wovon ich noch hin und wieder Frohen sähe, haben sich die
meisten Einwohner artige und reinliche Häuser, gröfsten Theils
aus Bruchsteinen erbauet und mit Hohlziegeln, die sie,sehr gut
verfertigen, gedeckt. Sie haben, aus eigenen Mitteln, in der
Mitte des Ortes ein ordentliches Rathhaus, mit einem Quadrate
von guten Kramläden erbaut, wo man allerley gemeine Waaren
dortiger Arbeit, Victualiën und Brod, welches in den nach Asiatischer
Art ganz offenen Bäckerläden öffentlich und auf das reinlichste
geknetet und gebacken wird, haben kann, und wo aus
den umliegenden Gegenden viel Verkehr ist, besonders weil unter
den Kasaken wenig Handwerker sind. Die Stadt hat drey
Kirchen und nach der Seite der Rostowschen Festung, etwas
abgesondert, ein aus Bruchsteinen wohlgebautes Kloster, mit
einer schönen steinernen Kirche. Die Strafsen sind regulär vertheilt
und die Häuser in gutem, sichern Abstande von einander,
mit allen Bequemlichkeiten angelegt. Auch die hölzernen, mit
Thon beworfenen, sind mit Dachpfannen gedeckt und vor
Feuersbrünsten gesichert. — Die meisten Einwohner sind Kaufund
gute Handwerksleute, worunter Saffiangerber, sehr gute
Schneider, Stellmacher, Schmiede, Weber,- Tischler, Töpfer,
Maurer, und dergleichen, sind. Die Bäcker bereiten gutes und
schmackhaftes Brod, so wohl von Rocken- als Weitzenmehle,
dessen Bereitung die Russen, unter allen Europäischen Völkern,
noch am wenigsten verstehen. Taurien hat an diesen Leuten fast
alle seine guten Handwerker verloren, und leidet nun, seit dessen
Besitznehmung, daran noch immer Mangel. Anfänglich ist
auch eine Tuchfärberey hier im Gange gewesen. — Die Stadt
liegt von der Festung R o s t ow s k nur ungefähr eine Werst östlich,
auf eben der hohen Fläche, am Rande des steilen Absatzes
der Niedrigung, und stellt gleichsam eine zweyte Vorstadt derselben
vor. Einige Asiatische runde Windmühlen, mit horizontaldrehendem
Windrade, die bey allen Winden mahlen, und
durch einen Kranz mit Windladen, nach der Stärke und Richtung
des Windes' temperirt werden können, liegen auf der
freyen Höhe umher und sollen eine ursprünglich Armenianische
Erfindung seyn. In der Krym sind deren, sonderlich bey
K o s l o f oder Eupa tor ia, viele im Gange, und die V i g n e t t e \
No . x2. giebt eine Idee davon.
Mit zufriedenem Herzen über den anscheinenden Flor
dieser Colonie, welche die Hand, die sie hieher führte, zu
segnen scheint, fuhr ich von da, bis zur Festung St. Dmi -
t r i j ä Ro s t ows k a g o ( t Werst), bey welcher ich, weil G ü l dens
t ä dt davon geredet hat, ohne zu verweilen die Pferde
wechselte.
Diese sehr vernachlässigte Festung, die doch, als ein Zaum
für die Donischen Kasaken, ferner zur Sicherheit der Flufsmün-
dung, und endlich wegen des Zolles, wichtig zu seyn scheint,
liegt frey, mit einer Hauptkirche, auf einer geringen Höhe, an
deren westlichem Abhange die beträchtliche Vorstadt, mit drey
Kirchen, gebaut ist. Die Post steht, bis in den späten Herbst,
aufser der Stadt, und wird von Donischen Kasaken gehalten,
deren Gebiet das nicht sehr grofse Gebiet der Festung und der
darauf angesetzten Armenianischen Sloboden oder Dörfer rund
herum einschliefst.