Von der Niedrigung und dem Busen Al ab u g a nahm ich
nun den Weg südwestwärts, über die selbige umgebenden
Sandhügel. Zwischen diesen Höhen liegen ein Paar unbeträchtliche
Salzseen. So bald wir die Sandhöhe hinauf waren, gieng
der Weg Anfangs über flachgewellte, dürre, einförmige, sand-
liafte Steppe, w o, aufser magern Gräsern, grauer Wermuth, Bastartwurmsamen,
Salsola prostrata, Chrysocome villosa, und zer-
Stieut Teucrium Polium, Salsola Uudjlora, slsLrayalus tenuijolius
und Delphinium Consolida, fast die einzigen noch kenntlichen
Pflanzen waren. Auf den hohem Puncten hat der Wind Sandschollen
zusammen geweht; besonders liegt etwan 35 Werste
von Al abug a eine mächtige Strecke hoher Sandhügel vor, die
D s h a n a i -U l a n genannt werden, wo wir auf dem von A s t r a chan
nach dem Kumaflusse führenden Wege, auf welchem die
Korntransporte geschehen, unweit guter Brunnen, die kaum, anderthalb
Arschinen tief in den Sand gegraben sind, unser Nachtlager
nahmen. — Der Sand ist hier stellenweise durch ein
schleimiges Wesen zusammen‘ gebacken und steht oft steil an.
Überall sind viele Muscheln, auch Knochenbrocken darin eingemischt,
und ich fand, zu meiner Verwunderung, unter andern
auch ein klares Stück von einem Belemniten darin, welches
durch Ströme, aus dem kalkigen Vorgebirge des Caucasus,
unter den Sand des vormaligen Seebodens mufs geführt worden
seyn. Es wuchs hier viel Elyinus und Phiomis Herba venti, auch
Herniana hirsuta, Euphorbia Esula und Chamaesyce im Sande.
Letztere, nebst dem Afterwurmsamen, und Delphinium Consolida,
waren die einzigen Pflanzen, welche das hungrige Zugvieh der
Durchreisenden verschont hatte. Scarites Bucida *) und einige
Tenebriones waren hier noch ziemlich häufig.
Den 31 sten August wurde die Reise südwestwärts fortgesetzt.
Wir liefsen uns bald von den hohen Sandhügeln herab
und kamen zuerst durch steil ausgewaschene, darnach immer
flächere, trockene, pflanzenlose Salzgründe verschiedener Gröfse,
womit die ganze Fläche häufig besäet und gleichsam ausgehöhlt
ist. Zwischen den nächsten lag noch Sand, weiter hin aber war
es eine dürre Lehmsteppe. Diesen Zug von häufigen, unzusammenhängenden
Salzpfützen beschlofs ein sehr grofser, weit westwärts
in die Länge gestreckter Salzgrund, von dessen westlichen
Ende sich andere, zerstreuete Salzgründe an röthlich tlio-
nigen Höhen hinziehen. — Auf diesen langen Salzgrund folgt
noch ein Zug Flugsand und dann abwechselnde Salzgründe, mit
zwischenliegenden sandigen Höhen; endlich aber eine fast ganz
ebene, mehrentheils salzige Steppe, hin und wieder zwar mit
Sand überwehet, durch welchen aber Tamarisken und andere
salzliebende Gewächse durchstechen. Diese flache Steppe sinkt
endlich, ungefähr 35 Werste von den Brunnen und Sandhügeln
D s h a n a i -U l a n , zu einem flachen Salzgrunde von unabsehbarem
Umfange ab, den an der Südseite eine viel Werste lange
Schilfstrecke begrenzt. Diese wird von den Tataren Kamy s c h -
burun (Schilfspitze) oder auch K a r a -K u j o n (schwarzes Binsenmoor)
genannt und soll sich gegen die erste oder nördlichste
Po d k umo k oder verwehete Wasserspur des Kuma ziehen. —
') iSov. Spec. Insectorum T a l . G.