ihren Zug genommen hätte. Auch sind alle Steinbilder in den
östlichem Gegenden sehr unförmlich und grob ausgehauen, oft
nur eine blofse Maske; in den Ebenen um das Asowsche Meer
aber, besonders denen die nördlich von demselben liegen, ist
schon so viel Bildnerkunst daran gezeigt, dafs man den Gesichts-
character, die Gliedmafsen, das Costum beyderley Geschlechts
Vignette und Zierathen daran erkennen kann, wie die Vi gn e t t e No. 11.
lI ‘ . zeigt, und sie sind daselbst'so häufig, dafs die Nation hier eine
geraume Zeit gewohnt haben mufs. Auf der Vignette stellen a.
b. c. und d. männliche , e, und ƒ. aber weibliche1 Bildsäulen vor.
Die mä n n l i c h e n haben durchgängig auf dem:Kopfe ein kleines
rundes Käppchen, welches nur den Scheitel bedeckt, wie
noch solche Mützen bey den Mongolischen Völkerschaften üblich
sind; die Haare des Scheitels sind in drey Flechten, die sich am
Ende vereinigen, auf dem Rücken herab hängend, der Umfang
des Kopfes aber abgeschoren vorgestellL Die kurze Kleidung,
die Riemen über den Schultern und die Stiefeln sind bey den
heutigen Mongolen nicht allerdings so üblich. Die we ib l i c h e n
Figuren,, welche an den hängenden Brüsten kenntlich sind, haben
Mützen, dergleichen heutiges Tages bey keinem Nördlich-
Asiatischen Volke bemerkt werden. Allein die Korallenmuster
um den Hals und die Haarflechten sind Mongolisch. Beyde Geschlechter
haben breite, platte Gesichter nach Mongolischer Art,
und a l l e Statuen halten vor dem Bauche mit beyden Händen,
eine Schale oder Töpfchen, wie einige TybetaniSche Götzenbilder
vorgestellt werden, von welchem die. Bedeutung schwer zu
errathen ist. Wenn man nach dem Gesichtscharacter dieser
Steinbilder urtheilen w ill, so müssen selbige von einer Mongolischen
Nation herrühren. Und wenn die Hu nn en , [wie aus
deren körperlichen Beschreibung, die uns die Griechischen Geschichtschreiber
hinterlassen haben, und aus einigen Flunnischen
Namen wahrscheinlich ist, ein Mongolischer Stamm, vielleicht
die vor Alters, nach. Kalmückischen Traditionen, westwärts gezogene
Horde der Oelöt *), gewesen sind; so könnte man füglich
diese Denkmäler ihnen zueignen. Ammi anus Ma r c
e l l in u s erwähnt schon dieser Steinbilder um die Ufer des
Pontus, und vergleicht die Gesichtsbildung der Hunnen mit
denselben.
Von einem ganz andern Costum, und scheinbarlich von
einer neuern Nation rühren die Statuen her, die man in den
Ebenen am Fufse des Caucasus antrifft, und wovon Gülden-
städ t im zw e y t e n T h e i l e ’ s e ine r Re i s e , Plat te 2. eine
Probe, mit einer Griechischen Inschrift gegeben hat. Jene von
mir abgebildeten sind sichtbarlich viel älter, niemals mit Inschriften
versehen, und könnten vielleicht den alten Hunnen zugeschrieben
werden, da diese eher in die Christliche Epoche
der Caucasischen Völker zu gehören scheinen, und mit den steinernen
Kreuzen dieser Gegenden ungefähr aus einem Jahrhunderte
sind.
Von Do n s k a j a ab verlieren sich die bisherigen Anhöhen
gänzlich und man sieht nichts mehr, als freye, holzlose Ebene
*J Siehe meine S am m lu n g e n h i s t o r i s c h e r N a c h r i c h t e n über die
Mongolischen Völkerschaften, e r s t e r T h e i l , S. 6.