schönste Aussicht ist; so wie ich auch in Sibirien die alten Grabstätten
jederzeit in der besten und angenehmsten Lage gefunden habe.
Sein- wäre es für die Russische Alterthumskunde zu wünschen, dafs
ein Landesbesitzer dieser Gegend einige dieser Hügel mit Muse
und Aufmerksamkeit untersuchen liefse, und das Gefundene bekannt
machte.
Die seit dem Jahre 1763 in dieser Gegend entdeckten kohlenartigen
Flötze haben bisher zwar noch nicht die Zufuhr der Brittischen
Steinkohlen für die Residenz überflüssig gemacht, scheinen aber
doch eine bessere Hoffnung für die Zukunft zu gewähren, und
werden dereinst, bey immer zunehmender Holztheurung, vielleicht
eine sein willkommene Hülfe geben, zu welcher man jetzt noch nicht
mit Ernst zu greifen nothgedrungen ist. Ohnstreitig werden tiefere
Kohlenlagen hier aufgedeckt werden können und müssen, wenn
man den wahren Nutzen davon haben will.
In W y s ch n o i - W o 1 o t s c h o lt, welches zur Kreisstadt gemacht
worden und wegen der Hauptfehleusen der grofsen Was-
sercommunicatiön Rufslands., für die Residenz ein so wichtiger
Ort ist, fand ich, nach zwanzig verstrichenen Jahren, einen grofsen
Zuwachs des Verkehrs und Wohlstandes , stärkere Bevölkerung
und zum Theil wohlgebaute Häuser.
Die seit meiner vorigen Reise, so wie G r o f s -N o w o g r o d
ganz umgeschaffene, uralte grofsfürstliche Residenz T w e r , war
jetzt so weit zur Vollkommenheit gediehen, dafs sie für eine der
schönsten und regelmäfsigsten Provinzialstädte von Europa gelten
kann, so wie sie auch in Absicht des Locals und der Communica-
tion eine sehr glückliche Lage und alle Landesproducte wohlfeil
und im Überflüsse hat. Gemeiniglich lassen sich Reisende hier mit
lebendigen Sterletten bedienen, die man aus der Wolga herauf
bringt und in Fischbehaltern immer vorräthig hat.
Auch in T o r s c h o ll fand ich einen grofsen Zuwachs des
Verkehrs, Der wachsende Baltische Handel und die Vertheurung
der ausgehenden Landesproducte und aller Zufuhr der Residenz
Schemen der inländischen Betriebsamkeit ein neues Leben gegeben
zu haben, und sind nur für die Hauptstädte nachtheilig, wo das
kaufmännische Steigern der in und ausländischen Bedürfnisse des
Wohllebens, und die mit den Bedürfnissen zunehmenden Preise aller
Handarbeit, mit dem Vermögen der Rentenierer nicht im
Gleichgewichte geblieben ist.
M o s k a u hatte ebenfalls, seit den letztem zwanzig Jahren, Rcsi
an Pracht der Gebäude, an Feinheit der Sitten, an ’ Geschma.ck’, aber Mf *ons'
auch an Luxus unendlich zugenommen, und die Vertheurung aller
Lebensbedürfnisse war eben so auffallend, als der Überflufs an allen
Leckereyen, die sonst in dieser ungeheuren Stadt noch Seltenheiten,
und gröfstentheils nicht einheimisch waren. Die in den
wenigen Jahren auf- einem hohen Gipfel vermehrte Gartencultur
hat alle Arten von Gemüsen und Früchten überschwänklich häufig
gemacht und man kann sagen, dafs diese Producte allein, durch
den Überflufs, in billigen Preisen bleiben-, ja vielmehr jährlich
wohlfeiler werden müssen. Mitten im Winter kann man die aller-
gröfsten, durch Mistgräben getriebenen Spargel in Menge haben, die
auch nach Petersburg versendet werden. Frühe getriebene Früchte
smd liier keine Seltenheit und im Sommer kann man die trefflichsten
Sorten von Kirschen, Apricosen, Pfirschen, Birnen und Äpfeln,