R ü c k r e i s
e n a c h
T s c h e r -
n o i j a r s k .
V i g n e t t e
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vulgare *), verschiedene Wermutharten, Täschelkraut, und am
Ufer hin Lycium tataricum, Rubus caesius, Messerschmidia, Xan-
thium, Astragalus contortuplicatus, wilder Hanf und allerley Melden.
Morus nigra war jetzt in voller Blüthe; es waren aber nur
noch wenige von diesen Bäumen übrig. Nördlich auf der Fläche
liegt eine Sajzpfütze, bey welcher Salicornia herbacea häufig
keimte.
Ich entliefs hier das Kasakencommando und die Tataren,
welche mich durch die Steppe begleitet hatten, und fuhr den
sosten Mittags weiter. Oberhalb S e l i t r ä n o i legen sich beträchtliche
Sandhöhen an die Achtub a , und bilden die so genannten
fünf steilen Ufer (au f Tatarisch B i s c h -D s h a r , auf Plus sich
P ä t Jary). Zwischen den Höhen sind’ schöne, grasreiche, steile
Gründe, in einigen auch Salzpfützen, wo Lepidium crassifolium **)
mit ziemlich dicken, dem Meerrettige ähnlichen Wurzeln zu finden
war. Seitwärts liefsen wir andere Hügel, welche die Tataren
S ch o g g ä s y nennen, und auf derer einem sie einen Begräbnifs-
platz haben. Auf einem'andern, einzelnen, conischen Hügel
haben die Kalmücken, welche hier auf Vorposten gestanden haben,
ein sonderbares Opferdenkmaal gestiftet. Es ist eine ganz
von auf einander gepafsten Pferdeschädeln und Kinnbacken errichtete
runde Pyramide auf der Spitze des Hügels, um welche
ein kleiner Wall und Graben gezogen und mit ordentlich gelegten
Pferdegebeinen verziert ist. Die in dieser Gegend vor einigen
Jahren an einer Seuche häufig verreckten Pferde der überwinternden
Kirgisen und des Pickets haben ihnen hiezu
die Materialien gegeben. Ganz zu oberst liegt" ein besonders
grofser Pferdekopf, mit der Nase gegen Osten gekehrt.
Die übrigen Köpfe der Pyramide liegen alle mit der Nase
einwärts. Die Vi gn e t t e No. 3. giebt davon eine hinlängliche
Vorstellung.
In dieser Gegend kommt zu der Ac h tu b a der so genannte
Glucho* A s c h u lu k , der weiter oben, bey Ogurma , einem
Nebenarme der Achtuba, C h a r a - u s s u k aufnimmt. Letzterer
geht gleich unterhalb S a s s ik o l von der Achtuba ab.
Von obigen Hügeln, auf welchen uns das erste Gewitter
mit Platzregen überraschte, und auf welchen der Cordonposten
Gory Ka r a b a l i steht, kamen wir bey heiterm Abende, doch
unter beständigem Wetterleuchten, in eine weite, ganz mit Hol-
cus odoratus und Triticum repens überwachsene Niedrigung, K a -
r awa i l y genannt, wo jetzt viele A u l i oder wandernde Dörfer
der Kundurof ski s chen Tataren, und unter diesen auch
die Familie meines Tatarischen Begleiters A r s l a n , eines
reichen Ältesten dieser Tataren, gelagert standen. Ich fand
hier bequeme Filzhütten für uns aufgeschlagen, wo ich desto
lieber übernachtete, weil in der Nachbarschaft nomadischer,
mit allerley Viehherden umgebener Läger, die Mücken
gleichsam yerschwinden, die um diese Zeit in der Wblgischen
Niedrigung unsäglich häufig sind, und dem Reisenden, wenn
er nicht mit einem Mückenzelte versehen i s t , keine Ruhe
lassen.