fuhren, hatte häufiges und schönes Tamariskengebüsch und längs
dem Flufsufer einiges Unterholz von Pappeln und Weiden: das
erste, welches sich an der K um a herauf zu zeigen anfängt.
T e r n y ist eine der neuesten Russischen, aus verschiedenen
Statthalterschaften in die hiesigen wüsten, aber fruchtbaren
Gegenden versetzten Colonien, die nach der im Anfänge erlittenen
Noth, von der aufserordentlichen Fruchtbarkeit des Bodens
eine glücklichere Zukunft zu erwarten haben. Das Dorf liegt
innerhalb eines halbtrockenen Nebenarmes des Kumaflusses.
Uber denselben ist, nicht weit von hier, eine Brücke, über welche
der von Z a r i z y n nach M o sd o k führende, so genannte
Tomskische Weg *) geht. Derselbe führt zu dem jenseit der
Kuma gelegenen Kasakendörfchen und Meyerhofe W o 1 o -
d im e r o f k a , welches der in N a u r wohnhafte, wegen seiner
vortrefflichen ökonomischen Anlagen und Stutereyen berühmte,
nunmehrige Generalmajor S a w e l ie f , als die allererste Ansiedelung
am Kuma, erbauet ha t,-d a er, noch als Kasaken obrister,
im Jahre 1772 eine Colonie Dubofskischer Kasaken, von der
Wolga an die Caucasische Linie führte. Die Bauern in T e r n y
lebten noch fast alle in unterirdischen Wohnungen (S em lä n k i)
und viele konnten kaum ihre Blöfse bedecken. Allein an Getreide
hatten sie schon einen Überflufs, und nichts als Weitzen-
brod war bey ihnen zu finden. Das fruchtbare Land erstreckt
*) Diesen Namen bebalt der Weg von dem Tomskischen Infanterie - Regi-
gimente, welches, um das Jahr 1773 diesen Weg zuerst durch die Steppe
nahm. Es ist dér im d r i t t e n T h ë i l è meiner ältefri R e i s e S.’ '5 8 1
his 591. beschriebene Trakt.
sich aber nur auf sieben bis acht Werste den Ström abwärts, da
abermals salzhafte und sandige Steppe folgt.
Wo der Weg aus der Niedrigung wieder auf die höhere
Steppe führt, ist wieder der erste Grabhügel zu sehen, der mir,
seit ich die Wolga aus dem Gesichte verlor, aufgestofsen ist und
deren es von hier ah längs der Kuma herauf zu beyden Seiten so
viele giebt. Es ist ein ungeheurer Hügel, nahe an drey Faden hoch
und über dreyfsig Faden im Durchmesser. Einige kleinere liegen
in der Nähe. Es giebt aber der grofsen, längs der Kuma,
viele und diese sind riesenmäfsig. Einige Werste höher am
Flusse liegt einer, der jenen noch übertrifft.
Von liier ’ an war mit dem veränderten, schwärzlich gemischten
Boden der etwas mehr erhöhten Steppe Colchicum au-
tumnale überall häufig in Blüthe zu sehen. Alle Pflanzen waren
liier, der Dürre ungeachtet, riesenmäfsig gewachsen. Besonders
auffallend war die ungewöhnliche Gröfse von Ceratocarpus arena-
rius, Statice Scoparia, Salsola sedoides, Polycnemum dichotomum,
Atriplex patula und der nun sparsamem Atriplex laciniata. . Verschiedene
Chenopodia wuchsen dagegen häufig, und mehrere, in
den Caspischen Steppen gemeine Salzkräuter, zum Beyspiel, Salsola
baccifera *), rosacea, hyssopifolia, brachiata, fruticosa, Anabasis
aphylla, Atriplex Halimo ajfinis, waren nicht weiter mehr zu sehen.
Von der höhern Steppe, welche nun gegen die ab und aufwärts
erweiterte Niedrigung einen steilen und beträchtlichen Absatz zu
*) Anabasis foliosa Lin. eine in den Gaspisclien, etwas salzhaften Steppen
längs allen Wegen gemeine, zum Sodabrennen überaus dienliche Pflanze.
PaltjAS R. i r B. O o