K i r g i s i sche
D ö r f e r ,
weil es sonst schilfige Seebusen gewesen, ein sehr schwarzes
und fettes Erdreich. Die Höhen der Steppe, welche gemeiniglich
mit einzelnen hohen Grab- oder Signalhügeln *)
noch mehr ausgezeichnet s ind , haben einen röthlichgelben
Lehm zur Dammerde und erzeugen wenig Mulm. -Wir fuhren
in der Niedrigung Ka r a k u i über 20 Werste, ehe wir
eine beträchtliche Höhe, mit solchen Hügeln , hinauf kamen
, von welcher wir den nordwestlichsten Einbusen des
S i wa s c h mit einem ziemlich steilen Ufer liegen sehen
konnten. Nach 56 Wersten kamen wir in das Dorf
K u j e n l y , welches in einem ähnlichen, gegen obigen Busen
des S i wa s ch sich fortzielienden, thonigen Grunde,
an Brunnen liegt. Die Einwohner sind so genannte Ki r -
g i s - T a t a r e n , die aufser dem Ackerbaue, einen starken
Handel mit Getreide und -Vieh, auch andern Waaren
für die Nogaier führen. Ikre Ökonomie i s t , wie bey
den Taurisehen Steppentataren. Ihre Wohnungen stehen
gemeiniglich ohne Ordnung in einzelne Gehöfte zerstreut, so
dafs jede Familie ihre Wohnungen, -Ställe, Vorrathshäuser
, Heu - und Kornhaufen und Feuerung , im Viereck
bey einander hat Die Häuser bestehen melirentheils
*) Es ist -nicht zu zweifeln, dafs, besonders in der Kiym und der
Dneprofschen Steppe viele grofse Hügel, entweder als Warten,
oder als Grenz- und Ortshezeichirang vor Alters aufgeschüttet worden,
sind.
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aus einem Vorhause, mit einem Kamine, der zum Kochen
der Speisen einen Feuerplatz an der Erde, und einen aus beworfenem
Flechtwerke bestehenden Ranchfang und Schornstein
hat; dann aus einem Zimmer, worin zuweilen ein kleiner kubischer
Ofen und ein niedriger Divan, der mit Polstern und Teppichen
oder Filzen belegt ist; ingleichen noch einem ähnlichen
Weiberzimmer. Die kleinen Fenster sind mit ausgespreitzten
Blasen verschlossen. — Ihre Feurung besteht aus Kulifladen
und andern mit Kräutern und Stroh durchgetretenen Viehdünger,
den sie sonderlich gegen den Herbst sammeln, wie Torf in
Ziegel formen und also trocknen. Diesen Misttorf (Ti s äk )
setzen sie in Stöfsen oder dicken hohlen Wänden auf deren
Inneres mit ungeformten trockenen Fladen gefüllt ist, und die
gemeiniglich einen Winkelhaken bilden. Von aufsen werden
selbige, um die Feuchtigkeit abzuhalten, mit frischem Kuhmiste
verschmiert und oben mit einer Lage trockener Kräutersteneel
zum Anzünden des Feuers, mehrentheils der überaus häufig
dort wachsenden, besondern Centaurea, die sie Ku r a i *) nen
nen, bedeckt, worüber Rasen gelegt werden, damit sie der
*) Diese, wie es scheint bey den Botanisten noch unbenannte, in Taurien
und der ganzen Dneprofschen Steppe höchst gemeine Pflanze, ist un-
geachtet ihren- dürren, harten- und scharfen Stengel und Blumen das
be^te, Winterfutter der Schafe, und wird auch zu diesem Zwecke i
Menge gemäht. Sie kommt der Centaurea, salmantica am nächsten, ’ hat
a'ber sellr Weine Blumen’ eine» sehr: zweigigen Stengel und federartine
Blätter. ::?.- c i ; .. ;■ ' « ' b
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