Die Tsckerkessen sind überhaupt genommen ein schönes
Volk. Die Männer, besonders die Vornehmen, sind mehrentheils
von grofser Statur, schlank, hei'kulisch gebaut, sehi
schmächtig über den Hüften, klein von Fufs und stark in der
Faust und im Säbel. Sie haben mehrentheils ein Römisches
und martialisches Ansehen, doch sieht man einigen eine Vermischung
mit Nogaischen Müttern an- Die Weiber sind zwar
nicht alle Tscherkessische Schönheiten, aber mehrentheils wohlgebildet,
weifs von Haut, dunkelbraun oder schwarz von Haaren,
von regulären Gesichtszügen, und man findet unter ihnen
mehr Schönheiten, als bey irgend einer andern ungesitteten Nation,
die mir vorgekommen ist.
Sie leben in ihren Dörfern und Häusern sehr reinlich und
sind auch so in ihrer Kleidung und Speisen. Es würde überflüssig
seyn, eine Beschreibung ihrer gewöhnlichen Kleidung zu
geben, da sie deutlicher aus den beygefügten wohlgetroffenen
Platte iq. Abbildungen abzunehmen ist. Die a c h t z e h n te Piatte-,stellt
einen Tscherkessischen Edelmann in gewöhnlicher Haustracht
und eine Tscherkessische Fürstentochter in Hauskleidern vor.
Die Tracht der Frauen bleibt bis zur ersten Niederkunft dieselbe,
da sie denn erst den Kopf mit einem weifsen Tuche zu
bedecken anfangen, welches über der Stirn glatt angezogen, unter
dem Kinne aber zusammen geheftet wird. Es ist eine schon
bekannte Sache, dafs den jungen Mädchen etwan im zehnten
öder zwölften Jahre von der Brust bis an die Hüften ein Schnür-
kleid oder breiter Gürtel von rohgarem Leder dicht um den
Leib genähet, oder, bey Vornehmen, mit silbern Heften befestigt
wird, welches sie bis zur Brautnacht nicht ablegen dürfen, da
es der Bräutigam selbst mit einem schneidenden scharfen Dolche,
oft nicht ohne Gefahr der Braut, löset. Über dem Hemde tragen
die Mädchen ein Schnürchen, weil das Unterkleid, welches
bis auf die Knöchel reicht, und dem männlichen gleicht, vorn
der Länge nach offen ist. Die Weiber aber tragen weite Beinkleider.
Unter ihrer, fast der Männermütze gleichenden Mütze
tragen die Mädchen das Haar hinten in einem dicken, mit Leinwand
überzogenen Zopfe. Es gehört, nebst obigem ledernen
Schnürgürtel, zur Erhaltung ihrer Taille, dafs die Mädchen
schlecht genährt und nur mit wenig Milch und Gebackenen erhalten
werden. Nach der Schönheitsidee der Tscherkessen, und
auch der Türken, mufs ein Frauenzimmer über den Hüften ganz
zusammen gezogen seyn, und einen nach unten hervorgedrängten
Unterleib haben. Wenn die Frauenzimmer aus dem Hause
zu gehen genöthigt sind, so tragen sie eine Art von Stelzenschuhen,
um die Socken rein zu halten, und an den Händen Fausthandschuhe.
Das Schminken wird bey ihnen für ein Zeichen
der Unzüchtigkeit gehalten. Mädchen dürfen sich wohl die
Nägel mit der Kn a (Balsamina) roth färben.
Auch die M ä n n e r suchen sich von Jugend auf durch den
Riemen, an welchem der Säbel hängt, den Leib möglichst zusammen
zu schnüren und sind daher mehrentheils alle über den
Hüften aufserordentlich schmal. Durchgängig haben sie auch
sehr kleine Füfse, weil sie selbige in ihren saffianen Socken, die
ihnen das Ansehen von Tänzern geben und mit welchen sie
auch zu Pferde sitzen, so enge wie möglich einschliefsen. Die