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Mischung, die von der B e rd a hergeholt sind, aufgemauert. —
Den Anzug der Griechischen Bauerweiber werde ich bey denen
in der Krym wohnenden künftig zu erwähnen Gelegenheit haben.
Die meisten giengen hier in blauer Leinwand gekleidet,
mit weifsen Tüchern um die Köpfe.
Wir fanden hier fast nichts, als wilde, uneingefahrne
Pferde und die Bauern, mit ihrem Pfaffen, in frisch angekom-
menem, Krymischen Moste bezecht. Beydes verursachte uns
Aufenthalt, und als endlich vorgespannt war, giengen die Pferde
mit dem einen Nebenwagen durch, und jagten so lange die Höhe
hinunter über das Feld, bis der Wagen in einem kleinen Graben
umschlug. Zum Glück kam dabey niemand zu Schaden und das
Zerbrochene wurde bald wieder hergestellt. Indessen gieng darüber
so viel Zeit verloren, dafs wir erst gegen die Dämmerung
unsere Reise fortsetzen konnten. Wir hatten nur einen mäfsigen
Grund zu passiren und darnach fast lauter Ebene, auf welcher
uns einige brennende Strecken leuchteten, bis an das Flüfschen
B e rd a (36 Werste), wo wir wegen eingefallener Dunkelheit
und der steilen Ufer, auf dieser Seite übernachteten. Es warteten
liier die ersten Nogaischen Schufspferde auf uns, und eine
gute Filzhütte stand für uns in Bereitschaft.
Der Boden war, da wir uns der B e rd a näherten, merklich
mit Granitgrus vermischt. P e t r o f s k a ja K r e p o s t der
letzten Dneprofschen Linie, an der Mündung des B e rd a , lag
uns von hier in Süden, und S a c h a r ie f s k a ja in Norden. Die
See soll ungefähr 22 Werste, und P o n äw in a C h u t e r , am
Berda, 10 Werste entfernt seyn.
Das B e rd a flüfschen wird von den Tataren K a j a ly k genannt.
Dieser Name hat leicht in K a ja llia und K a lk a von den
Russen umgeändert werden können und es liefse sich also muth-
mafsen, dafs dieses der jetzt unbekannte Bach K a lk a gewesen
seyn könne, an welchem , nach den Russischen Geschichtschreibern,
die vereinten Russischen Fürsten und Polowzen von den
Tataren die erste Niederlage erlitten. Andere wollen, mit weit
weniger Wahrscheinlichkeit, den Bach K a le z , der über Mariu-
pol in den K a lm iu s fällt, dafür halten. — Das Berdaflüfs-
chen ist höchstens drey Faden breit, an seltenen Stellen über
eine Arschine tief, schnellströmend, ob es gleich keinen rechten
Ausflufs in die See hat, krystallrein , und hat hier seinen Lauf
von N . nach S. in einem tiefeingeschnittenen, Felsen bekränzten
Canale, fast ohne Niedrigung, über lauter weifsen Quarz-
grüs von verwittertem Granit, fast wie der in der Kalkerde bey
M a r iu p o l eingemischte. Das linke Ufer sinkt hier mehren-
theis sanfter ab und hat weniger Felsenpartien, das rechte aber
zeigt abwechselnde Granitfelsen, als ob der Flufscanal das Granitfeld
hier gleichsam abgeschnitten hätte. Der Bach führt sehr
schmackhafte und häufige Fische, auch in seiner obern Gegend,
wo er ein unterbrochenes Steppenwasser ist, und auch viel
Krebse hat. Ich fand darin die Malermuschel, die kleine Caspi-
sche Muschel , und die niedliche Nerita littoralis.
Die Felsen auf der rechten Seite zeigen den G ra n it und Merfc-
G n e ifs in so merkwürdigen Verhältnissen, dafs sie eine beson- ^ U1
G r a n i t l
dere Beschreibung verdienen. — Die nächsten aus derben Gra - gen.
nitlagen verschiedener Art, die mit Lagen von g e s c h ie f e r t em