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Es dünkt mich gleichwohl sehr zweifelhaft, ob diese Maulbeerbäume,
deren Abbildung im zw e y t e n T h e i l e der Flora Ros-
sica Pla t t e 1. befindlich ist, als eine besondere Gattung aufgestellt
zu werden verdienen; oder ob dieser so ‘.genannte Morus
tatarica nur eine Abart von Morus alba sey, wohin auch vielleicht
Morus inäica gehören möchte.
Be s rodna ja S lo b oda hatte sich seit kurzem eine neue
Kirche gegeben, die dem.Dorfe ziemlich theuer zu stehen kommt
und dessen zunehmenden Wohlstand beweiset. Hingegen ist
Seiden- das Haus des gewesenen Directors der Seidencultur, welches der
de^ aVIi - Krone hocl1 Senng angerechnet worden, wegen seiner schlechten
tuba. Bauart in weniger als 15 Jahren völlig zusammen gestürzt, und
ein ähnliches Schicksal droht dem zur Seidenzucht unterhalb des
Dorfes, am Rande der!hohen Steppe, von dem gewesenen Director
Herr R y t s c h k o f angelegten Gebäude.
Dieser Ort und dessen Bestimmung zur Seidenanlage nahm
unter der Regierung der Kaiserinn Elisabeth .seinen Anfang. Es
wurden dazu Armenianer und Ausländer, die zum. Seidenbaue
Lust hätten, deren aber kein einziger, wegen der bessern Gelegenheit
am Terek, sich hier ansässig: gemacht hat, eingeladen,
und die liier in der Niedrigung vorhandenen wilden Maulbeerbäume
gaben dazu Gelegenheit. . Ungefähr: 250 verlaufene Bauern
wurden zu eben dem Ende hier zu einem Dorfe angesiedelt und
ihnen völlige Freyheit von allen' Abgaben geschenkt, mit dem
Bedinge, dafs sie sich auf den Seidenbau legen sollten; und der
Ungarische Major Pa r o b i t s ch , welcher die durch ihn angelegten
Weingärten in Astrachan unter seiner Aufsicht hatte, sollte
auch dièse Seidenzucht dirigiren. Es geschähe aber zu seiner
Zeit, weil ihm sein Hauptgeschäft genüg zu thun gab, wenig
oder nichts hierin.
Unter der Regierung Ih r o Ma je s t ä t der Ka i s e r inn
Ca th a r in a der Zw e y t e n , wurde aus Astrachan der Hofrath
N e b o l s i n nach A c h tu b in s k o i Go r o d o k beordert, um den
Seidenbau mehr in Gang zu, bringen, und es wurde auch ein
glücklicher Versuch damit gemacht. Die Bauern aber wollten, sich
durchaus zu diesem Gewerbe nicht bequemen, da ihnen der
Fischfang, zu jeder Jahreszeit reichliches Auskommen gewährte,
und bestürmten den Hof mit Bittschriften, dafs man sie lieber
zu Kasakendiensten gebrauchen sollte. — Gleichwohl wurde im
Jahre 1772 der damalige Assessor, nun Collegenrath N i k o l a i
Piy t s chkof , mein ehemaliger Reisegehülfe, bey dieser Seidenanlage
angestellt, und Ihro Ka i s e r l i c h e Ma je s tät geruheten
eigenhändig eine Instruction für die Seidenzucht aufzusetzen.
Der neue Director fand Mittel, selbiges Jahr sechs Pud Seide
und eine zunehmende Menge in den folgenden Jahren an den
Hof zu liefern, und brachte es dadurch und durch persönliche
Verwendungen dahin, dafs seine Anstalt zu erweitern beschlossen
wurde. Im Jahre 1779 ergieng der Befehl, dafs das Kaiserliche
Ökonomiecollegium 1300 Familien freywilliger Bauern aus
den Kaiserlichen Ökonomiegütern an den Director der Seidenanlage
abgeben sollte, die auch wirklich innerhalb ein Paar Jahren
hieher verpflanzt und in sechs Dörfern längs der Achtu b a
ansässig gemacht wurden. Sie sollten eben die Freyheiten, wie
jene ersten geniefsen, dafür aber sich auf die Seidenzucht, nicht
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