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K i r c h en
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nie.
R o th e
S e e b lu -
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lumb o .
Den 1 gten August wohnte ich. einer merkwürdigen Cere-
monie in der Armenischen Hauptkirche be y, wo der Weihbi-
schöf oder Archimandrit, nach dem gewöhnlichen Gottesdienste,
das nur alle 4 oder 5 Jahre in dem Araratischen Kloster Et sch -
Mi ad s in für alle Armenianisch - Nestorianische Kirchen bereitete
heilige Öhl (My r o n ) , welches in grofsen kupfernen Flaschen
überbracht war, in Procession feyerlich umher trug, darnach
aber, während einer langen Litaney und Fürbitte für alle
Stände, langsam, vorsichtig und pausenweise in eine ähnliche
gläserne Flasche übergofs, worauf es allem Volke gezeigt, und
die ganze Ceremonie durch Ertheilung eines allgemeinen Segens
, nach dem Genüsse des heiligen Abendmahles durch den Ar-
chimandriten allein, beschlossen wurde, nachdem sie volle dritt-
halb Stunden gedauert hatte. Das Öhl, welches ich näher zu
untersuchen Erlaubnifs erhielt, ist von dem kupfernen Geschirre
sehr grün und hatte einen ranzigen Baumöhlgeruch, durch welchen
etwas Mastixhaftes durchsticht. Man sagt, es werde auf
eine geheimnifsvolle Weise aus vierzigerley Blumen und Kräutern
, die auf den Gebirgen Anadoliens und auf dem Cauca-
sus gesammelt werden müssen, innerhalb vierzig Tagen hervor
gebracht.
Den zosten August erhielt ich von dem hiesigen Hafenca-
pitän Herrn A chma t o f ein Fahrzeug, um nach der sechzig bis
achtzig Werste entfernten Mündung der Wolga zu schicken,
wo ich aus des seligen Dr. L e r c h Nachrichten wufste, dafs
Nymphaea Nelumbo häufig wächst, wovon mir auch eine Menge
Blumen und Früchte von allem Alter, bis fast zur völligen
Reife, gebracht wurden. Diese Früchte, welche die Enssen
Seenüsse (Mo r s k y e Or e chi ) , die Tybetaner Badrna, die
Persianer Da r io p a c t a (Meerlieben), die Indianer aber Pa-
b in oder L i l i f a r nennen, werden von letztem besonders
begierig gesucht und gegessen, weil dieses Gewächs bey
ihnen für heilig gehalten wird. Nach ihrer nämlich und
der Tybetanischen Götzenlehre werden die vollendeten Gottheiten
in den wohlriechenden Blumen dieses Gewächses wiedergeboren
, die. ihnen zum Throne dienen. Diese Blumen
haben auch wirklich einen vortrefflichen Geruch und das daraus
destillirte Wasser, welches mir der hiesige Apotheker
Herr Assessor Zet t l er überzuziehen die Dienstfertigkeit hatte,
nimmt einen sehr dauernden , angenehmen und feinen Ambrageruch
an , und macht die damit gewaschene Haut der
Hände und des Gesichtes so weich und zart, dafs es billig,
als ein unschädliches Schönheitswasser, in allen Apotheken
eingeführt werden sollte, zumal da die Blumen den ganzen
Sommer hindurch, in den Mündungen der Wolga und Bolda,
häufig gesammelt werden können. — Die Blätter der Pflanze
fand ich von Zoophyten und andern Wassergeschöpfen völlig
rein. — In keiner Blume sind die Zeugungstheile, und in
keinem Samen die Zurückfaltung des Samenkeimes so deutlich
und vergröfsert zu sehen, als in dieser, wie ich an einem
andern Orte vorstellen werde. —. Wenn man diese Nüsse in
P a l l a s R. ir B. G g