das ganze Heer. Zur Sicherheit
suchten sie nun wieder Rufslands Schutz, sind aber bis jetzt
immer sehr unsichere und unruhige Unterthanen gewesen.
Unter dem Generalmajor v o n F a b r i c ia n , der sie oft züchtigte,
wurde ihnen die Grenze zwischen dem linken Ufer des M a lfi
und dem T e r e k festgesetzt. Jetzt aber dehnen sie sich wieder
bis an die P o d k um a aus und die innerhalb der Grenze
wohnenden sind die friedlichsten. Sie waren vor nicht viel
mehr als sechzig Jahren noch Christen; und auch jetzt noch
sind sie sehr laue und unwissende Mahometaner.
Unter ihren fürstlichen Familien ist jetzt die hauptsächlich
am Baksan wohnende von A t t a s h u k die mächtigste, aber auch
die unfriedfertigste, so wohl gegen die Stammverwandten, als
gegen Rufsland. Die M iso s tis c lie Familie ist weniger mächtig,
aber sie war immer Rufsland am ergebensten und mufste von
jener viel leiden. Die Familie D s h am b u la t wohnt am Fufse
des Gebirges K a s c h k a ta u , aus welchem der T s c h e r e k lierflie-
fset; daher man in einigen Karten und Nachrichten einen Stamm
K a s c h k a t o w z y genannt findet.
Die Edelleute (U sd en ) theilen sich in alten Ritteradel,
und Adel des Adels (U sd e n von U sd en ) *). Die mächtigste
Familie von alten Adel ist K u d e n e t und nach ihr T am b i.
Der Stammvater ist G n a rd u k ; A n s o r aber ist der Stammvater
von den drey Familien B a r u k w a , S a s a r u kw a , und E l-
m u r s a.
Die Tscherkessen der k le in e n K a b a rd a rechnen ihre
Grenze am rechten Ufer des T e r e k bis oberhalb des linken
Ufers der S u n sh e . Ihre Fürsten stammen von K a n u k a ab
und theilen sich in die Familien T a u s u l t a n und G ila c h s ta n .
Jene wohnt an der Ostseite von T a t a r tu p ; der letztem Dörfer
aber, die den Namen A c h lo w - und M u d a r o f -K a b a k führen,
*) Ein Fürst wird auf Tscherkessisch P s c h i , auf Tatarisch B e i und B y
genannt; der Edelmann auf Tscherkessisch U o r k , Tatarisch U s d e n .
Der Bauer heist Tscherkessisch H o k o 1 1, T atarisch T s c h a g a r .