Wind östlich und das Thauwetter standhaft, ohne Frost, so dafs
in den ersten Tagen des Aprils aller Schnee von den Ost- und
Südseiten der Höhen schnell wegthauete, in die Meinen Bäche
und Wasserschluchten in reifsenden Strömen rauschend zusammen
schofs und zur Wolga stürzte, deren Eis nunmehr auch sehr unsicher
wurde und viele offene Stellen bekam. Nun sähe man
alle Zugvögel, sonderlich unbeschreiblich viel Raubvögel, Züge
von Schwanen und Gänsen verschiedener Arten, die Staare,
den 4ten April die ersten Schwalben, und mehrere andere, häufig
ankommen und zum Theil nordwärts ziehen.
Den Sten April liefsen schon die Schneebäche von den Höhen
fast völlig nach, und das hohe Land fing an zu trocknen,
wo überall- die Tulpen und Bulbocodiumj vernum hervor sprofsten
und die ersten Käfer und Zeisel ( Citillus) erwachten. Den jten
April kam Charadrius gregarius häufig au, und heute gieng auch
das Eis der Wolga-völlig los, worauf sich ein warmer Regen einstellte.
Nun gieng es mit der Vegetation so schnell, dafs den
%ten April in den warmen Gründen und Schluchten Fumaria bul-
bosa, Viola odorata, Ficaria, Omiihogalum luteum, Scilla arnöena,
Tulipa sylvestris und S biflora, und Bulbocodiwh vernum in volle
Blütlie kamen. Den gten April ward ein wêifser Kranich ( Grus
Leucogeranös, russ. St e r ch) jenseit dér Wolga geschossen, der
auf dem Anfänge des Rückens und auf dem Aufsern der Flügelarme
ganz dunkel goldgelbe Federn hatte, und vermuthlich sehr
alt war.
Bey so bewandten Um staden machte ich mich zu meinen
vorhabenden botanischen Reisen an der südlichen Wolga fertig,
und gieng zuvörderst nach der Colonie der evangelischen Brüder
Sarepta oder Sarpa genannt, wo ich bis! zum lQten blieb und
darin langsam den Weg gegen As t r a ch an fortsetzte.
Üb e rZ a r i z y n ist wenig demjenigen beyzufügen, was ichBemer-
davon im d r i t t e n .T h e i l e mehr er vorigen Re i s en gesagt habe. "b euy “ S.Z »e a n n
Der Ort hatte sich, aufser neugebaueten hölzernen Buden, wenig zyn.
an Gebäuden verbessert. Allem da er im Sommer dieses Iahres
gröfsten Theils eingeäschert wurde, so wird das neue Zarizyn
vermuthlich besser bebauet erscheinen.
Durch ehre genaue Messung fand ich, dafs der Boden,
worauf die Festung liegt, über der niedrigen Wasserlinie der
Wolga 126 Englische Fufs erhöhet ist;. und die Höhen, welche
von da aufwärts liegen, machen eine noch viel beträchtlichere
senkrechte Erhabenheit aus.
Im obersten Theile. des G l u b o k o i Buje rak (tiefen Gruft),
der die ersten Höhen oberhalb Zarizyn durchschneidet, schon
bis air die Linie reicht, und jährlich tiefer einreifst, sind zu unterst
schöne, schwarzgraue, feine Thonlagen' entblöfst, unter
welchen grauer, weifslieh und bräunlich geblätterter Walkerthon,
mit sandigen Ablösungen durchsetzt, und darüber vielfarbige
Sand- und Thonlagen, mit eingestreuten buntfarbigen Kieselnieren,
zu oberst aber, wo das Wasser einen kesselförmigeh Teich
ausgewaschen hat, unter dem obersten Lehme ein Lager von
dem schönsten, gleichförmigsten und lockersten, milchweifsen
Quarzsande liegt, dergleichen von Glasfabrikanten und Kunstgärtnern
gesucht wird. — Und diese durchmischten und verschiedentlich
abgebrochenen Lagen beweisen genugsam, dafs der