hatte, und weil alle Chane in den Provinzen deutlich genug
einsallen, dafs er seihst unter dem Namen seines Neffen regieren
würde, so machten alle, auch S a d u k -C l i a n nicht
ausgenommen, welcher in Bassora als Statthalter b lieh, die
bestmöglichen Anstalten, um S ä k i -C h a n den Gehorsam aufzukündigen.
Die ersten Empörungen brachen, 5 Monate nach Kerim -
Chans Tode, in der Gegend von Ispahan aus. S ä k i -C h a n
brach dahin, mit einem zahlreichen Heere, von Schiras auf und
nahm zwar seinen Neffen A b d u l - F e t t a a mit sich, aber in
Ketten; die übrigen Söhne K e r im-C h a n s hinterliefs er in
S c h i r a s , unter der Aufsicht seines Sohnes A b k a r -C h a n .
Seine erste Unternehmung gieng auf eine kleine, drey Tagereisen
von I spahan gelegene Stadt Po c h imk a l a , die, sich mit
mehrern andern empört hatte.- Er eroberte selbige ihrer Festigkeit
ungeachtet und liefs alle Einwohner, selbst die unschuldigen
Kinder nicht ausgenommen, über die Klinge springen.
Diese und andere Grausamkeiten verbreiteten unter seiner eigenen
Armee Schrecken und Widerwillen, und brachte besonders
die Unterbefehlshaber dermafsen auf, dafs sich einige derselben
mit einem gewissen A l i b e k - S a n d verschworen, ihn zu töd-
ten. Diese eröffneten ihr Vorhaben dem gemifshandelten A b d
u l - Fet taa - Chan, der sich aber in nichts einlassen wollte,
sondern ihnen alles anheim stellte. Die Verschwornen blieben
dessen ungeachtet bey ihrem Vorsatze, brachen zur Nachtzeit mit
offener Gewalt in S ä k i - Chans Hoflager ein, und brachten ihn
um. Dem A b d u l - F e t t a a wurden die Fesseln abgenommen,
und bey der Morgenmusik wurde er als rechtmäfsiger Beherrscher
von Persien ausgerufen *).
Solchergestalt gelangte nun zwar A b d u l - F e t t a a - C h a n
auf seinen väterlichen Thron, die Unruhen um I spahan wurden
gestillt, und er zog wieder nach Schiras, von wo er unverzüglich
seinen andern Oheim S a d u k -C h a n zu sich entbieten liefs,
der auch so gleich einem andern die Statthalterschaft auftrug
und zu ihm eilte. S a d u k - C h a n schien Anfangs nicht nach
der Herrschaft zu streben, sondern suchte seinem Neffen nur
mit gutem Rathe an die Hand zu gehen. Allein A b d u l - F e t ta
a , anstatt sein Reich zu befestigen und die abtrünnigen Chane
in den Provinzen wieder zum Gehorsam zu bringen, begrub
sich in seinem Harem, vermehrte die Zahl seiner Concubinen,
ergab sich der Völlerey, und machte dadurch alle seine Unter-
thanen von sich abwendig. Als S a d u k - C h a n sähe, dafs
nichts fruchten w ollte , entschlofs er sich, mit Zuziehung der
vornehmsten Räthe, zu Ausgange des Jahres 1779 den schwachen
A b d u l - F e t t a a - C h a n in seinem Harem gefangen zu nehmen
und sich selbst an das Ruder zu setzen. Bey dieser Begebenheit
soll sich die Mutter des Abdul Fettaa in einem Theile des
Harem verschlossen, und sich mit ihren Wächtern auf das
Nach Ausrottung des Schahischen Titels war iri allen Provinzen Persiens
die Gewohnheit, bey der Abend- und Morgenmusik ausrufen zu
lassen: In d ie s e r S t a d t u n d P r o v in z i s t j e t z t d ie Z e i t dieses
oder jenes C h a n s ! Während K e r im - C h a n s Regierung mulste
überall gerufen werden — d e r Z e i t i s t in d i e s e r S t a d t K e r im -
C h a n -W ä k i l u n d d ie s e r o d e r je n e r C h a n ! Das Ausrufen geschieht
durch ein blechernes Sprachrohr.